Berliner Morgenpost 02.08.2007

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Film

Der DDR-Amerikaner

"Der Rote Elvis" erzählt die Geschichte von Dean Reed

Von Michael Pilz

Dean Reed hat damals überall ein Sternenbanner aufgepflanzt. Als Flagge hinter seinem Haus in Rauchfangswerder und als Fähnchen auf dem Schreibtisch seiner Leipziger Geliebten. Leider existieren davon keine Bilder. Fotos oder Filme gibt es dafür reichlich von Dean Reed in Chile, auf dem Roten Platz in Moskau und im DDR-Fernsehen. In ihnen ist die Hysterie gebannt, die Reed, den singenden Schauspieler aus Colorado, außerhalb Amerikas begleitete.

Man sieht ihn 1972 beim Leipziger Dokumentarfilmfestival zu "Filmen für den Frieden" Freiheitslieder schmettern. Er blieb da. Er heiratete. Und wurde in der DDR zum Weltstar hochgejubelt, der sich nicht nur für den Sozialismus, sondern für die beste DDR der Welt entschieden hatte. "Mit Dean Reed konnte man Staat machen", erinnert sich Celino Bleiweiss, Regisseur des Spielfilms "Aus dem Leben eines Taugenichts". Darin sang Reed über die Freiheit der Gedanken. Leopold Grüns Filmporträt "Der Rote Elvis" rückt nun einen Mann ins Licht, der gern ein Held und Märtyrer geworden wäre. Weil Dean Reed die DDR so überschätzte, wie die DDR den Star Dean Reed, nahm die Geschichte ein fatales Ende. Reed ertrank im Zeuthener See, der Zwänge und des Lebens müde. Und die "Aktuelle Kamera" musste verschämt den Tod als "tragischen Unglücksfall" vermelden. Ratlos auch die Witwe später: "Er gab kein konkretes Reiseziel an."

Die Zeugen, die Grüns Film bemüht, sind heute auch nicht klüger. Nur die kauzigen Dean-Reed-Forscher in Denver meinen, alles genau zu wissen. In Santiago schwärmen sie noch immer von der Strahlkraft eines jungen Idealisten. Armin Mueller-Stahl behilft sich mit dem merkwürdigen Satz: "Er hätte in Amerika die Chance, ein großer Star geworden zu sein". Kein großer Schauspieler, aber ein Projektionsmodell, glaubt Mueller-Stahl und führt Tom Cruise ins Feld.

Bewertung 3 von 5

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Letzte Änderung: 2008-06-03