melodie und rhythmus 03/2004, 12/2004

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Der rote Elvis

Das gleichnamige Buch erzählt das Leben Dean Reeds

Dean Reed, der einzige echte Amerikaner des DDR-Pops, rückt wieder in den Mittelpunkt der Öffentlichkeit. Schuld daran haben Bild, die immer mal wieder seinen Abschiedsbrief zitiert, Tom Hanks, der Reeds Leben recherchiert, um daraus einen handfesten Hollywoodstreifen zu machen und nicht zuletzt Stefan Ernsting, der mit "Der rote Elvis" eine Biografie des amerikanischen Künstlers mit Wahlheimat DDR vorlegt. Melodie & Rhythmus sprach mit Reed-Autor Stefan Ernsting.

M&R: Als Sie anfingen, sich mit Dean Reed zu beschäftigen, kam da nicht der Gedanke auf, dass Sie mit dem Buch einen Menschen dem Vergessen entreißen?

STEFAN ERNSTING: Natürlich. Dean Reed war eine vielschichtige Persönlichkeit und er hat sich die Aufmerksamkeit posthum redlich verdient. Sicher kann man ihn leicht als angepassten Schlagerfuzzi und schlechten Schauspieler diskreditieren, aber er war nebenbei auch seine eigene Anti-Globalisierungsbewegung. Er tourte, wo noch nie ein Rockstar getourt war und leistete Pionierarbeit mit politischem Pop. Man darf seine Jahre in Südamerika und sein internationales Engagement nicht unterschlagen. Man tut ihm unrecht, wenn man ihn nur auf seine letzten Jahre in der DDR reduzieren will.

M&R: Wie haben Sie das Buch erarbeitet? Waren Sie oft in den USA? Kann man sich dort noch an den Künstler erinnern?

STEFAN ERNSTING: Ich war erst kürzlich erneut in New York und habe dort für ein neues Projekt recherchiert. In den USA hat niemand je von Dean Reed gehört. Selbst eingefleischte Sammler früher Rock'n'Roll-Singles können nichts mit seinem Namen anfangen. Im Amerika von König George II ist für solche Storys auch wenig Platz. Bei einer Grillparty über den Dächern von Manhattan hörte sich ein alter Mann vom Film meine Geschichte von Dean Reed an und fand sie interessant. "Ich würde das Buch kaufen", meinte er, "ich bin ein alternder Linker. Aber glaubt Tom Hanks wirklich, die Amerikaner würden sich heute für einen sozialistischen Helden begeistern können, der sich hinter dem eisernen Vorhang gegen sein Land gestellt hat?"

M&R: Welche neuen Erkenntnisse konnten Sie verarbeiten?

Vor allem die Erkenntnis, dass Dean Reed seine Spuren sehr gut verwischt hat und große Teile seiner Legende eine Erfindung der Propaganda waren. Reed musste sich schon sehr früh eigenes Geld mit seinen Auftritten verdienen und als geborener Showman nahm er es mit der Wahrheit nicht so genau, wenn es der Promotion seiner selbst diente. Er war aber keine Erfindung der Medien und auch keine Marionette der SED. Alle neuen Erkenntnisse hier aufzuzählen, würde sicher dieses Interview sprengen. Darum habe ich ja auch das Buch geschrieben. Es sind aber ganz aktuell weitere Stasiakten aufgetaucht, die sich mit seinem Tod beschäftigen. Das letzte Kapitel muss für eine Neuauflage wohl erneut umgeschrieben werden.

M&R: Renate Blume, Dean Reeds letzte Frau, zitierten Sie nur wenig. Hat sich die Schauspielerin verweigert? Will sie überhaupt noch zu diesem Thema angesprochen werden? Oder nur noch als Beraterin von Tom Hanks?

STEFAN ERNSTING: Renate Blume hat einen Vertrag mit Tom Hanks und Dreamworks unterschrieben, der sie gegenüber der Presse eigentlich zum Schweigen verpflichtet. Sie hat im Sommer 2004 aber trotzdem mit der Bild-Zeitung und der Super-Illu gesprochen. Die Frage kann nur Frau Blume selbst beantworten.

M&R: Tom Hanks will bekanntlich das Leben von Dean Reed für einen Film verarbeiten. Konnten Sie schon mit dem Schauspieler reden? Legt er Wert auf Ihr Material?

STEFAN ERNSTING: Ich habe Hanks noch nicht persönlich getroffen, aber bei seinem nächsten Europabesuch könnte es ja klappen. Er lässt sich das Buch angeblich gerade übersetzen.

M&R: Kann es sein, dass sich Herr Hanks zwar die Rechte gesichert hat, aber die Realisierung noch auf sich warten lässt?

STEFAN ERNSTING: Ich habe ein Privatvideo der Begegnung von Günter Reisch und Tom Hanks gesehen und daraus geht ganz eindeutig hervor, dass Hanks den Film machen will. Das Projekt steht bei Dreamworks auch bereits in den internen Ankündigungen kommender Produktionen. Tom Hanks recherchiert privat und plant dieses schwierige Projekt mit aller Sorgfalt, ist mein Eindruck. Es ist normal, dass sich der Beginn von Dreharbeiten für einen Spielfilm immer wieder verschiebt, aber natürlich kann das Projekt auch noch einige Jahre durch die "Entwicklungshölle" (development hell) gehen, wie der Ami zu sagen pflegt.

Prinzipiell ist Dean Reed aber eine Person des öffentlichen Lebens und niemand hat das Copyright für seine Biografie. Jeder kann einen Spielfilm über ihn drehen.

M&R: Wieso wurde gerade 2004 zum Dean-Reed-Jahr?

STEFAN ERNSTING: Tom Hanks, die Bild-Zeitung und ich haben da so einen Pakt...

Text: Thomas Behlert

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Letzte Änderung: 2007-03-30