Märkische Allgemeine MAZ 15.03.2003

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Ihr erster Regisseur hieß Zufall

Renate Blumes Alptraum: Ein Pferd, das aufs Stichwort scheut

Hiltrud Müller

TELTOW. Autogrammfotos? Nein, die hat sie nicht in der Tasche. Sie ist offenbar überrascht, dass die auch einer 58-jährigen Schauspielerin noch abverlangt werden können. Wo sie doch das "jugendlich-sentimentale Fach" längst hinter sich gelassen hat und beim Einschaltquotenwahn ohnehin außen vor bleibt. Dabei ist Renate Blume noch immer eine schöne Frau, von mädchenhafter Zierlichkeit und erfrischend natürlichem Gestus. Was sie am Mittwoch beim "Prominententreff" im Bürgerhaus unter Beweis stellte. Beim Plauderstündchen mit ihrem Schauspielerkollegen Jürgen Zartmann, dem charmanten Gastgeber der Porträt-Reihe, gewährte sie dem Publikum Einblick in Berufliches wie Privates. So erfuhr man, dass der Zufall Regie führte, als das blutjunge Mädchen aus Dresden mit der Hauptrolle der Rita Seidel in "Der geteilte Himmel" (Buch: Christa Wolf) bedacht und damit über Nacht berühmt geworden war. Und das kam so:

Nach dem Abitur jobbte Renate in einer Restauratorenwerkstatt und überprüfte gerade in einer Galerie die Luftfeuchtigkeit, als eine Fotografin herein schneite. Die bat das Mädchen darum, sie möge vor dem Porträt eine alten Frau posieren. Es entstand ein Foto, das durch den Kontrast faszinierte, den das faltenreiche Gesicht, umrahmt von schlohweißem Haar, zu dem jugendfrischen, brünetten Köpfchen bildete. Das Foto erschien später in der Frauenzeitschrift "Sibylle" und fiel dem Regisseur Konrad Wolf in die Hände. Er wusste sofort: Das ist der Typ, den er für die Rita gesucht hatte. Und so begannen die Mühlen zu mahlen. "Ach die", hieß es dann in der Galerie. "Die ist schon lange nicht mehr hier, aber sie soll wohl jetzt in Berlin an der Schauspielschule studieren."

So kam es, dass die Schauspielschülerin Mitbewerberinnen wie Jutta Hoffmann und Angelica Domröse aus dem Rennen warf. Allerdings musste sie Konni Wolf versprechen, ihr Studium nach dem Film, der übrigens ein großer Erfolg wurde, zum guten Ende zu bringen. Das tat sie denn auch. Doch ihre auf der Leinwand gewonnene Popularität öffnete ihr den Weg zu den begehrtesten Hauptrollen am Staatstheater Dresden. Und damit zu einer exzellenten handwerklichen Schule.

In Dresden begegnete sie denn auch dem Regisseur Frank Beyer, ihrem ersten Mann, der bekanntlich zu jener Zeit mit seinem aufmüpfigen Film "Spur der Steine" bei der Defa in Ungnade gefallen war und es zwangsläufig wieder auf der Bühne versuchte. Es war nicht seine fruchtbarste Zeit, sieht man einmal von Sohn Alexander ab, den ihm Renate schenkte und der heute 33 Jahre alt ist. Als die kleine Familie späterhin nach Berlin zog, zurück zu Film und Fernsehen, avancierte Renate Blume schnell zu einer der beliebtesten Darstellerinnen: Als Esther in "Die Bilder des Zeugen Schattmann", als Anita in "Die sieben Affären der Doña Juanita", als Jenny von Westphalen in Kulidshanows Marx-Epos oder in populären Serien wie "Front ohne Gnade", "Der Leutnant vom Schwanenkiez" u.v.m. Ihr langes schwarzes Haar und ihre sanften Rehaugen schienen sie obendrein für Märchen, Abenteuer- und Indianerfilme zu prädestinieren. Und so war es nicht verwunderlich, dass man sich beim Arbeiten in diesem Metier auch menschlich näher kam: Der Indianerhäuptling Gojko Mitic wurde ihre zweite, der Abenteurer Dean Reed ihre dritte große Liebe. Die aber endete in einer Juninacht des Jahres 1986 auf dem Zeuthener See...

Die Umstände, wieso Dean Reed damals ertrank, sind bis heute nicht restlos geklärt. Doch das bewegte, widersprüchliche Leben des Barden aus Colorado will nun der Hollywood-Star Tom Hanks verfilmen, als Produzent und Darsteller. Und so traf sich der Kollege aus Übersee unlängst mit der Witwe Renate Blume-Reed zwecks Recherchen in Berlin. "Das Projekt steht noch völlig in den Sternen", schränkt sie ein, noch immer fassungslos über die Hysterie der Reporter, die tagelang ihr Telefon belagert hatten.

Hollywood war nie ihr Traum gewesen. Doch sie wäre liebend gern dem Fernsehensemble treu geblieben. Das aber wurde 1990 abgewickelt. Als die Schauspielerin Jahre später eine Rolle in "Praxis Bülowbogen" übernahm und somit nach Babelsberg zurück kehrte, waren die alten Studios weiß getüncht und beneidenswert in Schuss. "Da habe ich geflennt. Ehrlich, mir wären die grauen Hallen und die alten Kollegen lieber gewesen", gesteht sie. "Es ist schon befremdlich, wenn man dorthin zurück kehrt, wo man einmal zu Hause war, und nur in fremde Gesichter blickt."

Inzwischen hat sich auch das relativiert. Verwunden der Bruch, der sie in doppeltem Sinne traf, denn mit der gesellschaftlichen Wende kam auch die für jede Schauspielerin problematische vom jugendlichen ins "Charakterfach". Sie ging auf Anraten ihrer Agentin zum Theater zurück, was ihr zweifellos gut bekam. Vier Jahre lang gab die Blume auch die Königin Margarete von Dänemark bei den Störtebeker-Festspielen in Ralswieck. Und sie gesteht, dass sie dabei anfangs viele Tränen vergoss. Denn obzwar sie als Defa-Squaw ganz passabel reiten lernte, war dort auf der Bühne live ein Pferd zu beherrschen, das inmitten von Feuer, Pulverrauch und Böllerschüssen diszipliniert werden musste. Ihr Gaul ging regelmäßig aufs Stichwort VOR dem Knall bereits mit ihr durch...

Auch das bewältigt, auch das Geschichte. Im Frühjahr wird Renate Blume wieder in Dresden auf der Bühne stehen - im komödiantischen Fach. Das hat jetzt Hochkonjunktur. Der Tragödien bietet schließlich der Alltag genug.

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