Musikmarkt 14.03.2007

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Dean Reed: "Sie müssen stets Waffen sein"

Am 7. März veröffentlichte das Sony-BMG-Label Amiga die CD "Seine Amiga-Erfolge" von dem US-Sunnyboy Dean Reed, der auch die Beinamen "roter Elvis" oder "Johnny Cash des Kommunismus" verpasst bekam. MM-Autor Gunnar Leue blickt zwanzig Jahre nach Reeds mysteriösem Tod in der DDR ein bisschen hinter die Kulissen.

"Die Kunst, das Lied - sie müssen stets Waffe sein". Wer solche Sachen erzählte, galt in der DDR als ziemlich hinterwäldlerische rote Socke und wurde nicht ganz ernst genommen - zumal von der an Pop interessierten Jugend. Die steckte solche Parolen schon in den Siebzigern in die Schublade "Klassenkampf-Folkore à la Ernst Busch". Das Zitat stammt jedoch von Dean Reed, einem Sänger, der nicht nur an die Lied-als-Waffe-Idee wirklich glaubte, sondern auch sonst irgendwie von einem anderen Stern zu kommen schien. Einem besonders interessanten noch dazu, jedenfalls für viele junge DDRler.

Dean Reed stammte aus Amerika, dem auch unter DDR-Jugendlichen gelobten Land des Rock'n'Roll. Im Jahr 1958 hatte er einen Vertrag bei Capitol Records, wo einige (wenig erfolgreiche) Singles erschienen. In Südamerika lief es bedeutend besser, dort war er Anfang der Sechziger ein Star, der auf den Spuren von Elvis wandelte. Dort wurde er auch zum "roten Elvis", nachdem er sich für die Unterprivilegierten in der Welt zu interessieren begann.

In Chile sang er für die Gewerkschaften, er protestierte gegen den Vietnamkrieg. Irgendwann wurde man hinterm "Eisernen Vorhang" auf ihn aufmerksam, was ihm Auftritte in der Sowjetunion verschaffte. Den "Johnny Cash des Kommunismus" nannte ihn danach die "New York Times". Als der 1971 das erste Mal in die DDR kam und revolutionäre Lieder auf die internationale Solidarität sang, fiel in die kleine graue Republik ein bunter Farbtupfer - gemischt aus Sex & Pop & Politik, den sie so noch nicht erlebt hatte.

Der charismatische Musikheld Dean Reed kam über die DDR wie einst das Wunder von Bern über die BRD. Man war offenbar doch wer in der Welt, wenn sich ein echter amerikanischer Rockstar in das kleine sozialistische Land verirrte und blieb. Die Dankbarkeit war zunächst beidseitig, Dean Reed durfte als Entertainer machen, was er wollte, und das Publikum freute sich. Bis es ein bisschen langweilig wurde. Reeds DEFA-Filme gerieten mehr schlecht als recht. Und seine Platten waren der popmusikalisch pubertierenden Jugend nicht annähernd Ersatz für die (offiziell nicht erhältlichen) Scheiben der Stones oder The Doors.

So bekam auch der Cowboy aus Colorado den Frust. 1986 schied er freiwillig aus dem Leben, wenngleich sich lange Gerüchte über eine eventuelle Stasi-Beteiligung hielten.

Gut zwanzig Jahre später ist Dean Reed wieder in der Öffentlichkeit präsent. Bei der Berlinale zeigte der Dokumentarfilm "Der rote Elvis" eine Rückschau auf sein seltsames Leben. Bear Family Records veröffentlichte wiederum eine CD mit seinen frühen Capitol-Aufnahmen ("The Red Elvis!" kompiliert 18 Stücke aus Reeds Karriere) und auch das einstige DDR-Label Amiga hat in seinem Archiv nachgeschaut und brachte am 7. März "Seine Amiga-Erfolge" in die Läden. Die CD enthält vor allem deutsche Lieder wie "Komm, liebe mich" oder "Wenn du gute Freunde hast".

Es scheint, als würde Dean Reed postum doch noch bekommen, was er kurz vor seinem Tod so vermisste: Aufmerksamkeit als Künstler. Allerdings rührt die Beachtung seiner Person mehr von seiner exotischen Rolle, die er in einer vom Ost-West-Gegensatz geprägten Welt spielte. Diese für einen US-Popmusiker einmalige Rolle ist so außergewöhnlich, dass sie selbst Hollywood fasziniert. Kein Geringerer als Tom Hanks will das Leben des in Amerika unbekannten Landsmannes verfilmen.

Die Story ist ja auch zu schön: Ami-Popstar, der die Welt verbessern will, zieht aus Liebe hinter den "Eisernen Vorhang", wo er sich mit den Politgrößen des Kommunismus gemein macht und letztlich tragisch endet. Mehr Hollywood im real existierenden Leben geht eigentlich nicht. Tom Hanks hat sich bereits vor einiger Zeit mit der Reed-Witwe Renate Blume (mit der auch ein Vertrag existiert) und Ex-SED-Chef Egon Krenz getroffen, um sich über Dean Reeds Leben berichten zu lassen. Sollte der Film je ins Kino kommen, geht der Hype um den Schauspieler, Sänger und Politaktivisten Dean Reed wohl erst richtig los.

Autor: Gunnar Leue

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