FAB 12.02.2007

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Leopold Grün zu Gast im Studio

"Hallo Berlin", Moderator: Honza Klein

Ja, es gibt ja so Legenden im Film, und eine Legende ist möglicherweise, also für alle jedenfalls, die aus der DDR kommen, Dean Reed. Die Legende seines Todes zum Beispiel, da gibt's ganz, ganz viele Geschichten. Er ist irgendwann auf dem Müggelsee in einem Segelboot verunglückt. Verunglückt, ja, dann gibt's wiederum Geschichten, ist er umgebracht worden? Von wem ist er umgebracht worden? Waren's Tabletten oder sonst dergleichen? All diese Dinge erfährt man hoffentlich, ich weiß gar nicht, weil das Ende hab ich noch nicht gesehen. Aber das klär ich gleich mit dem Regisseur von... "Der rote Elvis" heißt der Film.

[Filmausschnitt]

Ja und ich begrüße hier wie gesagt den Regisseur Leopold Grün. Schönen guten Abend, schön, dass Sie da sind.

Schönen guten Abend.

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Wie kommt man auf die Idee, 'n Film über Dean Reed zu machen?

Ja, indem man sich irgendwann mal mit dieser Geschichte auseinander setzt, weil ich bin von 'nem Freund angesprochen worden. Der sagte: "Sag mal, kennst du nicht Dean Reed?" Er kam aus Bremen, ich kam aus Dresden - das heißt er konnte mich fragen. Ich kannte ihn natürlich, hatte ihn aber längst vergessen. Also irgendwie schwirrten da noch 'n paar Bilder so vom Kessel Buntes umher, aber das war auch alles. Also ich hatte einen relativ distanzierten Blick eigentlich auf ihn, und als ich mich aber beschäftigt habe mit ihm, da wurde die Sache spannender. Also ich entdeckte immer mehr, immer mehr Facetten an dieser Persönlichkeit. Und er ist eben doch ein faszinierender Mensch gewesen. Auch wen man vielleicht ein schnelles Urteil über ihn fallen kann, fällen kann.

Es waren ja auch im Prinzip ja auch so drei Karieren, nicht, einmal in den USA angefangen, Schauspielschule. Dann ist er irgendwie in Lateinamerika, sprich in Chile, ein ziemlicher Gesangstar geworden und irgendwann ist er in der DDR gelandet.

So ist es, da gab's noch viele andere Stationen, der Film zeigt einige davon und dieses Leben ist wirklich so voller Widersprüche und...

Klären Sie denn das letzte Mysterium auf was ich am Anfang angesprochen hatte, also die Geschichte mit dem Segelboot auf dem Müggelsee?

Also mit dem Segelboot hat's eigentlich ganz wenig zu tun, aber es hat was mit dem See zu tun. Mit dem Zeuthener See und ich glaube...

...das war nicht der Müggelsee...

...nein, der Zeuthener See. Das ist aber auch egal, das sind Details.

...der ist aber auch gleich daneben...

So ist es, gleich daneben. Nein, also der Film zeigt eigentlich eher diesen Moment, dass dieser Mensch in eine Sackgasse geraten ist, in mehrere Sackgassen eigentlich. Und insofern gibt der Film 'ne eindeutige Antwort. Er beteiligt sich jetzt nicht an diesen Spekulationen. Ja, das ist vielleicht 'ne Enttäuschung für viele, aber ich glaube, der Film macht das überraschend und spannend klar, was Dean Reed widerfahren ist.

Nun ist ja schlechterdings Dean Reed nicht wirklich ne Person - also wenn man jetzt wahrscheinlich auf die Straße runtergehen würde und ne Umfrage machen würde "Wer ist Dean Reed?" - ich befürchte, das würden sehr wenige wissen. Was macht dann den Reiz aus, diesen Film heute zu machen? Also, was erzählt uns Dean Reed oder sein Leben heute noch?

Na das ist ja das Spannende an der Figur: erstmal einerseits für viele DDR-Bürger, ehemalige DDR-Bürger, ihn neu zu entdecken, und für viele Menschen aus der westlichen Republik, ihn erst überhaupt zu entdecken, ja. Und so agiert der Film auch, man kann Dean Reed erstmal als Phänonem kennenlernen und so langsam decken sich dann immer mehr interessante Fakten und Widersprüche auf. Und die Themen, die aber um Dean Reed und diese politische Zeit auch angebunden sind, die sind immer noch aktuell. Ob das Palästina ist, Chile, Südamerika, alle Themen spielen heute noch eine Rolle.

Aber trotzdem, ist Ihnen denn irgendwo an den Punkt gekommen, Dean Reed... wo Sie selber gefragt haben: Ich versteh nicht wieso der das gemacht hat? Also wieso geht jemand aus Hollywood in die DDR, über Chile?

Ich sage mal so, es gibt immer wieder einen Punkt wo... als ich dachte: Warum ist er denn nicht einfach wieder gegangen? Ja, es gab...

Das konnte er wahrscheinlich nicht mehr?

Ja, es gab einfach irgendwann den Moment, dass er quasi zu lange gewartet hat und sich auch immer mehr, zu sehr in diese ganzen Geschichten verstrickt hat, und es gab einfach für ihn keine Möglichkeit mehr, in Amerika noch mal eine Kariere zu machen. Und das war ihm ganz wichtig. Er wollte immer die Anerkennung, eine Kariere machen, und wollte quasi mit seiner Kunst, mit seiner Kultur aber eben auch politisch was bewegen. Und da war er natürlich in seiner Heimat, ja, am falschen Platz.

Die Ausschnitte die wir gesehen haben, beziehungsweise ich habe mir auch ein paar Ausschnitte... die sind alle sehr positiv, also eigentlich sind alle, finden alle, das hätte ein Star werden können. Beziehungsweise er war ja auch einer, in der DDR zumindest.

Ja, das Potenzial hatte er auch, also er hatte ja durchaus eine Faszination, eine Ausstrahlung, wie man so schön sagt, und erst mit der Zeit entwickelt sich ja auch im Film ein differenzierteres Bild. Man kann Widersprüche sehen, auch im ganz privaten Lebensraum, und genauso diese Verwicklungen politischer Natur. Also man muss einen langen Atem haben, aber es wird immer spannender im Film.

Ich hab leider nur ein paar Ausschnitte gesehen, haben Sie denn Renate Blume auch dabei?

Renate Blume habe ich dabei, obwohl ich sie nicht interviewen konnte, weil... wenn man vielleicht die Geschichte kennt, dass Tom Hanks einen Spielfilm plant über ihn, so hat sie sich mit ihm zusammen getan...

Und nicht alles verraten.

Und nicht alles verraten, zumindest mir nicht, also telefonisch haben wir schon einiges klären können, aber im Film ist sie nicht. Aber ich habe eben Material gesammelt, relativ viel Archivmaterial, aus den Staaten zum Beispiel auch, und dort gibt es einige Ausschnitte auch mit Renate Blume.

Dann muss ja wirklich was dran sein, wenn Sie jetzt sagen, Tom Hanks plant einen Film, muss ihn ja irgendwas, 'ne Aura immer noch umgeben?

Ja, ich glaube auch, Tom Hanks entdeckt diese Faszination eines widersprüchlichen Lebens. Einer, der auszog aus den Vereinigten Staaten und sein Glück versucht und durchaus authentisch seine politische Meinung kundtut. Und ja, irgendwann interessiert sich jeder für diese Geschichte. Wir tun es mit unserem Film, und Tom Hanks versucht sich an einem Spielfilm. Mal sehen wann er rauskommt.

Vielleicht wär die Geschichte auch ganz anders gelaufen, wenns nicht der Kalte Krieg gewesen wäre?

Könnte sein.

Also das ist wahrscheinlich auch so ein Stück Zeitgeschichte, was Sie da gemacht haben?

Es ist ein Stück Zeitgeschichte, aber es geht auch ein Stück weit darüber hinaus. Man kann viele Dinge mit der heutigen Brille eigentlich sehen, und man meint, es könnte auch ein aktueller Film sein.

Der Film läuft jetzt auf der Berlinale. In welchem Programm?

Im Panorama, Sektion Panorama Dokumente. Morgen, übermorgen und am Donnerstag. Dreimal gibt's die Möglichkeit diesen Film zu sehen.

Und dann hoffentlich im Kino.

So wird's sein.

Ganz normal, oder so Studiokinos oder...

Nein, wir haben das gar nicht so klein geplant, also wir haben einen guten Verleih. "Neue Visionen" wird diesen Film ins Kino bringen. Und wir wollen mal sehen, wie weit es geht.

Dann viel Erfolg für Ihren Film. Danke für den Besuch.
Und bei uns geht's weiter, ja auch mit Berlinale...

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Letzte Änderung: 2007-03-05