Ostsee-Zeitung 12.10.2010

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"Nix mit Rauschebart und Nickelbrille"

Maler sorgt mit Wikingerbildern für Furore

Maler und Grafiker Eckhard Buchholz (69) ist ein ganz und gar ungekünstelter Künstler. Sein Wikingerzyklus sorgte für viel Furore.

Stralsund (OZ) - Eine bulgarische Sängerin, die am Theater für mehrere Rollen gastierte, wollte sich einmal, irgendwann in den frühen 80ern, von ihm malen lassen. Eine rote Robe lag bereit für die Atelier-Sitzung, die Diva kam, verschwand im Bad und entstieg der Buchholzschen Familien-Badewanne mit einem Handtuch um den Kopf. Der Maler Eckhard Buchholz ist im Leben und in der Arbeit kein Freund von Schnickschnack. Er schickte der bulgarischen Dame ein "Porträt mit Handtuchturban". So wie sie beim Abendbrot erschienen war. Schnell mal eben skizziert. "Die hat sich so gefreut", schmeißt er sich vor Lachen weg. "Von da an musste ich dauernd ins Theater. Menschenskinder, ich konnte am Ende die Partitur auswendig." Wenn es eine Broschüre über Volkskünstler geben würde, käme das Konterfei von Eckhard Buchholz auf die Vorderseite. Ein Maler, ja, das ist er. Rahmen an Rahmen stapeln sich die Arbeiten der letzten Jahrzehnte in seinem Atelier. Seine schnörkellose Bodenständigkeit hat ein herzerfrischendes Geradeheraus.

"Hier, die Schwäne." Ja, auf diesem Bild erkennt man die schwerfälligen Startbemühungen der großen Vögel. Und Eckhard Buchholz macht es dann auch noch vor, schlägt mit den "Flügeln". Er hat viel am Wasser gesessen. Sagt er. Das hat angefangen mit dem Maler Tom Beyer, in dessen Lehre und lebenslanger Bewunderung er seinen eigenen Weg als Maler fand. In Stralsund. Als ein ehemaliges Flüchtlingskind.

Der heute 69-Jährige hat ja immer gemalt und gleichzeitig auf der Werft gearbeitet. Immer. Bis auf die Zeit, in der er in der Kunsthochschule Weißensee als delegierter Volkskünstler malen lernte.

"Und gelesen habe ich. Hier, die ganzen Schwarten." Ein imposanter Stapel. Über Bildkomposition und Farbgebung, Licht und Raum.

Malen lernen, wie geht das sonst? "50 Prozent ist Schule. Der Rest ist Fleiß." Und fleißig war er wohl. Nach der Spätschicht noch bis drei ins Atelier. "Manchmal war ich drüber. Da wird man fast irre. Kriegt nichts mehr hin und kann doch nicht aufhören." 1986 hat er eine Goldmedaille als Volkskünstler vom FDGB bekommen. Im Fährhafen Mukran hingen 24 Arbeiten und die Poliklinik der Werft: "Zugepflastert!" Alles Aufträge. Er hat auch Dean Reed gemalt.

In dessen Auftrag. "Und was weiß ich nicht alles." Bekannt wurde Buchholz mit seinen Historienbildern — der Wikingerzyklus sorgte sogar in Amerika für Furore — und seinen regionalen Momentaufnahmen in &Öl. "Nach der Arbeit am Sund" zum Beispiel oder "Herbstallee". Hier und da ist Buchholz immer zutiefst realistisch. Er malt, was er sieht und was existiert. Oder wenigstens mal hat. Wie seine Annäherungen an historische Themen. Die liest er sich an. Und lässt sie kunstwissenschaftlich vertexten. Da orientiert er sich inhaltlich und in der Erzählsprache der malerischen Komposition an seinem Vorbild Werner Tübke.

Buchholz ist ein ganz und gar ungekünstelter Künstler. Wenn so was geht. "Nix mit Rauschebart und Nickelbrille." Das ist er nicht. Auch Abendgarderobe ist nichts für ihn. "Ich geh ja auch in keinen Flieger rein." Sagt er. Und zieht das Bild einer Massai-Frau vor dem Klischee einer Wüstenkulisse hervor. Ein Freund lebt dort. Die Vorstellung reichte. Und dessen Erzählungen. Oder die eigene Erinnerung.

Der Voigdehäger See auf einem Gemälde. Dunkelheit, Mondschein auf dem Wasser, ein Bötchen, ein Stegchen und zwei Menschen. Gibt's noch Fragen. Ja, da hätte er sich zum ersten Mal mit einem Mädchen getroffen. Das sind wohl die wahren Ereignisse. Buchholz ist erfrischend und witzig und im Leben. Mitten drin, im ganz Realen.

Im Frühjahr hingen seine Bilder im Schweriner Schloss in den Räumen der Fraktion Die Linke. Und nächstes Jahr zum 70. gibt es mit Sicherheit eine Werkschau über sein Schaffen. Wer nicht solange warten will, kann in seiner Atelier-Galerie am Voigdehäger Weg 6 donnerstags und freitags von 17 bis 18 Uhr vorbeischauen.

JULIANE VOIGT

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Letzte Änderung: 2010-10-13