Freie Presse Chemnitz 01.08.2007

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Kultur

Ein Cowboy des Sozialismus

Ab morgen im Kino: Dokumentarfilm über den amerikanischen DDR-Bürger Dean Reed

Berlin. Er war ein schöner Cowboy, mittelmäßiger Schauspieler und Sänger, wurde als Freiheitskämpfer in seiner Wahlheimat DDR verehrt und von den Frauen umschwärmt: Dean Reed. Den US-Amerikaner zog es Anfang der 70er Jahre der Liebe wegen in die DDR, wo sein Leben 1986 ein mysteriöses Ende fand. Regisseur Leopold Grün zeichnete die Vita des sozialistischen Rebellen in einem Dokumentarfilm nach. Morgen läuft "Der Rote Elvis in den deutschen Kinos an.

Mit Fingerspitzengefühl erzählt Grün die Lebensgeschichte des Mannes, den im Westen kaum jemand kannte, und der im Osten als Superstar gefeiert wurde. Dabei lässt er Freunde, Weggefährten und Frauen des Sängers zu Wort kommen, dessen Stimme ein wenig der des Kings of Rock'n'Roll ähnelte.

Nach fünfjähriger Recherche ist es Grün gelungen, die vielen Facetten des Sonnyboys aus den USA zu zeigen - ohne erhobenen Zeigefinger und aufklärende Kommentare. Dafür gibt es viel gute und manchmal auch gähnend langweilige Musik des revolutionären Künstlers und einzigen "Aushänge-Amerikaners" der DDR, der am 22. September 69 Jahre alt geworden wäre. Grün zeigt bisher unveröffentlichtes Material aus Reeds Privatleben, darunter Bilder von ihm mit Gitarre und Kalaschnikow unter palästinensischen Kämpfern im Libanon.

Dean Reed war in seiner Heimat als Verräter verschrien, weil er freiwillig in die DDR ging. "Was will der eigentlich hier", fragte sich nicht nur der Schauspieler und Reed-Sympathisant Armin Mueller-Stahl. Er und zahlreiche andere Wegbegleiter des unbequemen Amerikaners wie etwa die Politikerin Isabel Allende Bussi oder der letzte SED-Generalsekretär Egon Krenz erzählen in "Der Rote Elvis" ihre Geschichten über den Friedenskämpfer, den naiven Idealisten und den Menschen Dean Reed.

Begleitet werden diese Berichte von authentischem Filmmaterial, das den Schauspieler und Sänger mit dem sozialen Gewissen bei umjubelten Auftritten in Chile, der Sowjetunion und anderen Ländern zeigt. Überall, wo die Armen unterdrückt wurden, kämpfte Reed als moderner Robin Hood mit seiner Gitarre, seinen Liedern und später auch mit der Waffe in der Hand für eine bessere Welt.

Diese glaubte er in der DDR gefunden zu haben, wo er 1973 seine zweite Frau Wiebke heiratete. Doch auch diese Ehe scheiterte. Einen dritten, später ebenfalls gescheiterten Versuch startete Reed mit der Schauspielerin Renate Blume. Sie tritt in Grüns Film nicht als Zeitzeugin auf. Möglicherweise ist Hollywoodstar Tom Hanks daran nicht unschuldig. Er will das Leben und den rätselhaften Tod des umschwärmten DDR-Cowboys verfilmen und hat sich für sein Projekt Renate Blume ins Boot geholt.

Dean Reed und die Frauen - diese unendliche Geschichte zieht sich durch den gesamten Film. Zu Maren Zeidler, seiner langjährigen "Projektbeziehung", schien Reed ein besonderes Verhältnis zu haben. Sie litt wie er in den letzten Jahren seines Lebens an Depression. Beide schmiedeten Pläne, gemeinsam aus dem Leben zu gehen.

Doch am Ende ging Reed diesen Weg allein. Was von der DDR-Führung lange Zeit als Unglücksfall vertuscht wurde, war in Wirklichkeit der tragische Freitod eines privat wie beruflich unglücklichen Mannes, dessen Karriere auf dem Nullpunkt angelangt war. In seiner einst so geliebten DDR fühlte er sich plötzlich eingesperrt und unverstanden. (ddp)

Von Susann Huster


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Letzte Änderung: 2007-08-05