Ingeborg Stiehler

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Ingeborg Stiehler (21.10.1915 - 15.06.2016) war eine Leipziger Journalistin, die seit Deans erstem DDR-Besuch 1971 über ihn schrieb und ihn oft interviewte.

Ingeborg Stiehler (21.10.1915 - 15.06.2016) was a journalist who lived in Leipzig. She wrote about Dean since his first visit in the GDR in 1971 and interviewed him often.

Traueranzeige
Leipzig 1971 Leipzig 1971 Leipzig 1971
Leipzig 1971 Dean Reed und Ingeborg Stiehler Dean Reed und Ingeborg Stiehler
Leipzig 1986 Leipzig 1986 Filmclub
Zu Besuch bei I. Stiehler 2007 Zu Besuch bei I. Stiehler 2007 Zu Besuch bei I. Stiehler 2007
Filmmuseum Potsdam 2008 27. September 2008 27. September 2008
27. September 2008 27. September 2008 27. September 2008
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Ines Wolle Ines Wolle

Beiträge auf der Dean-Reed-Website


Press review/Pressespiegel

LVZ 20.10.2005

Ihr Leipzig lobt sie sich

Die Kultur-Journalistin Ingeborg Stiehler feiert heute ihren 90. Geburtstag. Im Gespräch mit der LVZ erzählt sie aus einem langen Leben, das bis heute vor allem in Leipzig stattfindet.

Sie wohnt zwar in der Platte, will aber, weil mittendrin in der Stadt, überhaupt nicht klagen. Vom Balkon im achten Stock hat Ingeborg Stiehler das Panorama vor sich liegen. Mit der Anzahl der Baukräne kann sie die Veränderungen registrieren. Ihr Leipzig lobt(e) sie sich. Mal mehr, mal weniger. Leipzig inspiriert sie, ist mit schuld, dass sie 90 wird.

Fit wie Turnschuh kommt sie daher. Von wegen fit, sagt sie, der Rücken schmerzt, und auch der Geist macht manchmal nicht mehr mit wie früher. Von wegen ... Wenn Ingeborg Stiehler, eine kulturelle Institution der Stadt, erzählt, ist von Müdigkeit nichts zu spüren. Ein Leben nimmt dann in Episoden seinen Lauf ...

Nachkriegszeit im Osterzgebirge: Ihre junge Familie lernt, was Arbeit ist, man engagiert sich, ohne zu fragen, was das wohl einbringt. Das Liebstädter Museum wird gegründet, und den Alten und Armen wird geholfen.

Leben in Leipzig: 1949 beginnt diese Liaison. Der Ehemann, ein Journalist, schreibt und meint eines Tages: "Das kannst du ja auch mal tun." Seit 1955 fest in L., tut sie es über Jahrzehnte, schreibt über Gott und die Welt, am liebsten über Menschen, über die Messe und die Japaner zum Beispiel: "Ich war lange vor Honecker bei denen, fragte nur: Warum Leipzig?"

Unvergessene Begegnungen: Die verbinden sich für die Musikjournalistin natürlich mit dem Gewandhaus, dem sie bis heute im Freundeskreis verbunden ist. All die Dirigenten hat sie kennen und schätzen gelernt: Konwitschny und Neumann, vor allem Masur, Blomstedt. Die Augen der Jubilarin glänzen, wenn sie an Freund David, an Oistrach denkt. Dass ihr Buch über den Geigen-Virtuosen jüngst in einer der Zeit entsprechenden Neuauflage bei Edition Peters erschien, ist eine besondere Genugtuung für Ingeborg Stiehler. Sie interviewte Manfred von Ardenne und Dean Reed, Täve Schur, Gilbert Becaud und Yves Montand. Ihre Erkenntnis? "Je berühmter die Leute, um so natürlicher sind sie."

Ausgeführte und nicht wahr genommene Berufungen: Sie managte die Pressearbeit bei der Dok-Woche, des Bach-Wettbewerbs, des Musikseminars in Weimar und wäre doch zu gern als Pressechefin an Felsensteins Komische Oper nach Berlin gegangen. Das Angebot stand. Weil aber ihr Mann sehr krank war, musste sie ablehnen.

Die Familie: Zwei Söhne, der eine Fischer in der Niederlausitz, der andere Kommunikations-Wissenschaftler an Leipzigs Uni, sechs Enkel, drei Urenkel, alle wohl geraten und meist mit ihr im Miteinander: "Man hört auf meinen Rat und sagt nicht, was will denn Oma nur ..." Eine Lebensweisheit für den Nachwuchs? "Wir vergessen die Unendlichkeit. Dabei weist uns die Sonne jeden Tag darauf hin." Sagte Albert Schweitzer.

Heute früh gibt's oben in der Platte was zum Brunch. Und am Nachmittag findet im Foyer des kleinen Gewandhaussaals ein Fest statt. Musikanten spielen auf. "Irgendwann", sagt die Jubilarin, "werden mir wohl die Tränen kommen."

Thomas Mayer

Ingeborg Stiehler, "David Oistrach - Begegnungen" (amazon.de), Edition Peters, 180 S., 9,80 Euro.

© Leipziger Volkszeitung vom Donnerstag, 20. Oktober 2005

Erinnerung an ein erfülltes Leben gibt ihr Kraft

Die Autorin Ingeborg Stiehler wird morgen 100 Jahre alt

Von Rolf Richter

Sie ist Ikone, Wissensspeicher, Meisterin im Erinnern, Nestorin der Leipziger Journalisten und eine liebenswürdige und beredte alte Dame, diese Ingeborg Stiehler. Am Mittwoch ist sie 100 Jahre auf der Welt. Wer ihr begegnet, trifft auf eine geballte Ladung von Fakten üer Künstler, Wissenschaftler und Handelsleute. Sobald man ihr im Gespräch ein Stichwort - den Namen eines berühmten Maestros oder ein zuweilen lange zurückliegendes Ereignis in Leipzig oder Weimar nennt, sprudeln Erlebnisse und Begegnungen aus ihr heraus. Da wird sie wieder jung!

Obwohl ihr Leben nicht immer gradlinig verlaufen ist, Ingeborg ist noch immer voller Optimismus. Nach Stationen zwischen Stettin, ihrem Geburtsort, und Wien, der nicht leichten Nachkriegszeit in Liebstadt (in der Nähe von Pirna) ist sie mit ihrem Mann und den beiden Söhnen im Gründungsjahr der DDR in Leipzig gelandet. Nur vorübergehend sollte es sein.

Eigentlich war sie Sekretärin, hatte Sprachen gelernt, schrieb zuweilen auch Manuskripte für ihren Gatten, einen angesehenen Leipziger Kritiker. "Ich habe ihn bewundert! Bis er eines Tages sagte, schreiben kannst du auch. Es ist nun sechs Jahrzehnte her, da habe ich beim Messeamt angefragt, ob sie für mich Verwendung hätten? Und sie hatten. Zu den Frühjahrs- und Herbstmessen bin ich zu den Ausstellern gegangen, habe sie fürs Bulletin über ihre Eindrücke von der Messe und der Stadt interviewt. Später kamen Künstler und Wissenschaftler hinzu", erzählt sie lebhaft.

Als ihr Mann starb, war sie plötzlich auf sich allein gestellt. Die "Mitteldeutschen Neuesten Nachrichten", das Blatt, in dem ihr Mann geschrieben hatte, gaben ihr Aufträge. Sie schrieb außerdem für Almanache Leipziger Verlage und diese Zeitung, lieferte Nachrichten und Gespräche für die Nachrichenagentur ADN, arbeitete für das Gewandhaus, indem sie zum Beispiel Wohnungskonzerte organisierte, war in Pressebüros der Dokwoche, der Internationalen Bachfestspiele und -wettbewerbe tätig, begleitete über Jahrzehnte das Weimarer Musikseminar und den Zwickauer Schumann-Wettbewerb.

I.S. wurde bald zu einer Institution. Sie war mit dem berühmten Geiger David Oistrach befreundet, der sich freute, dass sie Geige spielte. Ein Buch entstand, und die alte Dame hat noch heute Kontakte zu dessen Nachfahren. Sie interviewte Weltstars wie Marcel Marceau, Gilbert Becaud, Yehudi Menuhin, Leonard Bernstein, Igor Markevich, Vaclav Neumann und andere Berühmtheiten. Sie begleitete Kurt Masur, der ihr jüngst einen Dankesbrief schrieb, beim Bau des Neuen Gewandhauses und dem Wiedererstehen des Mendelssohn-Hauses. Sie stiftet noch heute für dessen Erhalt. Auch mit Manfred von Ardenne sprach sie. "Wichtig war mir immer, auch über junge Künstler zu schreiben, ihre Entwicklung zu verfolgen", sagt sie bescheiden. Dabei entwickelten sich langjährige Freundschaften - mit der 1. Konzertmeisterin des MDR-Sinfonieorchesters Waltraud Wächter oder dem ehemaligen Chefdirigenten der Musikalischen Komödie, Roland Seiffarth, um nur zwei Persönlichkeiten zu nennen.

Ingeborg Stiehler war auch eine Vertraute des amerikanischen Sängers Dean Reed. "Er war ein so begeisterungsfähiger, liebenswürdiger Künstler, der Krieg und Elend durch Musik aus der Welt vertreiben wollte, und er scheiterte letztendlich an privaten Problemen." Es schmerzt sie noch heute, dass er so früh aus dem Leben schied. So begegnet man ihr auch in einem Film, der sich mit dem Leben dieses Entertainers befasst. Die Dokumentaristin Gitta Nickel hat Ingeborg in einem Frauen-Porträtfilm verewigt. Darin berichtet die damals noch freischaffend arbeitende Rentnerin, wie sie nach Jahrzehnten des Witwendaseins für ein paar Jahre nochmals ein neues Glück gefunden hatte. "Die Jahre mit Richard, unsere gemeinsamen Interessen und Reisen waren für mich eine beglückende, wunderbare und inspirierende Zeit. Schade, dass er gestorben ist", gesteht die Hundertjährige.

Ihre Erinnerungen, ihren Erfahrungsschatz hat die Journalistin nicht nur in Talkrunden, die sie bis zum Vorjahr inmitten der Gesellschaft der Freunde des Gewandhausorchesters leitete, sondern auch an manchen Kollegen und die Grauen Panther weitergegeben. Liebenswert, immer noch wissbegierig, durchaus auch fordernd und durchsetzungsstark bewältigt die Mutter zweier erfolgreicher Söhne, Großmutter von sechs wohlgeratenen Enkelinnen und Enkeln und neun Urenkeln ihren Alltag. Von einigen dem Alter geschuldeten Malaisen abgesehen, ist Ingeborg Stiehler noch quicklebendig. Auch wenn sie ihre schöne Bleibe gegenüber des Bayerischen Bahnhofs in diesem Jahr gegen ein Zimmer in einem Seniorenheim - nur wenige hundert Meter von Gewandhaus und Opernhaus entfernt - aufgegeben hat, um nicht auf Konzerte und Opernaufführungen verzichten zu müssen. Am Morgen ihres Ehrentages feiert sie mit Familie, Freunden und Kollegen in der Leipziger Seeburgstraße.

Leipziger Volkszeitung 20.10.2015

Jubel der Woche: Stiehler, van de Kamp, Wolf

Einige Enttäuschung gab es im September beim Berliner Solidaritätstreffen der Dean-Reed-Freunde, weil die Leipziger Journalistin Ingeborg Stiehler mit Hinweis auf ihren bevorstehenden Geburtstag abgesagt hatte. In den vergangenen Jahren war Stiehler immer dabei gewesen. Mitreißend hatte sie über ihre Begegnungen mit Reed berichtet, den sie bei seinem ersten DDR-Besuch 1971 kennengelernt hatte. Sie wurde für den Internationalisten aus den USA, wie sie selbst sagte, eine Art "große Schwester". Ähnlich vertraut war die leidenschaftliche Kunstliebhaberin mit dem französischen Pantomimen Marcel Marceau und dem sowjetischen Ausnahmegeiger David Oistrach. Über ihn schrieb die gebürtige Stettinerin, die selbst einmal Geigerin werden wollte, ein Buch. Erst kürzlich schilderte sie in einer TV-Sendung ihre Gespräche mit ihm. Man darf sicher sein, dass Inge Stiehler ihren Gästen an ihrem heutigen 100. Geburtstag eine Menge erzählen kann!

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Junge Welt 21.10.2015

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Letzte Änderung: 2019-06-13