Thüringen, Juli 1991

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Dean Reeds tragisches Ende

Vorzeige-Amerikaner

Als Mitte Juni 1986 die sparsam gehaltene Nachricht offiziell wurde, dass Dean Reed angeblich bei Dreharbeiten verunglückt sei, krähte buchstäblich kein Hahn nach ihm. Keine Lobeshymnen, keine Rückblicke auf das Leben des - wirklich - unermüdlichen Friedenskämpfers der, nachdem er 1972 34jährig DDR-Boden betrat, zum positiven Vorzeige-Amerikaner avancierte.

Dieser Reed, der hoffnungsvollen Hollywood- und Rock-'n'-Roll-Karrieren den Rücken kehrte, fand seine Heimat in dem Staat, der seiner Meinung nach seine Friedens-Ideale am besten umsetzte. In dieser Zeit blühte die Singebewegung, in der viele der heute 30- bis 40jährigen freiwillig sangen und klampften, und die Anfang der 60er der kanadische Berufsprotestsänger Perry Friedman aus der Taufe hob. Davon war Reed begeistert, und wiederum beeindruckte er durch sein Flair: blendendes Aussehen, kraftvolles Cowboy-Macho-Image und seine Wirkung auf Töchter und deren Mütter machten ihn schnell populär. Er fehlte in kaum einer Solidaritäts-Veranstaltung, durfte filmen - das Mittelmaß dabei übersahen viele, auch die Kritiker -, und wenn er nicht durchs Land tourte, war er an Orten in der Welt präsent, an denen gegen elementare Menschenrechte verstoßen wurde und Reed im Namen der DDR dagegen protestierte. Doch Reeds Aura nutzte sich ab, er war dann nur noch ein "Amerikaner in Berlin". Die Fan-Gemeinde wurde kleiner, neue Idole wurden für die DDR-Teens interessanter.

Es wäre unsinnig, zu spekulieren, welche privaten Aspekte seinen mittlerweile bestätigten Freitod noch beschleunigten. Es gab derer wohl sehr viel. Ein Comeback-Versuch in Amerika scheiterte jämmerlich. Die Frage seiner Landsleute warum er so gut und die "anderen Russen" so schlecht lebten, konnte er auch nicht in "amerikanischer" Weise beantworten.

Was war ihm geblieben? Kaum noch Popularität in seiner zweiten Heimat, keine Zukunft, Probleme mit Frauen; Reed kapitulierte, setzte sich in ein Auto und nahm Schlafmittel, nachdem er noch einen Abschiedsbrief gekritzelt hatte. Das alles wurde lange verschwiegen, denn es war den "Oberen" peinlich, dass ein Paradepferd des DDR-Friedenskampfes just zu der Zeit, in der Erich Honecker in Sachen Außenpolitik in Budapest weilte, um danach auf der II. Tagung des ZK "richtungsweisend" die außenpolitische Strategie der DDR zu formulieren, einfach freiwillig das DDR-Leben verließ. Somit blühte die Gerüchteküche, und einige Zeitungen nährten diese noch mit der spärlichen (Falsch-)Meldung Tage später, bzw. ließen die Notiz ganz weg. Es wurde vorsätzlich dafür gesorgt, dass Reed Stille umgab.

Seine Freunde indes haben ihn in guter Erinnerung, denn sie schätzten seine Freundlichkeit, sein Gerechtigkeitsgefühl, seine träumerisch naive Friedens-Blauäugigkeit. Der Vergleich mit dem edlen Ritter, der gegen Windmühlenflügel kämpfte und zwangsläufig scheiterte, ist treffend. Durch seine Freitod-Entscheidung sind ihm noch weitere Enttäuschungen erspart geblieben, so makaber das klingt.

G. Haase

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Letzte Änderung: 2007-03-05