Der Morgen 29.07.1978

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Mit "El Cantor" zum Festival

"Morgen"-Exklusiv-Interview mit Dean Reed

Begonnen hatten wir unser Gespräch schon während der XXI. Internationalen Filmfestspiele in Karlovy Vary. Doch dort wurde es immer wieder unterbrochen durch eine endlose Schlange von Autogrammjägern, die Dean Reed um ein paar Zeilen baten, wo er auch auftauchte. Als wir uns dann in seinem Berliner Heim wiedertrafen, saß der Schauspieler und Sänger aus den USA schon wieder auf gepackten Koffern, bereit zum Abflug nach Havanna zu den XI. Weltfestspielen.

DM: Was erwartest Du von Havanna?

DEAN REED: Privat hoffe ich, viele alte Freunde wiederzutreffen, aus Chile, Argentinien, Uruguay, die ich seit Jahren nicht gesehen habe. Wir werden viel zu sprechen haben über die politische Entwicklung in ihren Ländern seitdem. Ich glaube, die Weltfestspiele in Kuba, im ersten Land Amerikas, das sich befreit hat, nur 200 Kilometer von der USA-Küste entfernt, werden ein großes politisches Ereignis für alle. Nach Havanna kommen Jugendliche mit ganz verschiedener Vergangenheit, die unterschiedliche Sprachen sprechen, die aber eine Hoffnung eint: die Hoffnung auf eine Zukunft ohne Ausbeutung, ohne Krieg, ohne Armut, ohne Hunger. Alle werden wir gemeinsam beraten, wie diese Zukunft zu meistern ist.

Und außerdem hoffe ich in Kuba auf viel Sonne.

DM: Du hattest in den letzten Tagen zahlreiche Proben für die Weltfestspiele. Wirst Du in Havanna mit einem eigenen Programm oder innerhalb des DDR-Programms auftreten?

DEAN REED: Ich fahre nach Havanna in einer Doppelfunktion, einmal als Mitglied des Weltfriedensrates, zum anderen als Mitglied der DDR-Kulturdelegation. Ich werde im DDR-Galaprogramm mitwirken, außerdem trete ich auf in einem Programm "Berlin grüßt Havanna" zusammen mit Regina Thoss und Peter Albert. Außerdem werde ich auch noch in anderen Programmen, so in dem der Sowjetunion, der CSSR und wahrscheinlich auch bei der PLO dabeisein. In der CSSR habe ich zwei neue Lieder für die PLO geschrieben und bei Supraphon aufgenommen. Diese Platte gehört zu den Festivalgeschenken der PLO. Während der Weltfestspiele findet in Havanna auch ein Filmfestival statt, auf dem die DDR mit meinem Fernsehfilm "El Cantor" vertreten ist.

DM: Noch einmal zurück zum Filmfestival in Karlovy Vary: An welche Streifen aus dem Spielfilmwettbewerb erinnerst Du Dich besonders gern?

DEAN REED: Meine Favoriten sind drei Filme: "Weißer Bim Schwarzohr" aus der Sowjetunion, "Schatten eines heißen Sommers" aus der CSSR und "Die Rückkehr des Matrosen" aus Großbritannien. Ich schätze diese drei Filme besonders, weil sie sich mit ganz unterschiedlichen Mitteln für mehr Humanität, mehr Toleranz, mehr Gerechtigkeit unter den Menschen einsetzen.

DM: Was sagst Du zum Abschneiden des DEFA-Films "Die Flucht" im Wettbewerb?

DEAN REED: Ich freue mich natürlich sehr über einen Hauptpreis für "Die Flucht", weil ich glaube, dieser Film ist ein erster Schritt in eine neue Richtung des DDR-Filmschaffens, ein erster Schritt hin zu einer noch engeren Beziehung zu unserer Wirklichkeit. Außerdem schätze ich die schauspielerische Leistung von Armin Mueller-Stahl sehr hoch ein.

DM: Wie würdest Du das Festival in Karlovy Vary insgesamt einschätzen?

DEAN REED: Es hat mir persönlich viele interessante und wichtige Begegnungen gebracht, sowohl mit Filmen wie mit Menschen. Aber ich wünsche mir für die Zukunft doch im Wettbewerb weniger durchschnittliche Streifen, ein insgesamt höheres Niveau. 1978 waren oft diejenigen Filme, die in der Informationsschau liefen, wesentlicher als die im Wettbewerb. Außerdem hat sich bei der Gegenüberstellung mit progressiven Filmen beispielsweise aus den USA gezeigt, wo wir filmtechnisch noch aufholen müssen.

DM: Welche Pläne hast Du nach Havanna?

DEAN REED: Nach den Weltfestspielen werde ich in mein Heimatland fahren. Dorthin nehme ich "El Cantor" mit und hoffe, dadurch die Solidaritätsbewegung mit dem chilenischen Volk zu unterstützen.

DM: Wann kehrst Du in die DDR zurück? Hast Du neue Filmpläne?

DEAN REED: Im November komme ich wieder nach Hause und mache dann eine dreiwöchige Konzerttournee durch die DDR. Außerdem habe ich ein Szenarium über die palästinensischen Flüchtlingslager geschrieben. Vielleicht drehe ich Anfang 1979 diesen Film. Außerdem plane ich eine Westernkomödie für die DEFA.

DM: Zu alledem wünschen wir Dir viel Erfolg. Herzlichen Dank für das Gespräch.

(Das Interview führte Manfred Haedler)

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Letzte Änderung: 2008-10-23