Berliner Zeitung 17.09.1972

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Eigentlich immer Liebeslieder

"BZ" sprach mit DEAN REED

Von ERIKA GROMNICA

Der Amerikaner Dean Reed ist bei uns so populär, dass es Verlegenheit bereitet, ihn vorzustellen. Er ist Schauspieler, Sänger, Friedenskämpfer in einer Person - das alles weiß das Publikum. Er war einst Rock'n-Roll-Star, dann Westernheld und wurde vor kurzem als Vertreter der USA in die Kulturkommission des Weltfriedensrates berufen - auch das hat schon Schlagzeilen geemacht. Genau wie die Tatsache, dass er vor dem Sieg der Unidad Popular in Chile verhaftet wurde, als er vor dem US-Botschaftsgebäude demonstrativ die Flagge der Vereinigten Staaten reinzuwaschen suchte, und dass im Chor der die Freilassung Angelas Fordernden seine Stimme unüberhörbar war. Was also ist noch zu oder über Dean Reed zu sagen:

Vielleicht dies: dass für ihn Denken und Handeln eins sind, d.h. die Tat eine logische Konsequenz der Erkenntnis.

Wer also ist Dean Reed? Ein 33jähriger junger Mann, der ein Ziel gefunden hat, dem er unbeirrt zustrebt. Und der dieses Streben so formuliert: "Der Sinn meines Lebens besteht einzig und allein darin, dazu beizutragen, die Menschheit glücklicher zu machen." Dies tut er in der ihm gemäßen Weise. "Wenn ein Mensch etwas zu sagen hat", meint er, "findet er auch den Weg, es zu tun. Ich glaube, da kann man weder werten noch trennen. Alle Dinge greifen ineinander, verzahnen sich. Dabei hilft dem einzelnen, was ich für die Pflicht eines guten Mitgliedes der Gesellschaft halte: nämlich alle Seiten seiner Persönlichkeit zu entwickeln"

Deans Weg ist die Kunst, die "Kommunikation zwischen Künstler und Gesellschaft ist, zwischen Gefühl und Verstand. Kunst, die die Realität reflektieren und durch die Umsetzung der Gefühle in Geist die Menschen besser machen muss." Eine theoretische Definition, die von ihm täglich in der Praxis erprobt wird. Beim Schreiben und Komponieren eines neuen Liedes, bei der Suche nach der besseren Interpretation eines schon bekannten, bei Konzerten und auch bei der Filmarbeit. Wie jetzt bei den Aufnahmen zum "Taugenichts".

Dean Reed ist ein unermüdlicher Arbeiter, der private Wünsche, Gesundheit und Verdienst dem erwählten Ziele opfert. Materielle Dinge bedeuten ihm nicht viel. Ohne zu zögern, spendete er ganze Gagen für Vietnam und gibt kostenlose Konzerte in Südamerika vor Arbeitern, Studenten, in Hospitälern und Gefängnissen. Aber er ist ehrgeizig. Er will keine Nummer zeigen, sondern in seinem Publikum einen Partner finden. Befragt, wie er von denen beurteilt werden möchte, vor denen er singt, sagt er: "Die Leute sollen nicht nach Hause gehen und sagen: 'Wie gut er aussieht!' Gutes Aussehen kann ein Handicap sein für Männer wie für Frauen: Man vermutet hinter der Fassade keine Intelligenz. Sie sollen auch nicht die Überzeugung hegen, ich sei der beste Sänger. Aber sie sollen den Eindruck mitnehmen, dass ich ihren Problemen aufgeschlossen bin, mit ihnen lachen und weinen kann."

Er hasst die räumliche Trennung vom Publikum, hasst die auf ihn gerichteten Scheinwerfer, die ihn hindern, Gesichter zu erkennen. Leidenschaftlich spricht er sich gegen die herkömmlichen Bühnen aus: "Nein, ich möchte niemand anders sein als Dean Reed, auch wenn das Leben manchmal nicht leicht ist. Aber wenn ich daneben etwas sein könnte, wäre ich gern ein Architekt. Ich würde die neue Bühne bauen, mit der sich schon Leute in Gedanken beschäftigen. Die Bühne inmitten des Zuschauerraumes. Welch ein persönlicher Kontakt ergäbe sich da mit den Zuschauern! Man ist doch täglich ein anderer, schöpft täglich neu und hat täglich ein neues Publikum. Schon beim ersten Lied entscheidet sich, was vom Sänger ausgeht und vom Hörer reflektiert wird. Erst diese Wechselbeziehung macht den Künstler potent. Die gängige Bühne aber trennt bewusst, macht die einen zu Produzenten, die anderen zu Konsumenten. Deshalb gehe ich immer während der Veranstaltung ins Publikum, um die räumliche Distanz zu überwinden."

Sein Repertoire? Romantische und kämpferische Lieder. Aber eigentlich immer Liebeslieder, wie er selbst sagt, weil sie immer von Liebe sprechen. Von den vielfältigen Formen der Liebe. Der zwischen Mann und Frau und der zu den Menschen überhaupt, verbunden mit der Forderung nach Recht und Frieden für sie alle.

Dean, der Sänger, der es nicht gern hat, wenn man über seinen Konzerttourneen vergisst, dass er eigentlich Schauspieler ist; Dean, der Revolutionär, der für seine Gesinnung hinter argentinischen Gefängnismauern saß - wenn Dean nicht Dean wäre, was würde er über den Mann Dean Reed sagen? Die Antwort lässt ein wenig auf sich warten. Doch:

"Ich würde sagen, er ist ein Mensch, der versucht, stets ehrlich zu sein. Der Fehler macht. Und hoffentlich aus seinen Fehlern lernt. Lernen ist ein Prozess. Manchmal ein schmerzlicher, aber ich würde sagen, er ist ein Mann, der wirklich nach der Wahrheit im Leben sucht. Das ist für ihn vielleicht schwerer als für andere. Denn er ist aktiv, und jede Aktion muss motiviert sein, Wert und Unwert einer Sache täglich geprüft werden. Und er hat romantische Träume."

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Letzte Änderung: 2013-07-10