NDR August 2007

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Neue Filme

Dean Reed - Der Rote Elvis

Am 17. Juni 1986 wurde ein toter Mann aus einem See am Rande von Ost-Berlin gezogen. Es war der amerikanische Sänger und Schauspieler Dean Reed - eine der skurrilsten und geheimnisvollsten Pop-Ikonen des Kalten Krieges. Der Amerikaner Reed war befreundet mit Salvador Allende und Yassir Arafat, er protestierte auf der ganzen Welt gegen Militär-Regime und den Vietnamkrieg und tourte als erster Amerikaner durch die Sowjetunion, ehe er sich in der DDR niederließ. Der Regisseur Leopold Grün portraitiert dieses ungewöhnliche Leben in diesem Dokumentarfilm.

Freiwillig in der DDR

Während Millionen Menschen im Ostblock von einem Leben jenseits des Eisernen Vorhangs träumten, kam Reed freiwillig in den Osten. Doch auf den zweiten Blick wirkt diese Entscheidung keineswegs irrational. Der 1938 in Denver geborene Reed geht als 20-Jähriger nach Los Angeles, weil er von einer Karriere als Sänger träumt. Er bekommt einen Plattenvertrag und nimmt einige Singles auf. Doch während diese in den USA keine große Beachtung finden, gelingen ihm mit "Our Summer Romance" und "The Searcher" zwei Nummer Eins Hits in Chile und Argentinien. Es folgt eine Tournee durch Südamerika, während der er mehrere Fußballstadien füllt - ein einziger Triumphzug, den der Regisseur Leopold Grün in seinem Film beschreibt.

Vom Popstar zum Protestsänger

Reed lässt sich in Argentinien nieder, dreht 1964 in Mexiko seinen ersten Spielfilm, und bekommt im argentinischen Fernsehen eine wöchentliche "Dean-Reed-Show". Zwar genießt er seine Popularität sehr, aber die Armut und Ungleichheit, die er sieht, politisieren ihn auch. Reed gibt kostenlos Konzerte, lernt chilenische Gewerkschaftsführer kennen, trifft sich mit Che Guevara und avanciert zum Protestsänger.

Als er 1966 nach einem Militärputsch aus Argentinien ausgewiesen wird, geht er nach Italien, wo er diverse Western dreht, unter anderem an der Seite von Yul Brynner. Außerdem tritt er als erster amerikanischer Rocksänger in der Sowjetunion auf, wo er sechs Alben aufnimmt, die sich millionenfach verkaufen. 1970 unterstützt Dean dann den Wahlkampf von Salvador Allende in Chile, wäscht in einer spektakulären Aktion vor dem US-Konsulat in Santiago die amerikanische Flagge vom "Schmutz des Imperialismus" und wird dann zum Dokumentarfilmfestival nach Leipzig eingeladen.

Mischung aus Unterhaltung, Showbizz und Protest

"Er hatte gerade in Chile einen Film mit Gewerkschaftern gemacht", berichtet der Regisseur Leopold Grün, "und insofern war das eigentlich nur eine punktuelle Einladung in der DDR. Dass er dann dort blieb, oder immer wieder kam, das war nicht geplant. Und das hing dann doch schon mit der Bekanntschaft mit Wiebke Reed zusammen." Die beiden heiraten und Dean bleibt in der DDR, wo er ebenfalls schnell zum Star wird: Die Mischung aus Unterhaltung, Showbizz und Protest, die der bekennende amerikanische Marxist bietet, ist der Regierung hoch willkommen. Und seine Besuche bei der PLO und Jassir Arafat 1977 ebenso.

Leopold Grün zeichnet das Leben eines Menschen, der an den Sozialismus glaubte und zugleich der geborene Entertainer war. Ein Strahlemann: groß, schlank, blond, gut aussehend und überzeugend im Auftreten. Der Filmemacher verdichtet Reeds Leben geschickt in einer abwechslungsreichen Kollage aus Auftritten, Archivmaterial, privaten Momenten und Interviews von Zeitzeugen wie Isabelle Allende, Egon Krenz und Freunden von Dean Reed sowie seinen Frauen. Vor allem aber werkelt Leopold Grün nicht weiter an Reeds Mythos, sondern er stellt die Zusammenhänge seiner Laufbahn nüchtern dar und beleuchtet die inneren Widersprüche, die der Star in sich trug. Eine saubere handwerkliche Leistung. Dazu gehört, dass Dean den Protest gegen die Biermann-Ausbürgerung nicht unterzeichnete, ebenso wie seine Enttäuschung über den SED-Staat, als sein eigener Ruhm verblasste und er selbst auf ein Comeback in den USA hoffte. Klarer drückte er sich noch in einer Verkehrskontrolle aus, über die es in einer Aufzeichnung der Staatssicherheit heißt:

"Unter Missachtung dieser Forderung, begann Reed beleidigende und verleumderische Äußerungen zu tätigen, indem er die Angehörigen der VK als Heuchler bezeichnete, die DDR mit einem faschistischen Staat verglich und zum Ausdruck brachte, dass er ebenso wie die 17 Millionen DDR-Bürger es bis oben hin satt hätte."

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Letzte Änderung: 2011-11-25