Neues Deutschland 27.11.2007

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F.B. Habel schrieb über Dean Reed

Ritter mit Gitarre

Von Walter Kaufmann

In jenen DDR-Jahren habe ich in Dean Reed vorrangig den amerikanischen Sunnyboy gesehen, zu glatt, zu hübsch, geliebt von den Frauen, von Jugendlichen umjubelt, ein Sänger im Sattel, der seinen Pegasus aus hehren Motiven gen Osten geritten hatte.

Bei weitem zu kurz gegriffen, wie ich spät genug erfahren sollte: während der Berlinale 07 zeigte mir der Dokumentarfilm "Der Rote Elvis" einen Dean Reed, den die Minenarbeiter im Chile des Putschisten Pinochet auf den Schultern trugen. Reed war ihr Mann, war einer, der sich vorgewagt hatte und trotzig ihre Lieder sang, die Lieder der Revolution.

Die dreihundert packende Seiten starke Biografie von F.B. Habel, an der Thomas Grossman seinen Anteil hat, vermittelt - wie es im Untertitel treffend heißt - die wahre Geschichte: Kindheit, Jugend, Mannesalter und Ende eines ungewöhnlichen Amerikaners, der nach anfänglichen Erfolgen in Hollywood zum Idol im anderen Amerika wurde, in Argentinien, in Chile, und über den Isabel Allende zu sagen wusste: "Er hat immer einer Idee gedient, von Frieden geträumt, nicht von Geld." Ein gültiges Urteil, wie ich erkannte, zumal die Abstecher des Deano zum Italo-Western wohl vornehmlich dem Zweck dienten, Reed unabhängig zu machen und den Weg zu ebnen, den er dann ging - Moskau, Berlin, Leipzig.

Isabel Allende hat es auf den Punkt gebracht: einer Idee dienen, vom Frieden träumen. Der Mann überraschte, strahlte anders als manche es sahen, anders als ich es damals sah, und die beiden Autoren Habel und Grossman, deren gestalterische und literarische Leistung beachtlich ist, behaupten das nicht bloß, sie belegen es. Die Auswahl vieler Fotos hilft dabei wie auch der Chor von Stimmen, dem - deutlich abgehoben vom Text - ein gesonderter Stellenwert zuerkannt wird.

Da äußert sich eine Jugendfreundin Reeds entschieden zu Mutmaßungen über sein Ende, auch Reeds Mutter tut das, Ruth Anna Brown, die mit seiner Witwe, der Schauspielerin Renate Blume, innig verbunden bleibt. Der amerikanische Dokumentarfilmer Will Roberts lobt den Kämpfer für Gerechtigkeit, und Regisseur Günter Reisch weiß bildhaft aus engster Zusammenarbeit mit Reed zu berichten. Gisela Steineckert kam, wohl auch in Hinblick auf seinen tragischen Tod, zur Erkenntnis: "...wichtiger war, dass sich die DDR zu einer gewaltigen Veränderung hin bewegte, die er weder verstehen konnte noch wollte". Und Victor Grossman, der Reeds Freund war, sagte 1991: "Am Ende war er, wie so viele von uns, ein Don Quichote, ein Ritter von trauriger Gestalt. Vor fünf Jahren hat er uns verlassen, weitere Enttäuschungen blieben ihm erspart. Nur, die Windmühlen drohen immer..."

Wer die Biografie und die Erinnerungen derer, die Reed gut kannten, auf sich wirken lässt, wird sich nicht fragen müssen, so wie einst ich, warum der Mann seinen Pegasus letztendlich gen Osten ritt - er wird es erfahren haben.


F.B. Habel: Dean Reed - Die wahre Geschichte. Verlag Neues Leben. 317 S., zahlr. Abb. geb., 19,90 €

Buchpremiere mit F.B. Habel sowie Victor und Thomas Grossman heute, 20 Uhr, im Theater Varia Vineta, Berliner Straße 53, 13189 Berlin.

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Letzte Änderung: 2007-12-02