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Ein Pferd wie du und ich

Text: Thomas Schmitt


Als ich noch ein ganz kleines Fohlen war,
wer hätte da geahnt,
dass ich, der einfache Hengst vom Lande,
mal groß Karriere mach' ...

Ich verbrachte meine Jugendzeit in einer LPG.
Bis dann der erste Traktor kam. Da war ich passé.
Es kamen ein paar Männer mit 'nem großen Pferdewagen.
Und ich dacht': Oh, alter Junge, jetzt geht's dir an den Kragen.
Ich sah mich schon als Bulette, doch wer hätte das gedacht:
Man hat aus mir statt einer Wurst 'nen großen Star gemacht.
Ich bin jetzt bei der DEFA, und dort lebe ich nicht schlecht,
so lange Gojko Mitic noch durch uns're Kinos prescht.

Ich bin ganz sicher sehr begabt. Das sieht man schon daran,
dass der Held in meinem Sattel meistens noch gewinnen kann.
Und muss er doch mal sterben durch einen bösen Mann,
dann reiße ich die Hufe hoch, wie es kein andrer kann.
Ich bin auch bildhübsch von der Mähne bis zum Fuß,
weswegen man mich nicht vor jeder Szene schminken muss.
Früher hab' ich Mist gekarrt, heut' reitet mich Dean Reed.
Und jede Frau wird neidisch, wenn sie mich im Kino sieht.

Ich glaube, die Indianerfilme wären nicht gefragt,
wenn der Sioux-Stamm im Linienbus über die Leinwand jagt.
Niemand würde von Herrn Mitic Autogramme haben woll'n,
würde er als Chingangook auf einem Mofa roll'n.
Drum ist es auch kein Wunder, dass noch mancher an uns hängt.
Getreu dem alten Motto: Der Mensch reitet, das Pferd denkt.

Ich denk an meinen alten Kutscher und an meinen Wagen.
Heute muss ich Schauspieler und große Rollen tragen.
Wenn ich manchmal an der Requisite-Krippe steh'
und melancholisch auf das Pferdehalfter an der Wand dort seh',
dann denk' ich: Soweit bringt's ein Traktor doch im Leben nicht.
Abgeseh'n davon, dass ihn nie der Hafer sticht.
Und wenn dann der Indianerfilm im Kino nicht mehr zieht,
dann werde ich Abteilungsleiter in einem Gestüt.

Na ja, so ist es doch im wilden Westen:
Einer für alle, und alle auf einem!


Das Lied entstand 1976 zunächst in einer etwas kürzeren Version für eine Sendung der Reihe "TV-Express" des Kinderfernsehens. Angeregt worden dazu war ich von einem sowjetischen Filmbeitrag über Pferde beim Film, den ich für die Sendung zu synchronisieren hatte. Der Liedtext enstand daraufhin im "Hanumdrehen". Die bekannte längere Version erschien noch im gleichen Jahr in einer Studioaufnahme als Single (B-Seite: "Tamara") - die gleiche Aufnahme findet man auch auf der CD "Ein Wigwam steht in Babelsberg" (1999 allscore media) zusammen mit den Original-Filmmusiken der DEFA-Indianerfilme - und schließlich live 1977 auf unserer ersten LP.

Thomas Schmitt, Gruppe MTS www.gruppe-mts.de

CD

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Letzte Änderung: 2014-01-09