Filmspiegel 25/1974

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Goldfieber

Wollte man alle Werke des Schriftstellers Jack London aufzählen, die in dem vergangenen halben Jahrhundert verfilmt wurden, käme eine umfangreiche Liste zustande. Noch zu seinen Lebzeiten brachte D.W. Griffith 1908 "Lockruf des Goldes" auf die stumme Kinoleinwand. Und die DEFA-Adaption der Alaskageschichten unter dem Titel "Kit & Co." dürfte gewiss nicht die letzte Jack-London-Verfilmung gewesen sein.

Immer wieder ist von seinen Büchern ein anregender Reiz ausgegangen. Ist es das Abenteuerliche, Erlebnisse und Erkenntnisse aus einem eigenen abenteuerlichen Leben zu beschreiben? Ganz bestimmt, wobei sich hinter der Darstellung äußerer Spannung eine sozial-kritische Haltung verbirgt, gerichtet gegen die Wolfsmoral der kapitalistischen Gesellschaft. Es fehlt auch nicht an heiter-ironischer Enthüllung von Charakteren und Situationen. Damit wären wir schon bei dem DEFA-Film "Kit & Co." (Regie: Konrad Petzold, Kamera: Hans Heinrich).

ERZÄHLT wird die Geschichte einer Freundschaft. Sie entsteht zwischen Kit Bellew (Dean Reed), der sein wenig einträgliches Schreiberdasein bei der in San Franzisco erscheinenden "Wochenzeitschrift für den gebildeten Leser" aufgibt, und dem robusten, sich in praktischen Dingen des Lebens auskennenden Shorty. Zwei von Tausenden, die sich 1897 auf den Weg machten, um in Alaska den legendären Gold-See zu finden. Aus einem zufälligen Zusammentreffen erwächst Verbundensein, Vertrautheit, ein Aufeinander-verlassen-Können, unbegreiflich fast in einer Umwelt, wo Egoismus und Ich-Denken vorherrschende Moral sind.

ABENTEUER - Es zeigt sich im Überwinden plötzlich auftretender Schwierigkeiten. Im Land der Goldsucher gelten harte, man möchte fast sagen, unmenschliche Gesetze. In dieser in vieler Beziehung rauhen Landschaft ist sich jeder selbst der Nächste. So geraten Kit, den man für ein Greenhorn hält, und Shorty gelegentlich in lebensbedrohende Situationen.

IRONIE - Sie wird deutlich in der Beschreibung bestimmter Verhaltensweisen; so wie einer versucht, den anderen hereinzulegen. Typisch dafür jene Szene im Saloon, wo Kit herausgefunden hat, wie sich das Roulette zu eigenen Gunsten drehen kann. Im Grunde ist es nur eine kleine Beobachtung: durch die Nähe des warmen Ofens hat sich das Glücksrad verzogen. Heiter-Ironisches enthüllt sich aber auch dort, wo der Clevere, von seinem Vorteil überzeugte, schließlich der Hereingelegte, das Greenhorn ist.

SOZIAL-KRITIK - Sie äußert sich keineswegs in einer vordergründigen Belehrung über Gut und Böse, steckt im Detail, auch wenn sie nicht sofort erkennbar ist. Was geschieht, deckt die Wolfsmoral dieser Gesellschaft auf, in der das Wort Menschlichkeit kaum mehr existiert, jeder seine eigenen Interessen durchsetzt. Jack Londons Antwort darauf ist sein Plädoyer für die Bewährung menschlicher Werte, die unterzugehen drohen in diesem vom Profit bestimmten Fiebertaumel. Er selbst hatte das ja alles miterlebt, war jahrelang in Alaska unterwegs, kannte also die Menschen, von deren Abenteuern er berichtete.

"...wobei die humanistische Haltung nicht immer frei von einer romantischen Verklärung seiner Helden gewesen ist", erzählt mir Günter Karl, Autor des Szenariums. "So habe ich versucht, Klassenpositionen stärker zu betonen, ohne die Intentionen Jack Londons zu zerstören. Grundlage der Filmbearbeitung war, so behutsam wie möglich mit der literarischen Vorlage umzugehen. Das Bemühen zielte letzten Endes dahin, Charaktere vorzustellen, Spannung und Interesse aus deren Zusammenprall zu beziehen. Es kam darauf an, die Ebene unserer 'Indianerfilme' auszuweiten. Insofern scheint dieser Versuch einer Jack-London-Verfilmung ein richtiger Weg zu sein."

Manfred Heidicke

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Letzte Änderung: 2010-10-26