Ostseezeitung 01.06.1973

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Wer hat dich, du schöner Wald...

Eichendorffs Taugenichts aus dem DEFA-Atelier

Gute Ideen sind schwer zu finden. Dafür ist auch der letzte DEFA-"Taugenichts" ein sprechender Beweis. Schlag nach bei Eichendorff, sagten sich Wera und Claus Küchenmeister und Regisseur Celino Bleiweiß. Ob darin von vornherein der Ausgang des Unternehmens Taugenichts beschlossen war, lässt sich nicht absolut sagen. Gewiss, es ist viel Wasser die Donau hinabgeflossen, zwischen der Zeit, als der Jüngling Eichendorffscher Phantasie dort samt seiner Schönen ein Schlösschen bezog, und jener Zeit, als Claus und Wera Küchenmeister begannen, Drehbücher zu schreiben. Es ist aber trotzdem nicht ausgeschlossen, in einem Film von heute etwas von dem naiven Schönheitssinn und der unverfälschten Hingabe an die Natur, der Suche nach Liebe und Glück in der Novelle des Freiherrn in das moderne Medium Film umzusetzen. Nur damit allein ist wenig getan.

Eine tragfähige Fabel zum Beispiel gehört dazu. Und damit beginnt der erste Zweifel an dem Unternehmen. Die Geschichte, in der der Taugenichts viel von der Schönheit der Welt sieht und wenig von dem versteht, was wirklich vor sich geht, einfach nachzuerzählen, lohnt wohl den Aufwand nicht. Autoren und Kamera folgen "dem Reiz der stillen Erzählweise" (Kino DDR 3/73) Eichendorffs. Das Vorspannzauberwort "frei nach" räumt zwar vielerlei Möglichkeiten ein etwas dazuzutun. Da ist zum Beispiel ganz frei erfunden die Begegnung mit dem Räuber Rinaldo Rinaldini. Zweifellos eine der gelungensten Episoden des Films. Hier spürt man etwas von Ironie, Spaß und Witz. Aber damit war es auch getan. Und wasmit dem verklärten Happy-End der Novelle anfangen? Wenn der junge Herr Graf den Taugenichts, der ja sozial gesehen auch ein Habenichts ist, am Schluss des Films mit Äpfeln bewirft, statt ihm wie bei Eichendorff aus Dankbarkeit mit einem Schlösschen und Weinbergen zu segnen, sagt das zwar über die Klassenhaltung des Adels etwas aus, aber es passt in die einmal gewählte Geschichte nicht hinein.

Wenn die Geschichte schon nicht stimmen will, dann ist manchmal durch die Mitwirkenden etwas zu erreichen. So verpflichtete man für die Titelrolle Dean Reed, einen Mann und einen Namen, der wirklich in der Lage ist, die Leute ins Kino zu ziehen. Zum Beispiel als Sänger. Gewiss, dre Film wollte, sollte kein Musical werden, aber in dieser Hinsicht hätte es getrost etwas mehr, viel mehr sein dürfen. Es wäre nicht der erste Film, bei dem letztlich die Musik und das Wie und Was ihrer Interpretation das eigentliche ausgemacht hätte. Seine schauspielerischen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen, hatte Dean Reed schon von der Sache her wenig Gelegenheit. Überhaupt nichts gegen einen Fim mit Dean Reed, aber nun ausgerechnet in der Rolle dieses schwärmerischen naiven Jünglings, dieses Kinds deutscher Romantik? Schon das ist anzuzweifeln. Aber dass man ihn in der italienischen Schlossepisode für die verkleidete Flora hält, ist geradezu absurd.

Auf das unglückliche Zusammentreffen mit einer zweiten Romantik-Premiere von seiten der DEFA soll hier nicht eingegangen werden. Zu fragen ist: Warum nun nach den "Elixieren des Teufels" diese Taugenichts-Verfilmung? Sicher ist das, was Claus und Wera Küchenmeister als Motive für die Wahl ihres Stoffes angaben, die Sehnsucht junger Menschen nach Schönheit, Freiheit, Gerechtigkeit und Liebe zu akzeptieren, nur, das bleibt Deklaration. Und so bleibt unter dem Strich: ein Wald- und Wiesenfilm, der dem Namen seiner Titelfigur Reverenz erweist.

Heide Gossing

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Letzte Änderung: 2012-07-13