Junge Welt 15.05.1984 (Zeitung der Freien Deutschen Jugend)

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Die Contras werden nicht durchkommen

Interview mit dem Sänger und Schauspieler Dean Reed über seinen kürzlich beendeten Aufenthalt in Nikaragua

Dean, du warst für einige Zeit in Nikaragua. Was hat dich dorthin geführt?

Ich hatte eine Einladung zum "Internationalen Gewerkschaftstreffen für den Frieden der Welt" erhalten. Vertreter von über 50 Ländern waren zu der dreitägigen Veranstaltung gekommen, um dem nikaraguanischen Volk zu zeigen, daß es in seinem Kampf gegen die inneren und äußeren Feinde nicht allein ist. Wichtig war, glaube ich, daß aus den USA die Vertreter von 30 Organisationen gekommen waren. Sie konnten sich mit eigenen Augen davon überzeugen, wie die Situation tatsächlich ist, daß keine kubanischen Soldaten im Land stehen, und daß die Opposition nicht verboten ist. Nach ihrer Rückkehr können sie helfen, das entstellende Bild, das die USA-Medien ständig malen, geradezurücken.

Du bist dann auch durchs Land gereist, welche Eindrücke hast du gewonnen?

Ja, ich war in Betrieben, Krankenhäusern, Schulen, auf einem Meeting in Jalapa an der Grenze zu Honduras, in Esteli und Chinandega. Unterwegs wurde mir immer wieder bewußt, in welcher Gefahr unsere nikaruguanischen Freunde leben. In Chinandega zum Beispiel fand eine Kundgebung mit 30.000 Mann statt, die nicht normal zu Ende gehen konnte. Zwei Flugzeuge aus Honduras befanden sich auf dem Anflug, ein Überfall der Contras war nicht auszuschließen. So machten wir aus der Kundgebung kurzerhand eine Demonstration durch die Straßen, um nicht mehr ein solch gutes Ziel abzugeben. Besonders im Grenzgebiet zu Honduras gehen Männer, Frauen und auch Halbwüchsige nur bewaffnet auf die Straße, denn mit einem Angriff muß immer gerechnet werden.

Durch die Aktivitäten der kontrarevolutionären Banden entsteht auch großer ökonomischer Schaden. Hast du davon etwas mitbekommen?

Ja, in Jalapa gab es Gebäude, in denen die Tabakernte getrocknet wurde. Als ich hin kam, waren nur noch Ruinen zu sehen, weil die Häuser von den Banditen angezündet wurden. Solch ein Haus kostet 6.000 Dollar. Fischerboote im Wert von etwa 15.000 Dollar werden in die Luft gesprengt. In Managua besuchte ich einen Betrieb, in dem aus den Resten von durch Sabotage zerstörten LKW wieder neue Fahrzeuge gemacht werden.

Wie stark sind überhaupt die Kontrarevolutionäre?

Als ich mit dem Regierungskoordinator Daniel Ortela zusammentraf, sprach er von etwa 11.000 Mann, die an den Grenzen zu Honduras und Kostarika sowie auch mitten im Land operieren. Es sind Profis, Killer, die für Geld morden. Dank der USA-Unterstützung sind sie sehr gut ausgerüstet, doch sie werden es nicht schaffen, die sandinistische Revolution zu zerschlagen. Die Nikaraguaner, alle, auch Kinder, Frauen, alte Leute, verteidigen ihr Haus, ihre Familie, die revolutionären Errungenschaften. Die Contras denken an die Dollars. Das reicht nicht, um durchzukommen.

Dean, du hast miterlebt, wie das Chile Salvador Allendes zerstört worden ist. Siehst du Parallelen in Nikaragua?

Nein, Chile hatte z.B. eine sehr starke Mittelklasse von etwa 40 Prozent, die, als die großangelegte ökonomische Sabotage der internationalen Monopole ihre Auswirkungen zeigte, Allende in den Rücken fiel und dem Faschisten Pinochet Tür und Tor öffnete. Chile hatte auch zuvor keine faschistische Diktatur erlebt. In Nikaragua aber, wo es nur eine zahlenmäßig geringe Mittelklasse gibt, stöhnte man jahrzehntelang unter der Somoza-Diktatur. Fast jede Familie hat ihren Preis für die Revolution entrichtet - fast jede Familie hat Gefallene zu beklagen. Überall spürt man, daß die übergroße Mehrheit des Volkes einen ungeheuren Enthusiasmus an den Tag legt, in der Produktion und in der Verteidigung, damit diese Opfer nicht umsonst waren.

Wolfgang Kohrt und Dana Mick

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Letzte Änderung: 2007-06-07