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Lieder - reich und farbig wie das Leben

Dean Reed

1976 Dean Reed

Dean Reed - Sänger, Dichter und Komponist, Schauspieler und Drehbuchautor, USA-Bürger und DDR-Einwohner - war in den sechziger Jahren Rock'n'Roll-Star Nr. 1 in Südamerika. Seine Titel wurden jahrelang Top-Hits bei Schallplattenumfragen der amerikanischen "Capitol"-Company vor Elvis Presley und Frank Sinatra.

Dean, in Denver/Colorado geboren, wuchs auf einer kleinen Ranch auf. Er war Cowboy, Sieger wilder Rodeo-Spiele, musik- und sportbegabt und -begeistert. Mit 17 Jahren erzielte er einen Marathonlauf-Rekord (175km in 22 Stunden).

Er studierte Meteorologie und ersang sich zur Gitarre in Lokalen die Studiengelder. Auf unalltägliche Weise - ein unbekannter Mitfahrer im Auto auf einer Ferienreise nach Kalifornien war der Mittler - lernte er den Produzenten der Schallplattenfirma "Capitol" kennen und später dann die Filmgesellschaft "Warner Brothers", Hollywood.

Vier Jahre zog er als Pop-Star durch die lateinamerikanischen Staaten. Er lernte Spanisch, um den Menschen nahe zu sein, mit denen er lebte und für die er wirkte.

Seine Schallplattenbilanz dieser Jahre: neun in USA, vier in Mexiko, dreizehn in Argentinien, zwölf in Chile und noch einige in anderen südamerikanischen Ländern, weitere in Spanien. Die Auflage: sensationell. Heute hat sich die Liste um ein Vielfaches verlängert (vor allem auch die der eigenen Titel in überzeugender Text-Musik-Einheit). Allein in der Sowjetunion haben Dean-Reed-Schallplatten die Vier-Millionen-Grenze überschritten.

In Lateinamerika sang Dean nicht nur in Rock'n'Roll-Konzerten. Er ging, je mehr seine politischen Erkenntnisse wuchsen, mit Protestsongs auf die Straße, unterstützte die um ihre sozialen Rechte, um Unabhängigkeit und Frieden aktiv kämpfende Bevölkerung und bekannte sich in Funk und Fernsehen als deren Mitstreiter. Als "unerwünscht" brachte ihn darum die argentinische Militärregierung einmal für drei Wochen hinter Gitter (wobei er seine Bewacher durch progressive Lieder bald zur Verzweiflung brachte).

Besonders fühlte er sich den fortschrittlichen Kräften in Chile verbunden und nahm am Wahlkampf für Dr. Salvador Allendes Unidad Popular teil. Aus Protest hatte Dean Reed als Symbolhandlung das amerikanische Sternenbanner vor der USA-Botschaft in Santiago de Chile gewaschen. Er verlas eine Resolution gegen die Machenschaften der USA in Chile, gegen den Vietnamkrieg, gegen Rassendiskriminierung und wurde verhaftet. Erst nach Einsprüchen prominenter Bundesgenossen, wie Pablo Neruda, bekam er Freiheit und Fahne zurück.

Dean Reed ist das Beispiel eines vielseitig schöpferischen Menschen und Künstlers, der viele Stilmittel in der Ausdrucksskala einer modulationsfähigen, großen Naturstimme erprobte und ständig an sich arbeitet. Man spürt, wie er mit dem Herzen, mit der ganzen, ihm eigenen Leidenschaft dabei ist - ob im Spaß oder im Ernst.

Das Geheimnis seiner besonderen Ausstrahlung, ja suggestiven Kraft: Jedes Lied, ob es im poetischen, zärtlichen Ton erklingt wie das von der "Mama" oder im hart hämmernden Rhythmus (z.B. "We are the revolutionaries", "We say yes, yes, yes") wird zum persönlichen Bekenntnis.

Er selbst sagt: "Meine Lieder sind Liebeslieder - Lieder, in denen die Liebe zur Natur, zu den Kindern und Frauen und zu allen wahren Menschen und die Sehnsucht nach Frieden besungen wird. Sie sind Lieder des Protestes gegen alles Unmenschliche."

Deans künstlerische Vielfalt in Wort und Musik ist auch von den wechselvollen und weitgespannten Erfahrungen seines Lebensweges geprägt. Er ist nicht nur Sänger und Schauspieler. Er war und ist stets auch aufmerksamer Zuhörer und Beobachter, wo immer er lebte und lebt. Er schöpft für seine Kunst aus dem Reichtum des Lebens.

Eine breite Skala musikalischer Formen und Stilmittel aus Süd- und Nordamerika, aus Italien (wo er einige Jahre lebte und in 12 Filmen Hauptrollen spielte) sind ihm vertraut und bereichern sein Repertoire. Dazu kommen Eindrücke umfangreicher Tourneen, zum Beispiel seit 1967 auch in die Sowjetunion, später in der DDR, nach Kuba, Bulgarien, in die CSSR.

Klangvoll wird dies belegt auch in den letzten LP-Produktionen von MELODIA, AMIGA und SUPRAPHON.

1976 Dean Reed

Seit Jahren hat Dean Reed seinen ständigen Wohnsitz in der DDR, in die er erstmals 1971 als Gast der Dokumentar- und Kurzfilmwoche kam. Er wohnt in Berlin.

Doch führt er kein beschauliches Leben im Grünen. Immer und überall sucht er die Kontakte zu den Menschen. Einladungen aus allen Himmelsrichtungen, von Freunden und Anhängern aller Generationen und Lebensbereiche häufen sich auf seinem Schreibtisch.

Als singender Schauspieler wie als Mitglied des Weltfriedensrates ist er viel auf Reisen. Er tritt immer wieder auch in Solidaritätskonzerten auf. Mehrfach filmte er in der DDR.

Als ich ihn einmal in Moskau, im Zimmer 683 des Hotels "Rossija", interviewen wollte, legte ich den Kugelschreiber bald zur Seite. Unablässig klingelte das Telefon. Schließlich tönte eine Frauenstimme aus der Hörmuschel. Sie bat, Dean möge der kranken 70jährigen Mutter, die ihn nie im Konzert erleben könne, als Geschenk "Maria" singen. Und er sang ins Telefon...

Einer seiner Titel heißt: "Together - I love you - I need you..." ("Wir zusammen - ich liebe dich - ich brauche dich..."). Dean Reeds Liebe zum Leben und zu den Menschen drückt sich in seiner künstlerischen, menschlichen und politischen Sphäre aus. Er will, daß auch seine Kunst zur Kraftquelle wird und erklärte darum: "Ich liebe ein Repertoire, das so breit, so reich und so farbig ist wie das Leben selbst..."

Ingeborg Stiehler

Aus dem Buch: 44 Schlagerinterpreten. Porträts. Fotos
VEB Lied der Zeit · Musikverlag · Berlin 1978
Redaktionsschluß: 2.5.1977

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Letzte Änderung: 2005-10-11