Kinomorgen.de 07/2007

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Der Rote Elvis

Die DDR verlor einen Biermann, aber sie bekam einen Reed: Ein Idol und Idealist, der sich als der "andere Amerikaner" trefflich ausschlachten ließ. Leopold Grün dokumentiert mit "Der Rote Elvis" eine der merkwürdigsten Karrieren zwischen Popmusik, Leinwand und Politpropaganda zu Zeiten des Kalten Krieges.

Am 13. Juni 1986 wird ein Mann aus einem See im Randbezirk von Ost-Berlin gezogen. Er stellt sich als der amerikanische Sänger und Schauspieler Dean Reed heraus, einer der rätselhaftesten Legenden der weltweiten Popkultur während des Kalten Krieges.

Mit Archivaufnahmen und Liveinterviews, untermalt von vielen der Songs Dean Reeds, erstellt der Dokumentarfilmer Leopold Grün ein Porträt eines Rebellen, der einen einzigartigen Weg in seinem Leben eingeschlagen hat und eine vielversprechende Karriere seinen ganz eigenen Weltanschauungen geopfert hat.

So äußert sich die Schriftstellerin Isabel Allende Bussi, Tochter des früheren chilenischen Präsidenten Salvador Allende. Sie war selbst auf der Seite der Sozialisten politisch aktiv und traf auf Reed, der in Südamerika seine größten Erfolge als Sänger feierte. Sie berichtet, wie er vor der amerikanischen Botschaft in Santiago den Sternenbanner symbolisch reinwusch, und welche enorme Wirkung er dabei sowohl bei seinen Fans wie auch bei der politischen Führung erzielte.

Armin Mueller-Stahl, der 1973, zum Zeitpunkt der Übersiedlung von Dean Reed in die DDR, dort selbst ein gefeierter Schauspielstar war, erinnert sich an seine Eindrücke: "Der hätte in Amerika die große Chance, ein großer Star geworden zu sein. Was unterscheidet ihn denn von Brad Pitt oder Tom Cruise?"

Wiebke Reed, Englischlehrerin und die mittlere der drei Ehefrauen des Protagonisten, erzählt von seinen Erfolgen auf der Bühne: "Am Ende nach so einem Konzert hat er sie alle gehabt, immer. Er sagte 'I get them all'". Der Zuschauer sieht Dean aber auch ganz privat mit der Gitarre vor Jassir Arafat musizieren oder bei seinen Triumphzügen durch die Massen, er sieht, wie er während einer Demo verhaftet wird, aber auch Ausschnitte aus einigen der Western, in denen er mitspielte.

Regisseur Celino Bleiweiß schildert die Zusammenarbeit im gemeinsamen DEFA-Film, in dem Reed die Titelrolle in "Aus dem Leben eines Taugenichts" spielte. DDR-Chefjugendverführer Egon Krenz beschreibt, wie er die Popularität des Neubürgers für die propagandistischen Zwecke in seiner Position als erster Sekretär des Zentralrates der FDJ ausnutzte.

Über den Protagonisten

Geboren am 22. September 1938 in Lakewood, Colorado, wächst Dean Reed zwischen zwei Brüdern auf einer Farm bei Denver auf. Vater Cyril schenkt ihm zum zwölften Geburtstag eine Gitarre. Zunächst übt er darauf fleißig, um Mädchen zu imponieren, bald ist er so weit, dass er auf Partys auftritt.

Mit 16 schreibt er für seine erste große Liebe seinen ersten Song "Don't let her go". Es folgen weitere Lieder, und nach Probeaufnahmen erhält er 1958 bei Capitol Records einen siebenjährigen Plattenvertrag. Reed bricht sein zwei Jahre zuvor begonnenes Studium der Meteorologie ab und zieht nach Los Angeles.

Nachdem seine ersten Singles sich im Gegensatz zu den USA in Südamerika unerwartet gut verkauften, geht er 1961 auf seine erste Südamerikatournee. Besonders in Argentinien und Chile füllt er in kurzer Zeit ganze Stadien, und bald siedelt er nach Argentinien über.

Dank seiner Popularität und seiner Kontakte zur südamerikanischen Linken wird Reed bald ein Popstar auch im Ostblock. Nach seiner Ausweisung wegen kommunistischer Tätigkeiten aus Argentinien 1966 tourt er durch die UdSSR, dreht in Italien einige B-Western und lernt 1971 bei der Leipziger Dokumentarfilmwoche seine spätere Frau Wiebke kennen.

1972 siedelt Reed in die DDR über und heiratet Wiebke ein Jahr später. Das dortige Regime vereinnahmt in bereitwillig, er spielt in einigen DEFA-Filmen mit und ist oft in der Unterhaltungssparte des DDR-Fernsehens zu sehen. International findet Reed nur noch 1978 durch eine Verhaftung bei einer Demo in Minnesota mit anschließendem Hungerstreik eine gewisse Beachtung.

In der Nacht zum 13. Juni 1986 findet man die Leiche von Dean Reed im Zeuthener See nahe Berlin auf. Während die staatlichen Stellen von einem Unfall sprechen und seine Angehörigen in den USA einen Mordanschlag vermuten, lassen Unterlagen der StaSi den Schluss zu, dass es sich um Selbsmord handelt.


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Letzte Änderung: 2010-11-03