Freiheit 24.05.1973

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Aus dem Leben eines Taugenichts

DEFA verfilmte Eichendorff-Erzählung mit Dean Reed

Regisseur Celino Bleiweiß schuf vor etwa zwei Jahren nach einem Drehbuch von Wera und Claus Küchenmeister eine Verfilmung des Märchens "Der Kleine und der große Klaus", die äußerst geschickt das Märchengeschehen in die konkrete Sphäre des wilhelminischen Deutschlands transportierte und dadurch sein Anliegen weit stärker und tiefer mit der Wirklichkeit konfrontierte. Man durfte bei solchem Herangehen an den Stoff auf das Ergebnis einer filmischen Adaption der 1826 entstandenen Erzählung des Joseph Freiherr von Eichendorff Aus dem Leben eines Taugenichts durch das gleiche Schöpferkollektiv mit Recht gespannt sein.

Eichendorff benutzt die romantischen Abenteuer eines träumerischen, musisch veranlagten Jünglings, um nicht nur ein literarisches Bild der Schönheit der Landschaft und einer glühenden Liebe zu zeichnen, sondern zugleich den Ausbruchsversuch dieses jungen, künstlerisch begabten Menschen zu zeigen, dem die bürgerliche Welt die Entwicklungschancen verwehrt. Unter Beibehaltung dieses Grundanliegens wird im Film versucht, gerade dieses letzte Element der Erzählung deutlich in den Mittelpunkt zu stellen.

Dean Reed bringt zwar äußerlich herzlich wenig für die Eichendorffsche Figur mit, er wirkt sehr männlich, weit reifer als das literarische Vorbild. Dagegen wäre nichts einzuwenden, da das filmische Anliegen an dieser Stelle ohnedies über die Vorlage hinausgeht, auf reizvolle Elemente der Erzählung verzichtet und Neues, wie die Begegnung mit dem "edlen Räuber Rinaldo Rinaldini" hinzufügt. An Dean Reeds von der deutschen Synchronstimme spürbar abweichenden Gesangs-Akzent würde man sich auch gewöhnen, wenn das von den Schöpfern beabsichtigte Anliegen wirklich realisiert wäre. Hier jedoch fehlt es an der notwendigen Konsequenz. Gerade die Idylle verselbständigt sich immer wieder, der geistige Spannungsbogen der "Taugenichts"-Figur wird in diesem sehr langen Film nicht überzeugend nachvollzogen.

Der Film besitzt schöne, stimmungsvolle Szenen, und das inzwischen schon populäre "Abschieds"-Lied entschädigt etwas dafür, dass er weder Eichendorff gerecht wird noch dem Können Dean Reeds.

Gerd Focke

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Letzte Änderung: 2012-08-15