Junge Welt 14.09.2016

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Brüder im Geiste

Bericht von einem kleinen Festival für Víctor Jara und Dean Reed

Von Frank Burkhard

Mit einem kleinen Festival wurde am Wochenende in Berlin Opfern des 11. Septembers gedacht. Man darf Tote nicht gegeneinander aufrechnen, aber es ging dabei nicht um das Jahr 2001, sondern um den blutigen Putsch gegen Salvador Allende und seine Volksfrontregierung 1973 in Chile. Tausende Aktivisten wurden ermordet, Abertausende ins Exil getrieben.

Zu den Ermordeten zählte der populäre Protestsänger Víctor Jara, den Dean Reed als Bruder im Geiste sah, seit er ihn 1970 in Santiago kennengelernt hatte. "Víctor war ein sehr lebensfroher Mensch", erinnerte sich Reed 1984, "und dabei sehr bescheiden. Meist saß er etwas abseits und spielte für sich auf der Gitarre. Erst wenn er auf der Bühne stand, lebte er richtig auf."

Veranstaltet wurde das Festival am Franz-Mehring-Platz vom Verein El Cultrún und der Onlinezeitung American Rebel. Im Vorfeld gab es unter anderem eine kleine Gedenkfeier am Ernst-Thälmann-Denkmal in Prenzlauer Berg. Nico Diener aus Kiel erinnerte als einer der Veranstalter daran, dass Ernst Thälmann gelegentlich unvermittelt in der Arbeiterkneipe "Zum Schweine-Hans" in Elmshorn auftauchte, um mit den Gästen die aktuelle Lage zu besprechen. Diener hatte das aus erster Quelle, seine Großeltern leiteten diese gastronomische Einrichtung.

Interpreten wie der Mitveranstalter Lautaro Valdés sorgten auf dem Festival für Stimmung. Ein Filmhistoriker erinnerte an den ersten Film, den Dean Reed als Regisseur, Autor und Hauptdarsteller bei der DEFA drehte: "El Cantor". Die Hauptfigur ist eng an Víctor Jara angelehnt. Schnell kam man etwa darüber ins Gespräch, dass inzwischen zwar viele der damaligen Verbrecher aus Chile zur Rechenschaft gezogen wurden, US-amerikanische Hintermänner aber bis heute auch in der BRD hohes Ansehen genießen. Da fiel etwa der Name Henry Kissinger, damaliger Außenminister.

Stargast war Tommy Sands von der Sands Family, der auch ein Lied sang, das er über Chile geschrieben hatte. Lange habe er sich ausschließlich für den Freiheitskampf der Iren eingesetzt, erzählte der 70jährige - bis er eines Tages beim "Festival des politischen Liedes" in Ostberlin Chilenen traf, darunter Víctor Jaras Witwe Joan. Víctors Songs und seine Haltung hinterließen bei Sands einen tiefen Eindruck.

Die Gruppe Cantaré mit Matthias Nitsche brachte die Festivalbesucher zum Tanzen. Nitsche berichtete von Solidaritätskonzerten für Chile, die er 1974 mit seiner Gruppe Iskra bestritt. Gemeinsam mit Dean Reed stand er da auf der Bühne. Zu jener Zeit erwarb Nitsche Originalinstrumente der Latinos. Und auch an diesem Abend in Berlin faszinierten die Klänge der Charangos, der Hirtenflöte Quena und der großen Felltrommel Bombo. Pure Lebensfreude, verbunden mit der Lust aufs Weiterkämpfen.

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Letzte Änderung: 2016-11-01