Junge Welt 01.11.2012

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Jubel der Woche: Wegner, "Olgas"

Von Jegor Jublimov

Der Journalist Karl-Heinz Wegner wollte immer, dass es für die Ärmsten ein besseres Leben gibt. Darum wurde er Kommunist. Nach Kriegsende zog er aus dem Berliner Westen nach Ostberlin um. Seine Tochter Bettina spürte bald die Kluft zwischen politischem Anspruch und Realität. Sie war begeistert vom Hootenanny-Club, der sich 1966 in der DDR um den kanadischen Sänger Perry Friedman bildete, weil dort Meinungsverschiedenheiten in poetischer Form offen diskutiert wurden. Damit war bald Schluss, als der Club in Oktober-Klub umgetauft und damit "auf Linie" gebracht wurde. Wegner blieb unangepasst und protestierte gegen den Einmarsch der Warschauer-Pakt-Staaten in die ČSSR und gehörte als Liedermacherin zu den Kritikern der Biermann-Ausbürgerung. Ihr Lied "Kinder" (Sind so kleine Hände) machte sie durch eine ZDF-Sendung auch im Westen bekannt und ermöglichte ihr nach einer Odyssee durch die DDR schließlich 1983 die Ausreise. Nach Jahren der Opposition gegen politische Dummheit ist sie verstummt. Heute wird sie 65 Jahre alt.

Ihr berühmtestes Lied wurde unter anderem auch von Dean Reed, US-Amerikaner in der DDR aufgegriffen. Er wurde dafür gemaßregelt, meinte aber: "Ich bin für ehrliches Aussprechen von Problemen. Ich denke doch nicht im Traum daran, weil ich zufällig in der DDR lebe, dass ich zum Lügner werde." Sein Andenken wird im Filmclub "Olga Benario" in Frankfurt (Oder) lebendig gehalten. Durch seinen Besuch im Club entstand 1982 eine wirkliche Freundschaft zu den Frankfurter "Olgas", wie sie sich nennen, und auch nach seinem Tod 1986 kam seine Mutter Ruth Anna Brown und wurde Ehrenmitglied, ebenso wie Anita Prestes, die in Brasilien lebende Tochter der Namensgeberin, der kommunistischen Widerstandskämpferin Olga Benario.

Der von Lehrlingen gegründete Filmclub widmet sich heute vor allem der Arbeit mit den Kleinsten im "Kinderwagenhallenkino". Viele Ehrenmitglieder von der DEFA helfen mit und werden morgen bei einem kleinen Festakt zum 35jährigen Bestehen in Frankfurt sein, darunter Dietlinde Greiff, Christa Kozik, Ingeborg Stiehler, Hans Kratzert und Rolf Losansky.



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Letzte Änderung: 2012-11-07