Sächsische Zeitung, 15.02.2007

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Der Rebell mit den gescheiterten Visionen

Von Oliver Reinhard

Die Dean-Reed-Doku "The Red Elvis" lässt Freunde und Zeitzeugen zu Wort kommen.

Leopold Grün ist hornbebrillt, trainingsbejackt und trägt einen jugendlichen Zauselschnitt. Fraglos eine modezeitgeistkompatible Erscheinung. Umso bemerkenswerter, dass Leopold Grün seinen ersten großen Dokumentarfilm jemandem von gestern widmet: Mit "The Red Elvis" reanimiert er eine der seltsamsten Figuren der Popgeschichte: Dean Reed, politischer Sänger und singender Politiker, Amerika-Kritiker, Freund und Unterstützer von Arafat und Allende, Weltenbummler und Rebell. Als Dean Reed 1972 freiwillig aus Liebe und Überzeugung in die DDR ging und den Offiziellen einen ungeheuren Propagandacoup bescherte, war er 33 - ungefähr so alt wie Leopold Grün es heute ist.

Gefeiert und ernüchtert

Am Dienstagabend erlebte sein Film auf der Berlinale die Uraufführung, an einem Ort, der passender nicht sein könnte: im guten alten Kino "International" an der Karl-Marx-Allee in Ostberlin. Dort, wo in den Siebzigern und Achtzigern manch Film mit dem Schauspieler Dean Reed und vom Regisseur Dean Reed gefeiert wurde. Doch Leopold Grüns "The Red Elvis" ist keine Hymne auf eine untote Legende. Sein Neunzigminüter spiegelt nüchtern und ausgewogen das Leben eines Mannes wider, dessen Engagement, Leidenschaft, Ruhelosigkeit und später auch die latente Realitätsferne eines ewigen großen Jungen in die persönliche Katastrophe führte. Mit raren Aufnahmen aus den Sechzigern, mit bekannteren und weniger bekannten aus seiner neuen Heimat, wo er von den Machthabern benutzt und ausgenutzt wurde - was Leopold Grün allerdings so einseitig nicht stehen lassen mag: "Er ist freiwillig gegangen. Ja, er war naiv, aber er hatte ehrliche Visionen und wollte sie verwirklichen. Das macht den großen Reiz seiner Figur aus." Das bestätigen auch viele Zeitzeugen, die zu Wort kommen. Etwa Isabel Allende, Armin Mueller-Stahl, Egon Krenz. Reeds Witwe, Renate Blume, äußerte sich nicht aktuell. Sie hat einen Vertrag mit Tom Hanks, der selbst einen Film über Dean Reed plant. Was die Blume im Film zu sagen hat, stammt von 1981.

Spekulationen ausgeräumt

Im Sommer 1986, nach 15 Jahren Karriere als Unikum der Zeitgeschichte, kam Dean Reed ums Leben. Seine Karriere war ins Stocken geraten, er in seiner Rolle als sozialistischer US-Strahlemann im Ostblock erstarrt. "Er wollte da raus", sagt Leopold Grün. "Er wollte zurück in die USA, durfte aber nicht, landete in einer schlimmen Sackgasse." Der einzige Ausweg führte ihn in einen See nahe Berlin. Oder haben doch diverse Geheimdienste nachgeholfen? Nach intensiven Recherchen auch in Stasi-Unterlagen muss Leopold Grün solchen Spekulationen den Garaus machen: "Es war Selbstmord. Ganz eindeutig."

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