Superillu 23/2008, 29.05.2008

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Blutsbrüder

Alles ohne Double!

SUPERillu-DVD: Dean Reed und Gojko Mitic in einem Indianerfilm - das musste ja ein Erfolg werden. SUPERillu traf den Regisseur Werner W. Wallroth.

Werner W. Wallroth erinnert sich noch gut an die Dreharbeiten zu "Blutsbrüder", dem sehr erfolgreichen DEFA-Indianerfilm, der nächste Woche als SUPERillu-DVD erscheint. Denn bei den Dreharbeiten ging es spannend zu.

Herr Wallroth, Sie hatten als Regisseur bei der DEFA eine Reihe erfolgreicher Komödien inszeniert wie "Hauptmann Florian von der Mühle" und "Du und ich und Klein-Paris". Wie sind Sie zum Indianerfilm gekommen?

Völlig undramatisch. Ich war gerade frei und wurde gefragt. Dean Reed hatte bei der DEFA das Szenarium eingereicht. Im Studio stieß die Idee, diesen Film mit ihm zu machen, auf großes Wohlwollen. Das Problem war nur, dass niemandem sein Skript gefiel. So wurde ein Co-Autor, Wolfgang Ebeling, daran gesetzt, das Buch zu überarbeiten. Während er noch schrieb, war ich schon auf Motivsuche. Denn "Blutsbrüder" sollte noch im selben Jahr, im Sommer 1974, gedreht werden.

Was war denn so schwach an Dean Reeds Vorlage?

Er hatte zwar seine eigene Rolle, den amerikanischen Soldaten Harmonika, bis ins Detail ausgeformt. Damit wollte er sich und seine physische Kraft ausstellen, seine Muskeln, seine Sportlichkeit. Die Figur des Gegenspielers, des Indianers "Harter Felsen", der später zu seinem Blutsbruder wird, war nur wenig profiliert. Die Hauptarbeit bestand nun darin, diese Rolle so auszubauen, dass man sie Gojko Mitic überhaupt anbieten konnte. Dean Reed zeigte sich sehr aufgeschlossen. Und Gojko ist sowieso ein durch und durch freundlicher Mensch.

Beim Drehen gab es also keinerlei Konflikte?

Keine, die nicht zu lösen gewesen wären. Zum Beispiel pflegte auch Dean Reed die amerikanische Tradition, die Anzahl seiner Großaufnahmen zu zählen. Er kam immer mal wieder auf mich zu und fragte, ob er nicht eine weitere haben könnte. Da musste man ihn wie ein rohes Ei behandeln... Andererseits waren die Leistungen, die er im Film zeigte, außerordentlich gut. Alle Reitertricks, die er sich ins Drehbuch geschrieben hatte, bewältigte er auf imposante Weise. Die Szene, in der er dem Indianermädchen seine Kunststücke auf dem Pferd vorführt, wurde in einer einzigen Einstellung aufgenommen. Er sprang im Galopp vom Pferd und wieder auf. In einer weiteren Szene reitet er einen Mustang ein. Er brauchte kein Double.

Kannte er sich mit Pferden aus?

Sehr gut. Wir drehten den Film ja in Rumänien, und unsere hilfsbereiten Partner hatten uns dort den Zugang zum erfolgreichsten Gestüt des Landes ermöglicht. Beim Probereiten suchte sich Dean den besten Schimmel aus. Als wir wieder am Set waren und das Pferd vorgeführt wurde, schaute er es an und sagte: "Das ist er nicht!" Er hatte Recht. Die Rumänen dachten sich: Ein weißes Pferd ist ein weiäes Pferd, wir geben doch unseren Elitehengst nicht her. Das wurde dann korrigiert.

Wo wurde "Blutsbrüder" vor allem gedreht?

Die meisten Szenen entstanden in der Nähe der siebenbürgischen Stadt Brasov. Das Tal, in dem ich das Indianerdorf aufbaute, lag mitten im militärischen Sperrgebiet. Dort ließen wir uns von der weitgehend unberührten Landschaft inspirieren. Die Natur lieferte uns wunderbare Schauplätze, mit felsengroßen Steinen und einem reißenden Fluss, an dem wir einen Teil des Todesrennens aufnahmen. Sowohl das Überfallkommando der amerikanischen Kavallerie als auch die berittenen Indianer wurden von rumänischen Reiterstatisten gespielt, die sich auf ihren Pferden als wahre Meister erwiesen. Als Einwohner des Indianerdorfes verpflichtete ich spontan zahlreiche Sinti und Roma, an deren Häusern wir vorbeigekommen waren. Sie traten für wenig Geld auf, dankbar, spielfreudig, spielbegabt, einschließlich Kindern und Hunden. Es war ein Glücksfall.

Stand die Westernstadt auch in den Siebenbürger Bergen?

Nein, die wurde im Buftea-Filmgelände in Bukarest aufgebaut. Übrigens mussten wir die Arbeiten dort abbrechen. Es regnete in Strömen, und das Salz, das wir als Schneeersatz benutzten, griff unsere Kabel an. Zum Glück waren die meisten Szenen schon im Kasten, der Rest wurde in Babelsberg nachgedreht.

Die Figur, die Dean Reed spielt, heißt Harmonika. Und es gibt auch ein Mundharmonika-Motiv. Eine Anspielung auf den großen Western "Spiel mir das Lied vom Tod"?

Ich kannte den Film damals noch gar nicht. Aber Dean Reed wird ihn sicher gesehen haben. Überhaupt gibt es in "Blutsbrüder" einige Motive, wie die wiedergefundene Halskette, die schon in amerikanischen Westernklassikern benutzt worden sind. Ich denke, dass Dean Reed solche Szenen seit seiner Kindheit in sich aufgesaugt hat. Sie machen einen Film ja auch erst richtig wirksam!

Mehrfach ist die USA-Flagge zu sehen. Nach dem Überfall aufs Indianerlager zerbricht Dean Reed eine Fahnenstange über seinen Knien. War das auch ein symbolischer Kommentar zur aktuellen Politik des Weißen Hauses?

Ja, Dean war absolut kritisch gegenüber der Politik der USA, und er holte diesen Zorn direkt aus dem Leben in den Film. Auf dem Höhepunkt des Vietnamkriegs, im September 1970, hatte er vor dem Konsulat der USA in Santiago de Chile auf offenem Platz das Sternenbanner in einem Zuber gewaschen. Ein spektakulärer Akt, von dem er gern erzählte.

In einer spektakulären Szene kommt Dean Reed ins zerstörte Indianerlager zurück. Die Kamera fliegt fast auf Bodenhöhe über das verwüstete Land. Wie haben Sie das gedreht?

Ich wollte, dass die Szene so wirkt, als sei sie aus einem Mini-Hubschrauber fotografiert. Mein Kameramann Hans Heinrich ließ in den DEFA-Werkstätten ein Gestell bauen, das man wie eine Tasche in der Hand tragen konnte. Dort hinein wurde die Kamera gestellt. Der Kamera-Assistent trug sie im Schnelllauf über das Schlachtfeld. So entstand diese Szene. Sogar der technische Direktor der DEFA fragte bewundernd, wie wir das gemacht hätten.

Die weibliche Hauptrolle spielt Gisela Freudenberg. Wo haben Sie sie entdeckt?

Sie war Studentin im zweiten Studienjahr an der Berliner Schauspielschule. Ich musste noch beim Rektor Hans-Peter Minetti um eine Genehmigung bitten, die er mir aber erteilte, weil wir uns von den gemeinsamen Dreharbeiten zu "Alaskafüchse" kannten und er mir vertraute. Nach dem Studium wurde Gisela Freudenberg als Schauspielerin nach Rostock vermittelt. Später ging sie in den Westen, wo ich sie noch in ein, zwei Fernsehfilmen sah. Leider hatten wir nie wieder Kontakt miteinander.

Interview: Ralf Schenk


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