Books and films about Dean/Bücher und Filme über Dean

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Das Schöne an den Männern

Gisela Steineckert: Das Schöne an den Männern

von Gisela Steineckert
Das Neue Berlin, Berlin 2003. ISBN: 3360012321

Gisela Steineckert widmet ein Kapitel ihres Buches dem "Mann aus Colorado". Die damalige Präsidentin des Komitees für Unterhaltungskunst der DDR erinnert sich an Begegnungen und Zusammenarbeit mit Dean. Dabei erfährt man mehr über sie als über ihn, z.B. über ihre Aufrichtigkeit. Sie hielt ihn für einen schlechten Sänger, was sie ihm nie sagte und auch heute nicht sagen würde. Auf seinen Wunsch schrieb sie ihm deutsche Texte für eine Langspielplatte 1984, an die sie sich heut nicht mehr erinnern mag: Es gibt eine Liebe, die bleibt, Ich allein, Geh hin dort, Wer bin ich und wer bist du, Wenn du fortgehn willst. Dann wandte sie sich an den Chefredakteur der Plattenfirma Amiga, um das Erscheinen der LP womöglich zu verhindern.

Leider fallen in diesem Kapitel auch viele sachliche Ungenauigkeiten auf. Hier nur eine Auswahl: Dean und Wiebke hatten sich nicht bei der Messe in Leipzig, sondern bei der Dokwoche kennengelernt. Dean und Renate begegneten sich nicht bei den Dreharbeiten zu einem Indianerfilm, sondern zu Kit & Co., also nicht als "edler Weißer" und "schöne Squaw". Er hat in Italo-Western nicht mit Marlon Brando, sondern mit Yul Brunner gespielt. Victor Jara hatte Töchter, keine Söhne.

Das Buch enthält keine Abbildungen.

(A.W.)

[...] Leser(innen) finden wird gewiss auch "Der Mann aus Colorado". Dafür sorgen schon die Szenen einer Liebe, die Steineckert miterleben durfte. "Als schwierige Persönlichkeit..., deren Facetten von äußerster Mittelmäßigkeit bis zum Phänomen unkluger Tapferkeit reichten", wird Dean Reed heute von ihr beschrieben. Und noch heute denkt sie, "wir hätten manchmal ehrlicher, also gröber zu ihm sein sollen". Ich denke, wenn sie es damals nicht war, warum muss sie es heute sein, da er tot ist und es nicht mehr schwer ist? [...]

Christina Matte, Neues Deutschland, 22./23.11.2003

Autogramm

S. 171-188

Der Mann aus Colorado

Die Leute vom Fach waren sich ungewohnt einig: Ein schlechter Film, ein schwacher Hauptdarsteller, wieder mal das Geld zum Fenster rausgeworfen. Statt es meinem Projekt zu geben, denkbarer Stoßseufzer lieber Kollegen. Aber der ist doch so schön, seufzte eine Schauspielerin, die beinahe mitgespielt und sicher alles versucht hätte, den Schönen zu vernaschen.

Ein anderes Wort wäre mir nicht eingefallen, ehe ich ihn kannte, bis ich ihn gut kannte, so gut, wie man ihn kennen konnte. Er war als Mann zu hübsch, es wäre unpassend gewesen, von einer Eroberung zu reden. Wenn heute die Mädchen von einem Jungen sagen, er sei süß - was geschmacklos ist - auf Dean Reed schien es zu passen: süß. Wir wurden einander bei einer festlichen Singerei in einem Haus mit großem Saal vorgestellt. Ich dachte, so hübsch hat ein Mann nicht zu sein. Der interessiert sich bestimmt nicht für Frauen. Dieser Haarschopf, diese schmalen Hüften, langen Finger, diese Zähne, so ein Lachen, so ohne jedes überflüssige Gramm Fleisch und dann dieses Lächeln.

Wir lernten uns also kennen, und von da an begrüßten wir uns immer so, dass Zuschauende denken konnten, wir seien verwandt oder hätten uns hinter der Sahara eben in der Oase lebend wieder gesehen.

Das kam nicht von mir, so war er, und so ging er in unserem Breitengrad mit Leuten um.

Das passte nicht in unser kühles Klima, diese besondere Art von amerikanischem Kitsch. Wenn bei denen im Film die meisten tot sind, stehen die Überlebenden am Zaun und lachen. Etwas muss am Ende bleiben, um das es doch schade gewesen wäre, wenn der Frauenschlitzer oder der Orkan das auch noch zerstört hätte. Die Amerikaner haben eine andere Art von Kitsch, die Hälfte ihrer Kultur besteht daraus, und das Fernsehen hat uns die Überreaktion darauf abgewöhnt.

Aber Dean Reed kam zu einer Zeit in die DDR, als wir Übertreibung noch für eine besondere Eigenschaft von ihm hielten. Wir dachten nicht: typischer Amerikaner, sondern: typisch Dean.

Er war kein guter Künstler, das war er nicht. Wenn ich auch einräume, dass Eichendorffs "Taugenichts" sich besonders schlecht eignete, in Bilder und Handlung umgesetzt zu werden. Vielleicht hätte ein anderer das auch nicht viel besser gekonnt, zu spielen, wo kaum Vorgang war.

Ich habe einmal eine frühe Plattenaufnahme von Dean gehört. Ich glaube, er sang das unvermeidliche "Malagenia", kann mich auch irren, es war eins der Lieder, die ich nicht besonders mag. Klang aber gar nicht so schlecht.

Wenig später muss mit seiner Stimme etwas passiert sein, was sich nich mehr reparieren ließ. Tragisch, dass er das entweder wirklich nicht bemerkte, oder nicht wahrnehmen wollte. Als Sänger war er grell, laut, manchmal sogar misstönend, überschrie sich, und in diesen Überzeichnungen war er eben auch "typisch".

Die Kollegen haben ihn vielfach nicht ernst genommen, und bekannte Kollegenschinder nahmen ihn sich besonders vor. Er bot mit seiner Nettigkeit jede Angriffsfläche. Krug nannte ihn Antischauspieler und spezialisierte sich darauf, Reed zu demütigen. Streckte die Hand aus und zog sie zurück, sodass die Rechte von Reed in der Luft hing.

Aber auch andere, sonst weniger grausame Leute, machten sich gern über diesen netten Kerl lustig, dem manches nicht abzugewöhnen war. Man mochte ihm auch nicht sagen: Halte nicht so pathetische Reden, auch wenn ich als eine der wenigen sicher weiß, wie ernst gemeint deine Worte sind.

Nach einem Festival hatte uns der Chef der FDJ zu einem Mittagessen geladen, es gab Schnitzel mit Mischgemüse, das damalige Nationalgericht für größere Tische. Der Mann vom Jugendverband war ein verkrampfter Mensch, ein linkischer, dessen Bewegungen immer anders waren als die Worte. Der Liebling der Jugend wurde er, als er in der Wuhlheide in Berlin die Teilnehmer an den Weltfestspielen in Bulgarien verabschiedete, Ende der Sechziger. Er war Erfurter, nun gut. Aber er sprach nicht gepflegt, sondern fett thüringisch. Mit völlig unnötiger übermäßiger Gestikulation schrie er den jungen Leute zu: "Isch wünje euch, dass ihr eusch in SoPHIA wohlfühlt."

Es hätte ihm doch einer seiner Mitarbeiter sagen können, dass es Sofia heißt, ich unterstelle da Schadenfreude, aber der kurzen Freude folgte tatsächlich der Schaden der Anekdote.

Hätte dieser Mann nicht so eine sanfte und attraktive Frau gehabt, eine gesuchte Ärztin, ich hätte mir nicht vorstellen können, wie er überhaupt mit einer Frau ins Benehmen kommen könnte. Ehe wir aber die Gabeln in die Erbsen pieken konnten, stand Dean auf und hielt eine Tischrede, in der er auf die Hungernden der Erde verwies und wie gern er seinen gefüllten Teller einem von ihnen geben würde. Nun gut, das war nicht möglich, alle wussten es, aber Dean war von seinen eigenen Worten ergriffen und ging zu seiner Hoffnung auf den Weltfrieden über, als ihn der Funktionär unterbrach und meinte, wir hätten heute gearbeitet und nun solle uns auch niemand unser Essen kalt werden lassen, wir könnten es ja wohl kaum nach Afrika transportieren.

Mir war es sehr peinlich, aber Dean lernte aus solchen Vorgängen nichts.

Er war Mitglied des Weltfriedensrates und ein Schwarmgeist des Sozialismus. Es gab eigentlich kaum eine Illusion, die er nicht in seine Liebe einbrachte. Der Sozialismus, das war es, un wir hatten ihn seiner Meinung nach. Wir waren friedlich, alle hatten Arbeit, konnten zum Arzt gehen, kein Kind musste verhungern, kein Bettler saß in Häuserecken, das heißt, wir litten nicht an dem, was ihn dazu gebracht hatte, über die Welt und wie sie beschaffen ist, kritisch nachzudenken.

Wie aus einem anderen Leben, wie aus einem anderen Film leuchtet ein Sommerbild vor mir auf. Es war heiß, und wir verbrachten unseren Urlaub auf Hiddensee, dort, wo die Insel am schönsten ist, in der Heide.

Barbara Dittus war dabei, Egon Günther mit seiner Frau Helga Schütz, in der Sprache ihrer Bücher kraftvoll, als Erscheinung eher schüchtern und madonnenhaft, und dann kam Dean zu Besuch, mit Wiebke auf Hochzeitsreise, und die beiden waren Lichtgestalten, die unser Renommé bei den habgierigen Wirtsleuten mächtig hoben. Sie liefen zu uns den Grasweg entlang, und das Besondere an Wiebke, für Dean ein fast unaussprechlicher Name, war ihre Natürlichkeit. Sie trug ein helles leichtes Kleid, mit dem der Wind spielte, ihr ungeschminktes Gesicht mit den Sommersprossen auf der Nase ist mir in Erinnerung, wie das blonde glatte Haar, kunstvoll einfach geschnitten - alles passte, und sie schienen glücklich. Obwohl ich sie als Kuppelmutter nicht füreinander interessiert hätte. Aber was weiß man als Außenstehende schon.

Dean war auch an diesem Tag herzlich und so unbeschwert wirkend, dass eine andere Seite an ihm kaum denkbar schien. Ein Sonntagsjunge, ein Glückskind, die eigenen Grenzen entweder nicht achtend oder sie nicht überschätzend. Wir hatten ihn alle lieb, zumal er nach genügend Lachen wieder ging. Es war ihm eigen, dass er durch seine Art, sich über alles zu freuen, an eigene Defizite erinnerte. Ich mochte ihn auch, irgendwie, aber ich konnte mir nicht vorstellen, dass ich eines Tages seinetwegen weinen würde.

Dean

Diese Zeilen habe ich nach seinem Tod geschrieben; nachdem ich auch seine anderen Seiten kannte, nach einem traurigen Abschied vor einer Reise, nach Zusammenarbeit, nach seiner Beerdigung, bei der ich geweint habe, und so amerikanisch und so heiter seine Mutter wie über einen noch Lebenden sprach, so traurig war ich selber, und ich dachte, dass wir versagt haben, ich auch. Was sind wir für eine Gesellschaft, dachte ich, in der ein einzelner so verflucht einsam zu Grunde gehen muss.

Wir hatten das junge Paar in seinem Honigmond erlebt und erfuhren, dass sie ihn bei der Messe in Leipzig unbedingt kennenlernen wollte, das war ihr auch gelungen.

Dann waren sie zusammen auf Reisen, er in seiner Funktion für den Weltfriedensrat, sie waren auch in Moskau zu den Weltfestspielen. Bei seinem Anblick und durch seinen Charme wurden auch die Mädchen im Blauhemd zu Groupies, sie folgten ihm schon damals, wie man das heute für jeden Blödmann kennt.

Dort fing die Ehe an zu kriseln. Wiebke arbeitete als Dolmetscherin, aber sie fühlte sich von Dean im Stich gelassen oder zu wenig einbezogen oder weniger beachtet, oder sie fand sich im Vergleich zu den entflammten Mädchen unterlegen, erhielt vielleicht auch für sich selber insgesamt weniger Zuspruch, als sie gewohnt war und als sie brauchte.

Das sind aber nur mit einem Hauch Gehässigkeit erzählte Geschichten, ich war nicht dabei.

Die beiden wurden geschieden, wir gerieten uns aus den Augen, bis Dean mich eines Tages anrief und zum Kaffee mit Makronen kommen wollte, kein Problem.

Er war wieder verheiratet, mit der Liebe seines Lebens. Die Frau war von seinem Werben übewältigt worden. Er war stürmisch, romantisch, unabweisbar, er überraschte sie auf der Autobahn, bei der Arbeit und er konnte lieben, wirklich, das konnte er. Soweit ich mich erinnere, hatten sie sich bei Dreharbeiten zu einem Indianerfilm getroffen, und da passten sie vermutlich beide in eine weit von den Indianern entfernte Ersatzlandschaft, er als edler Weißer, sie als schöne Squaw. Da war sie noch mit einem eher verschlossenen Mann verheiratet, guter Künstler, aber eben ein Mann deutschen Gemütes, solide, nüchtern, mit goßen Gefühlen in der Tiefe, an der Oberfläche eher karg- und sehr illusionslos. Dass er dann vor Eifersucht schier barst und große Leidenschaften und Ausbrüche zeigte, kam wohl zu spät. Er war sich ihr immer unendlich überlegen vorgekommen, durch Intellekt, auch durch schon gelebte Erfahrungen, von denen das Dummchen keine Ahnung haben konnte. Nun nahm ihm ein anderer weg, was ihm gesicherter Besitz schien, das, wovon er glaubte, sie würde es in all ihren Unentschlossenheiten niemals in Frage stellen.

Es gehörte ihm nicht mehr, und Renate lebte wahrscheinlich zum ersten Mal eine Leidenschaft, aus der dann eine Passion wurde.

Es dauerte nicht sehr lange, da zeigte sich, dass die beiden unzertrennlich waren. Sie konnten nicht ohne einander sein. Aber waren sie zusammen, gab es keinen verlässlichen Frieden. Seine zu große Unbefangenheit weckte ihre Eifersucht, die vermutlich einem unsicheren Selbstbewusstsein entsprang. Er konnte es auch nach der Hochzeit mit ihr nicht lassen, jeden freundlichen Menschen an sein offenes Herz zu reißen, und da fast alle Menschen bei ihm beliebt waren, hielt er auch sich selber für weniger angefeindet, als es ihm hinter seinem Rücken widerfuhr. Diese ahnunslose Offenheit muss für sie quälend gewesen sein.

Um sie hätten sich ihrer ausdrucksvollen, ein bisschen umdüsterten, also geheimnisvollen Schönheit willen immer Männer gerissen und sicher wollte die Zarte jeder für sich ganz allein. Sie mag selber viel Eifersucht zu ertragen gehabt und darunter gelitten haben.

Dean war aber nicht eifersüchtig, obwohl er sie liebte, er liebte sie mit aller Hingabe und aller Sehnsucht nach Zeugen für seine Liebesgeschichte des Jahrhunderts.

In den Auseinandersetzungen bei vorherigen Trennungen ist ihr aber einmal zu oft gesagt worden, mit ihrer Schauspielerei sei es nicht so weit her. Darüber möchte ich kein Urteil abgeben, weil ich sie nur einmal in einer Rolle gesehen habe, die mehr als blendendes Aussehen von ihr verlangte: als Esther in Peter Edels "Bilde des Zeugen Schattmann". Da war sie richtig besetzt, und ich fand ihre Leistung ergreifend und überzeugend.

Dass sie sich in Dean verliebte, brachte ihr bei einigen Kollegen zusätzliche Herablassung ein.

Deswegen kamen sie zu zweit. Renate war mit seinem Repertoire nicht einverstanden. Sie wollte, er solle Lieder singen, die ihn als einen ernsthaften Mann zeigen, auf den sie stolz sein kann.

Da er alles tun wollte, um von ihr geliebt und geachtet zu werden, war er auch bereit, sein Image als hübscher Benjamin des Weltfriedensrates zu ändern.

Mich brachte das in einen Konflikt. Ich mochte weder seinen Gesangsstil noch seine Stimme. Ich hatte ihn gern, wenn ich mit ihm redete, denn er war weder oberflächlich noch dümmlich. In dem Kerl steckte mehr als angenehme Körperlichkeit.

Es war mir nicht möglich, den beiden ihren Wunsch abzuschlagen, weil sie sich liebten, und bei Liebe bin ich unterlegen.

Ich hoffte, mir würde etwas zu Hilfe kommen und die von Dean angestrebte Schallplatte vereiteln. Wenn ich ihm Texte schreibe, dachte ich, muss es ja noch nicht zur Veröffentlichung kommen. Zu befürchten war das wohl, denn Dean ließ keine Türklinke aus, wenn es um seine Rechte ging. Ich wusste aber auch, wie mittelmäßig, eher unbegabt ich bin, wenn ich nicht für etwas brenne, nicht zumindest dran glaube, dass der Interpret und ich in der Arbeit zusammenpassen.

Auf ein Wunder der Verhinderung zu hoffen, war ein Risiko. Dean drohte gern damit, nach Prag auszuweichen und dort zu produzieren, und er würde schon sagen, warum man ihm das in der DDR verhindert hätte. Bei einem Interview hätten natürlich künstlerische Bedenken keine Rolle gespielt, zumal ich, ebenso wie alle anderen, ihm nie ins Gesicht gesagt habe, dass er misstönend sang. Dazu war ich zu feige und wäre es heute auch.

Ich habe ihm die ersten Texte geschickt und war glüchlich mich durch einen Einfall auf ein Inselchen gerettet zu haben. Meine Idee war, ihm eine Art Porträt zu schreiben, ein ehrliches, es sollten seine Gedanken, es sollte sein Weg sein, ich wollte ihm Lieder schreiben über das, was ihn besonders machte. Dazu hätten Kompositionen kommen können für eine erzählende, nicht unbedingt für eine beschädigte Singstimme.

Mein erstes Lied für ihn war eine Art Bitte an die Frau: Geh dorthin, wo ich klein war, sieh hin und dann versteh. Geh hin, wo ich das erste Mal geliebt habe, lass mich dir davon erzählen, und dann versteh. Wir werden von dort wieder fortgehen, nach Hause, wo wir jetzt leben und leben werden bis zum Ende, aber ich will, dass du alles von mir weißt...

So etwa der Inhalt, ich habe den Text nicht mehr.

Dean rief mich an, und ich merkte, wie erschrocken er war. Es folgte ein ziemlich langes Gespräch, weil ich nicht verstand, um was es ging. Als ich verstand, wurde ich sehr mutlos. Es sollte in meinen Texten nichts vorkommen, was vor Renate gewesen war. Es hatte keine erste Liebe zu geben, er wollte ausschließlich Liebeslieder für seine Frau und solche, als wäre er eben erst geboren.

Ich versuchte, mich hinter den Chefredakteur bei Amiga zu stecken.

"Kannst du nicht mir zuliebe verhindern, dass die Platte erscheint? Ich bin ja bereit, um des lieben Friedens willen die Texte zu schreiben, und ich werde Arndt Bause auch dazu bringen, trotz der geringen Aussicht auf Erfolg dazu Melodien zu erfinden, und Dean wird die Lieder Gott behüte auch singen. Aber was wir da zusammenrühren, muss doch nicht verbreitet werden. Kannst du mir helfen?" Dr. René Büttner lachte erst einmal, laut, lange und schadenfroh.

Dann sagte er: "Wenn ich die Platte verhindere, bin ich weg vom Fenster. Wenn sie erscheint, dann er. Nun rate mal, was ich mache."

Die Platte ist erschienen, sie war schlecht genug, und wenn ich meine Abrechnungen recht verstehe, dann ist sie vielleicht ein halbes Dutzend Mal verkauft worden, wobei ein Exemplar auf das Konto eines sonst liebenswürdigen Schwiegersohnes ging, der sie mir mit einem bösartigen Scherz in Versform zu Weihnachten schenkte.

Ein Regisseur, der mit Renate und Dean arbeitete, erzählte mir, die beiden seien immer entweder zu glücklich oder zu unglücklich, immer überfüllt von ihrer Liebe. Mal würden sie nicht miteinander sprechen, mal blieben sie einfach den ganzen Tag im Bett. Sie seien immmer aufgeheizt, immer ungelassen

So kannte ich Dean nicht.

Er spricht nicht mit ihr? Wie lange hält er das aus? Fünf Minuten?

Es gab Steit wegen eines Drehbuches, für das sie nicht beide besetzt werden sollten, weil Dean das nicht wollte. Darübe hat er mit mir gesprochen. Es ging um Winter und um das alte Russland in arktischer Jahreszeit, und mir schien, er wollte dorthin aus dem Teufelskreis von Streit und Versöhnung ausbrechen. Er sagte, sie passt nicht für die Rolle. Aber das habe ich ihm nicht geglaubt. Es waren die Szenen einer Ehe, die er beim Filmen nicht ein weiteres Mal ertragen wollte.

Solange er redete, hatte er recht. Was er mir erzählte, klang ehrlich. Aber er hoffte noch immer, die allzu wilden Gefühle würden sich legen.

Ich dachte, ihre Zweifel sind auch ehrlich in ihrer Brust. Sie war seine dritte Ehefrau und sich seiner nicht sicher.

Vordergründig gesehen, hatten sie alles. Ein so schönes Haus vor der Stadt, alles, was der Markt so hergibt an Hübschem für Haus und Garten, an Geld mag es ihnen damals nicht gemangelt haben.

Aber glücklich waren sie nicht.

Wir trafen uns bei mir, zweimal, weil er sich Rat erhoffte, wo ich keinen geben konnte. Heute würde ich sagen, dass sie Hilfe brauchten, gerade damals, als jedes von ihnen mit seinem Kummer überfordert war.

Nach dem zweiten Gespräch ahnte ich, dass Dean ausbrechen würde. Nicht zu einer anderen Frau, er liebte und litt noch immer, aber er glaubte nicht meh wirklich daran, dass sie sich über die wichtigsten Fragen einig werden könnten. Ihm war ziemlich klar, dass er seelisch zugrundegehen und sie mitreißen würde. Inzwischen stritten sie sich wie in der Hölle, weil er nicht gern das Gras mähte und die Arbeit vor sich herschob. Das hätte sie beide als glückliches Paar einen Scherz gekostet, aber sie hängten alles an die nebensächlichen Fragen, weil sie zu ihren wirklichen Problemen nicht vordrangen. Sie hätten sagen müssen: Wir lieben uns, aber wir können nicht zusammen leben. Du bist mir zu kitschig, zu amerikanisch, und du bist mir viel zu preußisch.

Er rief mich an und wollte mich besuchen, um sich zu verabschieden.

Sie kamen zu zweit. Und nun hatte sie wirklich nachvollziehbaren Kummer. Es war eines der wenigen Male, wo ich seine wahren Konturen gesehen habe. Er wollte nach Südamerika, Chile oder Nicaragua, das weiß ich nicht mehr. Dorthin? Er hatte dort im Gefängnis gesessen, war geschlagen worden, und sein Verhältnis zu Nordamerika hatte sich durch seine politischen Statements nicht freundlicher gestaltet. Er wollte auf dem Marktplatz singen, eine amerikanische Fahne verbrennen und den Aufruhr schüren. Das wäre in Chile und Nicaragua angebracht gewesen, denn beide Länder hatten siegreiche Konterrevolutionen mit hohem Blutzoll hinter sich. Aber eben deshalb schien die Unternehmung wahnwitzig.

Sie werden dich verhaften.

Ja, das werden sie.

Sie werden dich schlagen, vielleicht werfen sie den Schlüssel deiner Zelle weg, und wir können von hier aus nichts für dich tun.

Das sah er etwas ander: wir könnten schon protestieren, das hätten wir ja bei Theodorakis auch getan.

Ich sagte, obwohl ich schon wusste, dass Dean nicht mehr wirklich zuhört: Ein Österreicher hat Theodorakis freigekauft, nach schrecklichen Torturen und mit einem Deal, den niemand von uns kennt. Warum musst du das jetzt tun? Haben dich geheimnisvolle Männer erpresst, ist es deine eigene verrückte Idee? Renate, kannst du ihn nicht aufhalten?

Nein, das konnte sie nicht. Es waren Amerikaner bei ihnen zu Hause gewesen, es hatte endlose Gespräche gegeben. Dean war auch nicht gleich von der Idee angetan gewesen, aber nun war er überzeugt, dass die Siege von gestern nicht in Vergessenheit geraten dürfen.

Ich habe versucht, mich lange mit ihm zu streiten. Abe er war keinem Argument zugänglich. Als ich sagte, Che Guevaras tragischer Irrtum sei gewesen, die Bauern wüssten, was er will und worum er kämpft, aber sie hätten es nicht gewusst uns seine Truppe für eine marodierende Bande gehalten und ihn also verraten, wies er das von sich. Sein Besuch würde besser vorbereitet, die Genossen wissen, was zu tun ist, und nun haben sie, gerade aus den historischen Niederlagen, die Erfahrung.

Ich fragte ihn, auch aus Mitleid mit der leidenden Frau, die an ihren Tränen wischte: "Hast du keine Angst vor dem, was sie mit dir machen? Du gehst sehenden Auges in etwas Schreckliches, vor dem sich jeder Mensch zu fürchten hat." Das waren vielleicht nicht meine Wörter, die mussten ja immer auch so sein, dass Dean unsere Sprache verstand, aber es war der Sinn und ich meinte es so.

Sein Entschluss stand fest, und als wir uns beim Abschied umarmten, dachte ich, es wäre vielleicht das letzte Mal. Und wieder stieg dieses nie zu verdrängende Bild in mir auf, Frauen im Krieg auf den Bahnsteigen, um ihre Männer in den wahrscheinlichen Tod zu verabschieden.

Es war nicht mein Mann, und ich bin glücklich bei dem Gedanken, dass meiner eine solche Aktion als wenig sinnvoll ansehen würde. Bedenke ich es heute, war ich selber zu diesem Zeitpunkt aber schon eine andere als in jungen romantischen Jahren, als mir Heldentum, besonders das anderer, noch großen Eindruck machte. Es gab eine Phase, da hätte ich mir, zumindest diesen Gedanken abwägend, am liebsten einen Helm aufgesetzt und wäre mitgezogen. Inzwischen aber wusste ich, dass der Revolution besser zu helfen ist, wenn man die Stufen des Schafotts zu meiden weiß und nur das Mögliche tut. Romantisches Verhalten in der Politik gefährdet allemal auch das Leben anderer Menschen, die es vorher nicht zur Verfügung gestellt haben. Es gibt immer das gerade Mögliche, auch nach Niederlagen, und wildromantische Aktionen können lange Schienen werfen, auf denen die Munition anderer rollt.

Wem wollte Dean etwas beweisen? Er hat sich auf den Weg gemacht, ist gereist und im Zielland eingeschleust worden, er hat auf dem Marktplatz gesungen und Stars und Stripes verbrannt, sie haben ihm die Arme umgedreht, ihn weggeschleppt und nach einigen Tagen über die Grenze abgeschoben.

Hier bei uns sind die Fotos durch die Presse gegangen, sie hatten schon ihre Wirkung, aber im südamerikanischen Land und gar in Nordamerika erfuhr niemand von der einzelnen Tat.

Auf meine Frage nach seiner Angst vor Schmerzen hatte er geantwortet, es gäbe einen Zorn, der sei so stark, dass du nichts mehr spürst: "Diese Erfahrung habe ich hinter mir. Ja, ich habe Angst, aber die Wut ist größer."

Er kam zurück, vielleicht mit sich zufrieden, aber er hatte nichts bewirkt, und auch seine Frau konnte in der Ehe nicht sicherer werden, sich nicht wünschenswert beruhigen. Sie sah als erste alle Anzeichen seiner Unruhe, der Unrast, die zu einem Aufbruch drängte. Es war zu vieles in seinem Leben folgenlos geblieben. Auch die eine Zeitlang erfolgreichen Italo-Western, einer sogar mit Marlon Brando, waren vom Tisch, unmodern geworden, kaum noch in den Spätprogrammen als Wiederholung zu sehen.

Als er mich wieder anrief, schien er neu belebt. Er wollte einen Film über den chilenischen Liedermacher, Sänger, Schauspieler und Regisseur Victor Jara machen, ihn darstellen, und dessen Lieder singen, dazu wollte er meine Nachdichtungen.

Mit diesem Anliegen stieß er bei mir auf ein sehr empfindliches Gelände vor.

Victor Jara war ein Mann mit unnachahmlicher Präsenz, er war etwas ganz besonderes. Wenn er erzählte, wenn er zuhörte und wie er sagte: "Das muss ich meinem Volk erzählen..." Jara hatte in seinem ganzen Wesen jenes Talent, das Dean nicht gegeben war. Dean, der im Gespräch so klug sein konnte, war blind für die engen Grenzen seiner künstlerischen Begabung.

Jaras Lied "Amanda" war von ihm vor dem schwarzen September geschrieben worden, aber als ich es nachdichten sollte, weil die Gruppen in der DDR es singen wollten, hatte der blutige September in Chile schon stattgefunden und Jara war wie so viele junge Linke im Stadion von Santiago ermordet worden. Im traditionellen Hemd des chilenischen Jugendverbandes hatte er am Morgen die Wohnung verlassen und war nie mehr zurückgekehrt. Es wurde erzählt, man habe ihm im Stadion die Hand abgehackt, aber seine Frau verneinte das. Sie hatte in den Leichenkellern nach ihm gesucht und ihn gefunden, sodass sie und seine Söhne ihn begraben konnten, ehe sie mit ihnen Chile verließ. Nein, sagte sie mir, das wird über viele erzählt, aber es ist nicht wahr.

Bei den Weltfestspielen im Sommer 73 waren wir vielen linken Chilenen begegnet, die im September spurlos verschwanden oder tot auf der Straße lagen. Es gab keine Beute zu verteilen, auch keine künstlerische, es gab nur zu bewahren und immer wieder zu erinnern.

Deshalb schrieb ich auf Jaras Musik und in respektvoller Abwandlung seiner Verse das Geschehene mit hinein: "Es war Juni, Amanda..." Meine Fassung wurde ins Englische und ins Französische übersetzt und die Geschichte von der letzten Begegnung zwischen Amanda und Manuel, in den wenigen Minuten der Mittagspause, und vor Manuels Ermordung, wurde die dann auch in anderen Sprachen gültige.

Aber ich wollte das Lied nicht von Dean gesungen hören. Er konnte sich einen Bart wachsen lassen, aber er wäre dem unvergesslichen Victor Jara damit nicht ähnlicher gewesen, nicht für mich. Jara hatte eine einmalige, kraftvolle Ausstrahlung, zugleich schien er tief in sich zu ruhen, das war erstaunlich, denn er war wiederum unkonventionell, und es war für Joan nicht leicht, wenn er wieder einmal ohne Verabredung einfach aufbrach in die Berge, zu den Bauern, zu gefahrvollen Aktionen. Bis zum September 1973 war er immer wieder zurückgekehrt, aber sie hatte recht mit ihrer ständigen Angst um ihn. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie Dean diesen Mann spielen könnte.

Ein wenig, aber wiederum fälschlich, vertraute ich unserem typischen Umgang mit Ideen, bei denen nur wenige es ins Werk schafften. Ich dachte, es wird sich beim Fernsehen und bei der Defa keiner darum reißen, einen fernen Revolutionär im eigenen Land beispielhaft zu machen. Sie werden sagen, zu schwierig, zu teuer, der Plot wird steckenbleiben, denn nichts wurde in jener Zeit so gefürchtet wie Veränderungen, und Revolutionäre streben nun einmal nach denen.

Hinter den Kulissen mag ein Machtkampf zwischen verschiedenen Amtsinhabern stattgefunden haben, aber ich erfuhr, die Sache ginge voran.

Ich habe den Film nicht gesehen und hatte auch insofern nichts mit ihm zu tun, als Dean die Lieder dann doch in der Originalsprache sang, mit Untertiteln, und ich weiß nicht einmal, ob das meine Nachdichtungen waren. Ich habe mit geschützt vor jeglichem Vergleich, und als ich die Witwe bei einer Gedenkveranstaltung in der Volksbühne kennenlernte, dachte ich nicht an den Film. Sie sagte, sie würde auf der Bühne nicht weinen, es sei für Victor und die Söhne von nun an ihre Lebensaufgabe, ohne Tränen über ihn zu sprechen. Diese Worte bestärkten mich in meinen Gedanken, dass respektvoller Abstand kein Erinnern und keine Verbreitung hindern werden.

Dean hat keine innere Ruhe mehr gefunden. Er reiste noch einmal in die USA, aber wahrscheinlich hat er die dortigen und die hiesigen Verhältnisse gleichermaßen falsch eingeschätzt. Seine große Zeit in der DDR war eigentlich abgelaufen. Künstlerisch konnte er während der gesamten Zeit nicht einlösen, was ehrgeizige Projekte und sein Aussehen versprachen.

Vielleicht noch wichtiger war, dass sich die DDR zu einer gewaltigen Veränderung hin bewegte, die er weder verstehen konnte noch verstehen wollte. So einer wie er passte mit seiner Begeisterung und seiner fast kritiklosen Liebe zur DDR nicht mehr her. Er wurde nicht mehr bejubelt und angestaunt, das Land war inzwischen voll von Leuten mit gänzlich anderen Absichten. Ob er das gesehen hat, weiß ich nicht. Nachdem er seine Unterschrift für Biermann verweigert hatte, weil sie ihm von Kollegen abgenötigt werden sollte, denen er nicht glaubte, dass es ihnen um etwas anderes als um ihre eigenen Vorteile ging, war er noch weniger persona grata. Er sagte mir, er hätte die Unterschrift freudigen Herzens gegeben, jedem, aber nicht denen, die zu ihm in die Garderobe kamen und ihn oft genug tödlich beleidigt hätten.

Aber er war noch überzeugt von der DDR als sicherer Wand in seinem Rücken. Andererseits wollte er wohl testen, wie seine Chancen im fernen Zuhause wären, falls er sich entschließen würde, nach Amerika umzuziehen, wieder heimzugehen. Damals, Ende der Siebziger, fing er an, sich müde zu fühlen, er wehrte sich dagegen, aber er empfand, gegen sein Wesen, auch eine gewisse Resignation. Wenn das geschieht, glaubt einer wie er, es läge am Boden, auf dem er wirkt.

Es lag an den vielen Niederlagen der Linken, an den Veränderungen in der Sowjetunion, an der zu spüenden Aufmüpfigkeit gegen die eigenen Verhältnisse in der DDR. Es wäre möglich, dass er damals begonnen hat, sich mit Hilfe der Chemie beruhigen zu wollen, manchmal, vielleicht dann öfter. Es ist möglich, weil er kein Trinker und kein Raucher war.

Später, nach seinem Tod, hat der feinfühligste Journalist, mit dem ich je gesprochen habe, Herr Peter Gehrig aus München, ein Porträt über Dean gemacht. Er und sein Team strahlten wunderbare Ruhe aus, und wir haben vor laufender Kamera lange miteinander gesprochen. Eine der Fragen an mich war: Hatte Dean Reed ein Geheimnis?

Ich sagte, das habe wohl jeder Mensch, sicher auch Dean, aber ich kenne es nicht.

Hinterher wurde mir bewusst, dass es ein solches gegeben haben könnte, aber ich kannte oder erkannte es wirklich nicht.

Erst jetzt, tragisch zu spät, kam es mir so vor, als ob die nachweisbaren Ereignisse nicht alles erklären, als wäre da eine Schicht untentdeckt geblieben. Die Publikationen, die nachträglichen, weisen auch keine Spur, der zu folgen wäre.

Dean hat sich in den USA jegliche Form von Rückkehr verbaut. Die Türen fielen hinter ihm ins Schloss, und es wurde mir erzählt, künftig bekäme er aus politischen Gründen keine Einreise mehr, nicht nach "solchen Interviews". Mich hat das insofern gewundert, als Dean zwar immer bis zur Peinlichkeit offen schien, aber er hatte politische Erfahrung und wusste durchaus, wie weit er gehen konnte. Ein Dummkopf, der in jede Falle lief, war er nicht.

Da Dean immer noch amerikanischer Staatsbürger war, muss er auf gefährliche Drähte getreten haben.

Ob er geschickt worden ist, ob es Verpflechtungen gab, aus denen er nicht herauskam, ob er unter Druck stand, das weiß ich nicht, und ich glaube Renate, dass sie es auch nicht wusste.

Aber es war wohl so: Er soll, Wahrheitsgehalt ungewiss, eine neue Partnerin und Managerin für Tourneen in den USA gesucht und gefunden haben und erst nach seiner Rückkehr sei ihm unabweisbar bewusst geworden, dass er keine Heimat mehr hatte. Er konnte nicht zurück, niemals mehr, und wo er hingekommen war, um seine Zukunft zu finden, da wuchs er aus dem, was er als Normalität empfand, berühmt und geliebt zu sein, in eine für ihn unerträgliche Stellung im Abseits hinein.

Über seinen Tod gibt es nur Vermutungen. Dass seine endgültige Abwesenheit vielen gelegen kam, kann kaum bezweifelt werden.

Aber der Brief, den er hinterlassen hat, weist auf starke Trübung des Bewusstseins und erloschenen Lebenswillen. Das ganz normale Leben hatte wohl ausreichend nachgeholfen, da wurde keine Mörderhand mehr gebraucht. So stellt es sich mir dar, ob es so war, werden wir vielleicht nie erfahren.

Sie hatten in die traurige Halle ein sehr großes Foto von ihm gestellt.

Ich konnte den Blick nicht von ihm wenden, nicht vom Foto und lange nicht von diesem Menschen.

Noch heute denke ich, wir hätten manchmal ehrlicher, also gröber zu ihm sein sollen und die Gefahr früher erkennen müssen.

Vor kuzem war Tom Hanks in Berlin, um Recherchen für einen Film über Dean Reed anzustellen. Ich glaube nicht, dass ich diesen Film sehen will, er wird wieder nur einen Teil einer schwierigen Persönlichkeit zeigen, deren Facetten on äußerster Mittelmäßigkeit bis zum Phänomen unkluger Tapferkeit reichten.

Wenn ich ihm heute begegnen würde... aber ich werde nicht, und es ist ihm ja auch viel erspart geblieben.

Renate und ich, wir trafen uns noch einmal als einer Schule sein Name verliehen wurde. Es war eine feierliche Zeremonie, zu der wir beide eingeladen waren.

Wir fehlten, als der Schule in den Neunzigern der Name Dean Reed aberkannt wurde.

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Letzte Änderung: 2017-08-01