ND 28.07.2003

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Roter Bruder Winnetou

Filmmuseum Frankfurt(Main): Western aus BRD und DDR

Von Martin Mund

Ins Gästebuch der Ausstellung schrieb ein Besucher folgende Sätze: "Krieg bedeutet Tod, der Friede Leben. So sagt es Winnetou. Hätte man das doch dort, wo die Filme gedreht wurden, in Jugoslawien, beherzigt – wie viel Leid wäre erspart geblieben. Also: auch naive Filme können eine positive Botschaft vermitteln."

In der Tat waren die "deutschen Western" – oder "Indianerfilme", wie sie in der DDR genannt wurden – nicht nur auf bloße Unterhaltung aus. Sie propagierten Verständigung zwischen Kulturen und veranschaulichten, wie Humanität auf dem Altar des Profits geopfert wurde. Im US-amerikanischen Westen ging es damals bekanntlich um Land, Gold und Öl. In den Filmen steht dem nackten Gewinnstreben aber auch Liebe und Blutsbrüderschaft entgegen.

Elf BRD- und 14 DDR-Western werden in der Ausstellung "Winnetou und sein roter Bruder" im Filmmuseum Frankfurt am Main vorgestellt. Die Schau, die wie eine Westernstadt nebst einem angrenzenden Indianerdorf aufgebaut ist, präsentiert Fotos, Szenenbildentwürfe, Kostüme, Masken, Briefe, Protokolle. Dabei werden Vergleiche gezogen: In beiden deutschen Staaten beschworen die Filme Abenteuer, Romantik und exotische Ferne herauf: "Kino als Projektionsfläche für Träume von einer anderen, weiten Welt". Doch es gab auch Unterschiede: Standen im Westen vor allem Karl Mays frei fabulierte Erzählungen Pate, so legte der Osten Wert auf historische Genauigkeit, die von authentischen geschichtlichen Anlässen bis hin zum szenischen Detail reichte. Metaphorische Bezüge zur Gegenwart, die in DEFA-Filmen hin und wieder sichtbar wurden, etwa zu den US-amerikanischen Massakern in Vietnam, suchte man in den Karl-May-Adaptionen vergebens.

Unterschiedlich wurde nicht zuletzt die Sprache gehandhabt: Während die Indianer in westdeutschen Filmen gebrochenes Deutsch oder fiktives Kauderwelsch von sich zu geben hatten, verlangte die DEFA reines Hochdeutsch. Ihr Star Gojko Mitic musste synchronisiert werden – gegen seinen Willen. Aber den "roten Brüdern" sollte nichts Verkleinerndes oder gar Abwertendes anhaften.

Unter den zahlreichen Exponaten der Schau finden sich Dokumente wie eine Vorkalkulation des VEB Lokomotivbau "Karl Marx" Babelsberg zum Umbau einer Reichsbahn-Lok für den Film "Spur des Falken" oder Briefe der umtriebigen West-Berliner Indianerfilm-Produzenten Horst Wendland und Artur Brauner. Schließlich erinnern die Frankfurter auch an den in die DDR übergesiedelten US-Amerikaner Dean Reed, der 1986 mit "Bloody Heart" einen "Indianerfilms neuen Typs" inszenieren wollte: eine Gegenwartsgeschichte über die Besetzung von Wounded Knee durch Native Americans. Dazu kam es nicht mehr: Der "bunte Vogel" aus Colorado, der im deutschen Osten an Depressionen litt, nahm sich kurz vor Drehbeginn das Leben.

Die Ausstellung ist noch bis 31. August im Filmmuseum Frankfurt(Main) zu sehen.

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Letzte Änderung: 2006-12-14