Egon Krenz

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Egon Krenz, geb. 19.03.1937, war von 1974 bis 1983 als Erster Sekretär des Zentralrats der FDJ Ansprechpartner für Dean Reed bei zahlreichen politischen Veranstaltungen, Jugendfestivals, Solidaritätskonzerten und ähnlichen Projekten.

Egon Krenz, born March 19, 1937, was the leader of the Free German Youth Organization (FDJ) between 1974 and 1983. In this position he was a contact person for Dean Reed concerning political events, youth festivals, solidarity concerts and similar projects.

Hier, wo ich lebe Palast der Republik 1985 Egon Krenz
Egon Krenz 2004 Erstes Blut. Russ. TV 2010

Beiträge auf der Dean-Reed-Website


Press review/Pressespiegel


Externe Links

Stern 18.12.2003

Egon Krenz

Die "verfolgte Unschuld"

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Hilfe für Hollywood

Als Freigänger fand er Arbeit in der freien Wirtschaft. Doch auch als Berater für Hollywood war der 66-Jährige während seiner Haftzeit tätig. Im Januar 2003 traf er Filmstar Tom Hanks, der sich in Berlin auf eine neue Rolle vorbereitete. Hanks sollte bei der Verfilmung des Lebens von US-Sänger Dean Reed die Hauptrolle spielen. Reed war 1972 in die DDR übergesiedelt und dort 1986 unter mysteriösen Umständen ums Leben gekommen. Krenz soll ein enger Freund Reeds gewesen sein.

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stern.de

Egon Krenz

Dean Reed und ich waren seit den X. Weltfestspielen der Jugend und Studenten 1973 gute Freunde. Wir haben schöne Stunden miteinander verbracht und viele interessante Diskussionen geführt. Ich habe ihn nicht nur als Künstler geachtet, sondern auch als engagierten Kämpfer für gesellschaftlichen Fortschritt, internationale Solidarität und Weltfrieden. Wo immer die Kämpfe ausgefochten wurden - ob im Nahen Osten, in Vietnam oder Chile - Dean war mit dem Herzen dabei. Er begab sich im Interesse der Sache auch in ganz persönliche Gefahr. Selbst in seiner Heimat, den USA, nahm er Verfolgung und Haft in Kauf, als es um seine Glaubwürdigkeit ging. Sein tragischer Tod hat mich zutiefst erschüttert, menschlich und politisch!

Vor knapp zwei Jahren wurde ich an diesen für mich schrecklichen Moment erneut erinnert, als mich der Manager von Tom Hanks anrief und darüber informierte, dass der weltbekannte Schauspieler einen Film über Dean Reed plane und bei seinen Recherchen auch darauf gestoßen war, dass ich mit ihm befreundet war. Er bat mich um ein Treffen.

Ein Anruf aus den USA bei einem politischen Häftling in Deutschland - das war nichts Alltägliches. Ich vermutete, dass ein Boulevard-Journalist dahinter steckte. Bunte Blätter hatten wiederholt versucht, mich aufs Kreuz zu legen. Der Anrufer war jedoch hartnäckig. Er bezeugte seine Seriosität. Ich versuchte dennoch auszuweichen. Als Häftling, sagte ich, könne ich ohnehin solche Verabredungen nicht treffen. Ich bräuchte dazu den Segen der Berliner Justizverwaltung. Die liebe es nicht, wenn ich öffentliche Termine wahrnehme. Außerdem informiere sie über jede meiner Schritte sofort die Medien. Ich bat um Bedenkzeit.

Am nächsten Tag rief der Manager ein zweites Mal an. Ich sagte diesmal "Ja", teilte aber mit, dass ich kein Interesse hätte, dass es zu einem öffentlichen Spektakel käme. Würde ich die Justizverwaltung informieren, dass mich Tom Hanks eingeladen habe, würde diese mit Sicherheit die Medien darüber in Kenntnis setzen. Das aber hätte bedeutet, dass wegen den Pressezulaufs ein sachliches Gespräch zwischen Tom Hanks und mir nicht möglich gewesen wäre. Also ließ ich mir die Notlüge einfallen. Ich würde mich mit einem amerikanischen Schauspieler treffen, den "ich nicht kenne". So konnten wir die Medien abschütteln. Die "revanchierten" sich, indem sie später behaupteten, ich kenne nicht einmal Tom Hanks. Eine typische Begleiterscheinung politischer Justiz: Der Verurteilte soll mit allen Mitteln verächtlich gemacht werden und wenn nur mit der Unterstellung, er sei zu dämlich, einen weltbekannten Schauspieler zu kennen.

Das Treffen mit Hanks fand schließlich am 23. Januar 2003 im Nobel-Restaurant Guy im Zentrum Berlins statt. Ich hatte es nie zuvor gesehen, geschweige denn besucht. Eine Luxus-Limousine, die sonst nur der Kanzler fährt, holte mich im Auftrage von Tom Hanks von meiner Arbeitsstelle ab. Was meldeten die Medien? Wir hätten uns in meinem "Stammlokal" getroffen und an meinem "Stammtisch" konferiert. Blanker Unfug! Aber: Das Volk "wusste" nun wenigstens, dass der Häftling Krenz ein teures Stammlokal hatte. Hoch lebe der Rechtsstaat, der so etwas ermöglicht!

Das Treffen mit Tom Hanks dauerte knapp zwei Stunden. Es hinterließ bei mir einen angenehmen Eindruck. Tom Hanks wollte Authentisches über Reed erfahren. Niemand hätte den Eindruck gewinnen können, ein Hollywoodstar konferiere mit einem BRD-Polithäftling. Ich erzählte ihm, was ich über Dean wusste, wie ich ihn als guten Freund der DDR erlebt hatte, berichtete, wie er die DDR als seine zweite Heimat schätzte. Ich zeigte ihm auch die 1980 im Verlag Neues Leben erschienene Biografie von Dean Reed, in die er mir eine sehr warmherzige Widmung geschrieben hatte. Außerdem hatte er mir im Laufe der Jahre so manche Fotografie geschenkt, darunter auch eine, die ihn zusammen mit Salvador Allende zeigt. Auf der Rückseite hatte er mir einen sehr persönlichen Text geschrieben, in dem er die Hoffnung ausdrückte, dass mir das bittere Schicksal dieses großartigen Revolutionärs, für den Sozialismus sterben zu müssen, erspart bleibt.

Natürlich kamen wir auch auf den Tod von Reed zu sprechen. Aus eigener Kenntnis konnte ich versichern, dass es nichts weiter als Verleumdung ist, wenn heute behauptet wird, er habe die "Nase vom Sozialismus voll gehabt" und wollte deshalb in die USA zurückkehren. Es sei absoluter Schwachsinn, wenn sogar "vermutet" wird, dass Leute vom MfS ihn ermordet hätten. So etwas könne nur aus kranken Hirnen stammen. Als Beweis für die Unsinnigkeit der Behauptung führte ich auch seinen Abschiedsbrief an. Da gewann ich den Eindruck, dass sich das Interesse an meinen Darlegungen erschöpft hatte. Ich will nicht behaupten, dass nach "Fakten" gesucht wurde, die die Mitschuld der DDR an Reeds Tod nachweisen könnten, aber ganz von der Hand weisen lässt sich diese Vermutung wohl nicht. Für die Story, ein Amerikaner kam nach Berlin, wurde hier enttäuscht und danach ermordet, gibt es nicht den geringsten Anhaltspunkt.

Hanks versicherte nach dem Gespräch, dass ihm meine Informationen weiter geholfen hätten. Dann fragte er mich, ob wir uns zusammen fotografieren lassen könnten. Ich hatte keine Einwände. Mir fiel auf, dass er sich auch bei seinem späteren Deutschland-Besuchen und den damit verbundenen Interviews nie auf negative Kommentare zu unserem Treff hinreißen ließ. Was er vermied, besorgte Wochen danach der "Stern". Er veröffentlichte ein Interview mit Hanks unter dem Titel: "Egon Krenz hatte keine Ahnung, wer ich bin." Da las ich:

"Mit dem ehemaligen SED-Vorsitzenden Egon Krenz haben Sie auch schon Bekanntschaft geschlossen.

Weil ich einen Film über den amerikanischen Country-Sänger Dean Reed drehen will. Der "Rote Elvis" emigrierte in die DDR, wurde ein Star und starb 1986 unter ungeklärten Umständen. Eine faszinierende Geschichte. Und noch immer gibt es Millionen unbeantworteter Fragen.

Hat Krenz ein paar davon beantworten können?

Nicht wirklich. Und er hatte keine Ahnung, wer wir waren. Er stand damals unter Hausarrest, war Freigänger und traf uns in seinem Berliner Lieblingsrestaurant. Wir aßen an seinem Stammtisch. Das war eine surreale Begegnung."

Klaus Huhn: Die misslungene 'Exhumierung' des Dean Reed

Was ich dazu sage? Ich kannte Tom Hanks vor unserer damaligen Begegnung nur von der Leinwand. Nun kenne ich ihn auch aus dem "Stern". Es wäre aber nicht das erste Mal, dass der "Stern" Geschichten erfindet.

Die misslungene "Exhumierung" des Dean Reed.
Klaus Huhn, Spotless-Verlag, Berlin 2004; S. 25 ff

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Letzte Änderung: 2017-07-05