Berliner Zeitung 01./02.08.2009

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Was macht Gojko Mitić?

Jens Blankennagel

Es gab da diesen Indianer, den edlen. Held der Jungs, ob unterm Kaiser, unter Hitler, Adenauer oder Ulbricht: der liebe Winnetou. Ab 1962 ritt er in Gestalt von Pierre Brice über westdeutsche Kinoleinwände: steif im Sattel und hochgeschlossen im sauberen Wildlederleibchen. Ein Langweiler.

Immerhin kein Untermensch-Wilder wie im US-Western. Im Kampf zwischen Ost und West gab es auch hinter der Mauer einen Indianer: Gojko Mitić. Eine Rothaut, die mit nacktem Oberkörper durch die Prärie ritt und der Folter des bösen weißen Mannes widerstand. Ein schwitzender Held.

Mitić war der Häuptling der Häuptlinge, war Osceola, Ulzana, Tecumseh. Und nach der Wende besiegte er sogar Pierre Brice. Der stand als Winnetou nur für vier Jahre auf der Freilichtbühne der Karl-May-Spiele in Bad Segeberg. Mitić löste ihn 1992 ab. "Ich, der Ossi, blieb 15 Jahre im Westen, hatte 1.024 Auftritte", sagt der 69-Jährige. "Ich war der Vereinigungsindianer."

In seiner aktuellen Rolle muss er nicht reiten, sondern tanzen. Nachdem er am Schweriner Theater bereits den stoischen Indianer in "Einer flog übers Kuckucksnest" spielte, steht er ab 8. August als Alexis Sorbas auf der Freilichtbühne. "Tänzer bin ich eigentlich nicht", sagt er, "bestenfalls Traumtänzer." Aber die Rolle findet er richtig gut. "Es geht um große Fragen: Was ist wichtig im Leben?" Das passe gut zur Krise. "Was macht Sorbas, wenn alles verloren geht? Er tanzt und lacht: Das Leben geht weiter. Irgendwie."

Mitić, Sohn eines Partisans, wurde 1940 in einem serbischen Dorf geboren. Er studierte Sport, als Statisten für den Film gesucht wurden. So landete er bei den Winnetou-Filmen. "Der Osten bot mir dann Hauptrollen an", sagt er. Also blieb er und spielte auch mit Dean Reed. Der in die DDR immigrierte US-Countrysänger stand immer fest an der Seite aller Arbeiter. "Er hat sich oft an die Obrigkeit rangemacht", erzählt Mitić. Das sei ihm suspekt gewesen. "Ich war ein politisch denkender Mensch, wollte aber nie Parteigänger sein, nie die DDR-Fahne schwenken." Im Osten blieb er, weil ihn das Publikum geradezu geliebt hat. "So etwas kann man sich nicht kaufen."

Pierre Brice hadert damit, der ewige Indianer zu sein, fordert gleichzeitig halsstarrig Respekt für Winnetou. Mitić, der die deutsche und die serbische Staatsbürgerschaft hat, ist viel gelassener: "Man sollte Winnetou nicht mit Jesus vergleichen. Man sollte lachen können, auch übers eigene Leben."

Was nach den 16 Sorbas-Auftritten kommt, weiß er noch nicht. Vielleicht ein Film. Und dann gibt es da noch diese Sache, von der Friedhelm Schatz, der Chef des Babelsberger Filmparks, immer mal träumt: ein Indianer-Film mit Mitić und Rolf Hoppe, dem Gegenspieler aus den Defa-Filmen. Nachdem Schatz die Western-Kulissenstadt Eldorado in Nordbrandenburg übernahm, lud er Mitić ein. Der fand die Kulissen traumhaft. "Ich hab gesagt: Wir brauchen nur noch eine Kamera und ein kluges Drehbuch. Rolf und ich, zwei gestandene Helden, die sich auf ihre alten Tage noch einmal in den Sattel schwingen."

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Letzte Änderung: 2009-08-03