Volksstimme 16.01.1976

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Wofür ich singe

Interview mit Dean Reed, Mitglied des Weltfriedensrates

Liebenswürdig, charmant, aufgeschlossen, interessiert an den Menschen, exakt und überlegt antwortend auf viele Fragen, die ihm gestellt wurden - so begegnete uns Dean Reed Ende vergangener Woche im Haus der DSF "Erich Weinert" in einer Gemeinschaftsveranstaltung der URANIA und des Hauses der DSF "Erich Weinert". Viele Stühle mussten noch in den Saal gestellt werden, alle wollten Dean Reed persönlich erleben, mit ihm sprechen, ihn befragen. Darüber hinaus hatten wir vorher Gelegenheit, uns mit Dean Reed zu unterhalten, und so entstand folgendes Interview:

"Volksstimme": In welchem Land haben Sie jetzt Ihren Wohnsitz?

Dean Reed: Seit 1973 wohne ich in der DDR. Ich habe in der Nähe von Berlin meine Wohnung und bin mit meiner Frau, sie ist übrigens aus Dessau, glücklich seit zwei Jahren verheiratet. Im Mai erwarten wir Nachwuchs, und wir freuen uns schon sehr auf unser Kind.

"Volksstimme": Sie stehen doch nun schon viele Jahre im Friedenskampf. Was bewegt Sie heute besonders?

Dean Reed: Für mich ist Chile die Tragödie in meinem Leben. Chile ist meine zweite Heimat, Pablo Neruda und Salvador Allende sind sehr gute Freunde von mir gewesen. Alle fortschrittlichen Kräfte in Chile, eben die Arbeiter, sind meine Familie. In den letzten Monaten gab ich viele Solidaritätskonzerte in Kuba, Ungarn und in der UdSSR.

"Volksstimme": Sie waren erst kürzlich in der Sowjetunion. Wie sind Sie eigentlich zur Freundschaft mit den Sowjetmenschen gekommen?

Dean Reed: Schuld daran war Lew Jaschin. Er war der erste Russe, den ich in meinem Leben kennenlernte, der erste Sowjetbürger. Das war 1962 zur Fußballweltmeisterschaft in Chile. Ich wohnte in einem Hotel, in dem auch die sowjetische Fußball-Nationalmannschaft abgestiegen war. Eines Tages beim Training der Fußballer trat Lew Jaschin auf mich zu, umarmte mich und bat, ich möchte mich doch zur sowjetischen Mannschaft setzen. Natürlich waren Fotografen zur Stelle. Für den nächsten Tag hatten sie ihre Sensationen. Und ich hatte sie auch, denn gegen Mittag klingelte das Telefon, und der amerikanische Botschafter bat mich schlicht zur Audienz. Ich solle doch nicht für diese Kommunisten Reklame laufen, war seine Meinung, die mich wenig interessierte. So bekam ich viel Ärger. Die sowjetische Mannschaft hatte mich zu ihrem Spiel eingeladen, ich war auch beim Spiel, leider kam die Nationalmannschaft nicht zu meinem Konzert. - Im Jahre 1967 hatte ich einige Auftritte in der Sowjetunion. An einem Nachmittag stand ich vor dem Hotel. Da kam ein Bus vorbei, stoppte plötzlich, und heraus sprang Jew Jaschin. Wir fielen uns in die Arme, und ich sagte: Ihr seid mir vielleicht Freunde, ich war bei eurem Spiel, aber ihr... Aber Lew Jaschin entschuldigte sich, sie hätten nur Rücksicht auf mich genommen, wollten mir keine Schwierigkeiten machen.

"Volksstimme": Für wen singen Sie Ihre Lieder?

Dean Reed: Ich sage immer, dass ich kein Protestsänger bin, denn ich singe in meinen meisten Liedern von der Liebe zu den Arbeitern, zu den unterdrückten Indianern und von der Liebe zu den Kindern. Ich singe meine Lieder für den Frieden der Welt.

"Volksstimme": Jane Fonda ist eine gute Freundin von Ihnen...

Dean Reed: ...ja, ich bewundere sie deswegen so, weil sie die erste Amerikanerin gewesen ist, die in der Öffentlichkeit gesagt hatte, dass Nixon ein Lügner ist. Das war während der amerikanischen Aggression in Vietnam. Jane Fonda war selbst in Vietnam gewesen und hat das Leid der vietnamesischen Bevölkerung gesehen.

"Volksstimme": 1974 hat Ihnen ein bekannter amerikanischer Filmproduzent das Angebot gemacht, Sie wieder als Filmschauspieler "ganz groß" aufzubauen. Warum haben Sie abgelehnt?

Dean Reed: Mir wurde eine Bedingung gestellt: Ich sollte die letzten zwölf Jahre meines Lebens, in denen ich für den Frieden kämpfte, vergessen, sie aus meinem Leben löschen. Ich bin überzeugter Marxist-Leninist, und da war meine Antwort natürlich klar. Übrigens schreibe ich zur Zeit ein Buch, das diese zwölf Jahre schildern wird.

"Volksstimme": Wer ist als Schauspieler Ihr Vorbild, was für Musik hören Sie in der Freizeit besonders gern?

Dean Reed: Marlon Brando begeistert mich sehr als Schauspieler. In meiner freien Zeit höre ich sehr gern Musik aus Opern.

"Volksstimme": Welche Pläne haben Sie in den nächsten Monaten?

Dean Reed: Zur Zeit schreibe ich in jeder freien Minute an meinem Buch. Im Februar geht es nach Bulgarien, dann mache ich eine Schallplatte in der ČSSR und der ganze April steht mir für eine Gastspielreise durch die DDR zur Verfügung. Und im Mai bekommt meine Frau ja dann unser Kind, da mache ich Urlaub.

"Volksstimme": Vielen Dank für das Gespräch, und wir wünschen Ihnen beruflich und persönlich mit der Familie viel Erfolg und Glück!

(Das Gespräch führte Frank Schulz)

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Letzte Änderung: 2011-06-10