ZEIT Nr. 31, 21.07.2016

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Von drüben her

Warum gingen Künstler aus Westdeutschland oder dem Ausland in die DDR?
Fünf Beispielgeschichten

Von Gabriel Kords

Wolf Biermann und Manfred Krug sind bekannte Beispiele für Bürger, die die DDR in Richtung Westen verließen. Aber da ist etwas, das beide noch eint - dass sie ursprünglich nämlich auch aus dem Westen stammten: Biermann, 1976 ausgebürgert, war 1953 als Kommunist aus Hamburg in die DDR gekommen. Krug, der 1977 ausreiste, stammt aus Duisburg, war 1949 mit seinem Vater in den Osten gegangen. Nach 1961 wurden solche Umzüge zum Sonderfall, aber es gab sie über die ganze DDR-Zeit hinweg. Fünf Beispiele von Künstlern, die in den SED-Staat zogen:

Dean Reed, Musiker, geboren 1938 in Denver, Colorado

Ein US-Amerikaner, der unter mysteriösen Umständen in der DDR stirbt: Das klingt eher nach einem Agententhriller als nach einer Musiker-Biografie. Der aus den USA stammende Country- und Folk-Sänger Dean Reed ist in den sechziger Jahren zunächst ein Teenager-Idol in Südamerika gewesen. Dort politisierte er sich, wurde zum bekennenden Sozialisten und startete von 1966 an eine zweite Karriere im Ostblock. 1973 zog "der rote Elvis" - wohl vor allem der Liebe wegen - nach Leipzig, wo die DDR-Oberen den "Sänger des anderen Amerika" regelrecht hofierten. 1986 verteidigte er im US-Fernsehen die Berliner Mauer und zeigte ein Foto, das ihn mit Kalaschnikow bei palästinensischen Kämpfern zeigte. Das verziehen ihm die Amerikaner nie. Doch auch sein Verhältnis zur DDR war nicht ungetrübt: Laut Stasi-Protokollen verglich er 1982 im Streit mit einem Polizisten "die DDR mit einem faschistischen Staat", den er und die DDR-Bürger "bis oben hin satt" hätten. Als er 1986 starb, war von einem Unfall die Rede. Nicht nur im Westen kursierte das Gerücht, Reed sei beseitigt worden. Nach der Wende erfuhr die Öffentlichkeit: Es war Selbstmord. Seinen Abschiedsbrief hatten die DDR-Behörden unter Verschluss gehalten. Dabei machte Reed darin dem SED-Staat gar keine Vorwürfe - sondern seiner Frau.

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Deutsche Vita

Als Tenor tourt Björn Casapietra durch ostdeutsche Städte. Und trägt die unglaubliche Geschichte seiner Eltern mit sich: Die Sängerin Celestina Casapietra und der Dirigent Herbert Kegel waren das Glamourpaar der DDR.

Von Andrea-Hanna Hünniger

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Er wuchs auf in Rauchfangswerder, einst die Glamour-Zentrale der DDR

Einige Tage vor unserem Treffen in Björn Casapietras Mitte-Wohnung: Fahrt zur S-Bahn-Station Zeuthen. Dann rüber über den Zeuthener See nach Rauchfangswerder (einen Tag vorher zum ersten Mal gehört). Rauchfangswerder: die Spitze einer Halbinsel am Rand von Berlin. Ost-Berlin, um genau zu sein. Von oben (Google!) aus betrachtet, sieht sie aus wie Manhattan, eine Landzunge, umgeben von Wasser. Von unten (Erde!) wie eine verschlafene Siedlung, die einem zeigen will: Bitte weitergehen, es gibt hier nichts zu sehen.

Gibt es auch nicht. Es gab aber etwas zu sehen. In diesem großen Früher. Hier lebten die Stars der DDR. Künstler und Regisseure, Schauspieler, Dramaturgen, internationale Stars wie Dean Reed (siehe Text oben). Dieser war in den USA zeitweise in den Charts noch vor Elvis gelistet, zu seinem erweiterten Bekanntenkreis gehörte Che Guevara. "Dean Reed war mein Stiefvater", erzählt Casapietra, "sein Sohn Alex und ich, wir waren wie Brüder."

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Dean Reed, Casapietra - etwas Besseres konnte der DDR gar nicht passieren. Der Staat reklamierte: Seht her, die Stars kommen freiwillig zu uns, der Sozialismus kann auch attraktiv!

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Und dann gab es eben den Nachbarn Dean Reed, US-Amerikaner, ein Mann in Cowboystiefeln, Vater von Björns bestem Freund Alexander.

Reed war Schauspieler und Sänger, aber während er in den USA nur mäßig gefeiert wurde, war man dem bekennenden Sozialisten in Südamerika und Osteuropa auch politisch verfallen. Bei der Obrigkeit sorgte er zunächst nur für Verstimmung, weil er sich weigerte, Jassir Arafat zu bespitzeln. 1982 berichteten Mitarbeiter der Stasi, Reed habe beim Streit mit einem Verkehrspolizisten "die DDR mit einem faschistischen Staat verglichen". Vier Jahre später ertrank er im Zeuthener See - ein Tod, der zu wilden Spekulationen führte. Nach einem Streit mit seiner Frau hatte er mit seinem Auto zu einem Produzenten fahren wollen. Er kam nie an. Ein paar Tage später fand man ihn ertrunken im See.

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Letzte Änderung: 2016-08-04