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American Rebel

International online newspaper about the singer, actor, director and fighter for peace Dean Reed

Internationale Online-Zeitung über den Sänger, Schauspieler, Regisseur und Friedenskämpfer Dean Reed

Publicación electrónica internacional sobre el cantante, actor, director y defensor de la paz Dean Reed

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Zu den Beiträgen: 2008 · 2006 · 2005 · 2004 · 2003 · 2002 · 2001

26. Dezember 2007
Redaktion, Kontakt: redaktion@DeanReed.de

Freiheit? Sicherheit? Privatsphäre?

Stasi 2.0

Ab Januar sollen die Kommunikationsdaten aller Bürger sechs Monate lang aufbewahrt werden: Alle Telefonverbindungen samt Datum, Uhrzeit und bei Mobiltelefonaten zusätzlich dem geografischen Standort. Jeglicher Verbindungsaufbau mit dem Internet. Sämtlicher E-Mail-Verkehr inklusive Absender, Empfänger und Betreffzeile sowie jeder Zugriff auf das Postfach. Und alle Fax- und SMS-Nachrichten.

FREITAG 50/2007

Flyer

Freiheit statt Angst!

Der Überwachungswahn greift um sich. Staat und Unternehmen registrieren, überwachen und kontrollieren uns immer vollständiger. Egal, was wir tun, mit wem wir sprechen oder telefonieren, wohin wir uns bewegen oder fahren, mit wem wir befreundet sind, wofür wir uns interessieren, in welchen Gruppen wir engagiert sind - "großer Bruder" Staat und die "kleinen Brüder" aus der Wirtschaft wissen es immer genauer.

Mit der Vorratsspeicherung der Telekommunikation und Online-Durchsuchungen von Computern stehen weiter verschärfte Sicherheits- und Überwachungsbefugnisse auf der politischen Agenda. Dabei bewirkt die zunehmende elektronische Erfassung und Überwachung der gesamten Bevölkerung:

  • keinen verbesserten Schutz vor Kriminalität
  • kostet Millionen von Euro und
  • gefährdet die Privatsphäre Unschuldiger

Wo Angst und Aktionismus regieren, bleiben gezielte und nachhaltige Maßnahmen zur Stärkung der Sicherheit ebenso auf der Strecke wie ein Angehen der wirklichen, alltäglichen Probleme der Menschen (z.B. Arbeitslosigkeit und Armut).

Hinzu kommt: Wer sich ständig überwacht und beobachtet fühlt, kann sich nicht mehr unbefangen und mutig für seine Rechte und eine gerechte Gesellschaft einsetzen. Es entsteht allmählich eine unkritische Konsumgesellschaft von Menschen, die "nichts zu verbergen" haben und dem Staat gegenüber - zur vermeintlichen Gewährleistung totaler Sicherheit - ihre Freiheitsrechte aufgeben.

Populismen zum Thema Überwachung richtig gestellt

"Ich habe doch nichts zu verbergen"

Warum sollte ein rechtschaffener Bürger etwas zu verbergen haben? Ganz einfach: Es gibt Dinge, die den Staat nichts angehen. Jeder Mensch hat eine Privat- und Intimsphäre, die auch im Grundgesetz und der Europäischen Menschenrechtskonvention rechtlich festgeschrieben ist. Wenn Sie nichts zu verbergen haben, warum schließen Sie dann die Toilettentür hinter sich? Warum zeigen Sie nicht jedem Ihre Kontoauszüge, Ihre Telefonabrechnung oder erzählen ihm Ihre gesamte Lebensgeschichte? Wer wirklich meint, nichts zu verbergen zu haben, soll gerne in einem "Big Brother"-Container leben - bloß soll er anderen Menschen nicht vorwerfen, ihre Geheimnisse für sich behalten zu wollen. Außerdem: Wer sich nichts vorzuwerfen hat, braucht auch nicht überwacht zu werden.

"Ich habe aber Angst vor Terror, davor muss der Staat mich schützen"

Ein starker und demokratischer Rechtsstaat geht entschlossen gegen Kriminalität vor, ohne aber blindlings alle zu verdächtigen. Angemessen und effektiv sind gezielte Ermittlungen gegen verdächtige Personen und Gruppen, nicht aber die willkürliche Überwachung beliebiger Personen, die vollkommen unschuldig und ungefährlich sind. Stark ist nicht der ängstliche und überreagierende Staat, für den jeder Bürger eine Gefahr ist und der möglichst alles wissen und kontrollieren will. Stark ist der Staat, der die Rechte seiner Bürger verteidigt und gezielt ermittelt, wenn konkrete Ansatzpunkte vorliegen. 100 %-ige Sicherheit kann kein Staat gewährleisten, und wenn er es versucht, ist er kein freier und demokratischer Rechtsstaat mehr. Wer Schutz um jeden Preis will, müsste auch die Abschaffung des Straßenverkehrs fordern, denn auch dieser kostet jährlich tausende von Menschenleben. In Wirklichkeit leben wir vergleichsweise sicher. Das Risiko, Opfer von ernsthafter Kriminalität oder gar Terrorismus zu werden, ist verschwindend gering - gerade auch im Vergleich zu anderen Lebensrisiken wie Krankheit, Verkehrsunfälle, Armut oder Arbeitslosigkeit.

"Wer nichts zu verbergen hat, hat auch nichts zu befürchten"

Auch wer sich nichts vorzuwerfen hat, muss zunehmend mit einschneidenden polizeilichen Maßnahmen rechnen. Schon ein (falscher) Verdacht oder ein Eintrag auf einer "Gefährderliste" kann zu tiefgreifenden Maßnahmen wie Observationen, Wohnungsdurchsuchungen oder Befragungen des sozialen Umfelds führen. Diese Maßnahmen können zu Vorverurteilungen führen - oder was würden Sie denken, wenn zwei Polizeibeamte vor der Tür Ihres Nachbarn stünden und "einige Fragen zum Herrn Müller von nebenan" hätten? Auch Fälle von Ein- und Ausreiseverweigerungen aufgrund von Namensverwechslungen und sogar irrtümliche Tötungen durch Sicherheitskräfte kommen immer wieder vor. Niemand kann sich darauf verlassen, von den Folgen der ausufernden Überwachung verschont zu bleiben.


21. Dezember 2007
Redaktion, Kontakt: redaktion@DeanReed.de

Jane Fonda: Filmstar, Friedensaktivistin, Feministin

Angela Davis, Jane Fonda

Anlässlich des 70. Geburtstags von Jane Fonda möchten wir euch auf ein Interview aufmerksam machen, das Katja Nicodemus mit ihr für die ZEIT führte. Daraus entnahmen wir die folgenden Passagen über 4 unbedingt empfehlenswerte Filme.

Klute

Klute

"'Klute' war der erste Film, mit dem ich zufrieden war. Der erste Film, in dem ich als Schauspielerin wirklich präsent war. Gerade deshalb hatte ich eine unbewusste Angst davor."

"Beim Spielen tritt das Symbolische und Zeitbezogene manchmal ganz deutlich hervor. In 'Klute' geschah das sicher auch, weil ich mich in einer Umbruchphase befand - von Roger Vadims blondierter Muse zur Aktivisten-Jane. Ich bat Alan J. Pakula, die Wohnung dieser Schauspielerin und Prostituierten namens Bree nachzubauen, mit einer echten Toilette, und ich lebte darin einige Wochen, bevor die Dreharbeiten begannen. In meiner Schauspielklasse gab es eine Frau, von der wir wussten, dass sie hin und wieder nach Washington geflogen wurde, um mit Kennedy zu schlafen. Ich stellte mir vor, dass auch die junge Frau, die ich spielte, zu Kennedy geflogen wurde. Daher das Bild an der Wand. Und dann kam da diese Szene, in der ich allein einen Joint rauche. Dabei kam mir dieses religiöse Lied aus meiner Kindheit in den Sinn. So wurde ich Bree, die Nutte, die keinen braucht: 'Fuck you all!'"

Nur Pferden gibt man den Gnadenschuss

Nur Pferden gibt man den Gnadenschuss

"Damals dachte ich, ich hätte mich verhört, als der junge Regisseur Sydney Pollack anrief und fragte, ob er mit mir über das Drehbuch diskutieren könne. Das hatte noch kein Regisseur vor ihm getan. In diesem Film spielte ich eine junge Frau, die während der Zeit der amerikanischen Depression an einem Marathon-Tanzwettbewerb teilnimmt. Diese Leute tanzten damals viele Tage durch, bis zur totalen Erschöpfung, bis zu Delirium und Tod. Alles vor geiferndem Publikum. Mein Filmpartner Red Buttons und ich versuchten einmal, wie lange wir es wohl schaffen würden, nonstop zu tanzen. Nach einem Tag schlurften wir nur noch über das Parkett. Am zweiten Tag begann ich zu halluzinieren. Und weil meine Ehe in die Brüche ging, verbrachte ich viele Nächte im Studio, im nachgebauten Schlafsaal des Ballroom. Deshalb wirken meine Müdigkeit und Resignation in diesem Film nicht gespielt."

Coming Home

Coming Home

"In den ersten Jahren meiner Karriere hatte ich das Gefühl, dass ich da nicht hingehöre, dass ich nicht wusste, was ich da tat, dass ich ein einziger Schwindel war und die Leute das bald herausfinden würden. Ich fühlte mich nicht schön genug, nicht schlank, nicht talentiert genug."

"Ich wachte nicht nur politisch auf, sondern auch auf der Leinwand. 'Klute' war der erste Schritt, 'Coming Home' der nächste. Die Idee zu 'Coming Home' war meine eigene, und das gab mir Zutrauen. Der Film hatte so viel mit mir zu tun: Am Anfang bin ich die Offiziersgattin mit Betonfrisur und Perlenkette im Offiziersklub. Am Ende trage ich eine wilde Dauerwelle und Bluejeans. Und es war ungemein beruhigend, dass es um etwas ging, was größer und wichtiger als ich selbst war: Wir wollten den Leuten da draußen zeigen, wie man als Vietnamkriegsveteran lebt."

"Wissen Sie, was lustig ist? Die drei Drehbuchautoren gewannen 1979 den Oscar für 'Coming Home'. Darauf war ich sehr stolz. Aber fast alle Dialoge wurden improvisiert. Leider wurde 'Coming Home' nicht hundertprozentig der Film, den ich mir vorgestellt hatte. Ich wollte nämlich meine kleine Botschaft gegen den Phallozentrismus aussenden. Zwischen dem gelähmten Veteranen, der von Jon Voight gespielt wird, und meiner Figur sollte es Sex geben, aber ohne Penetration. Ich wollte zeigen, dass ein Mann, der wegen einer Verwundung keine Erektion bekommen kann, immer noch ein besserer Liebhaber sein kann als der Schnellficker, mit dem ich damals verheiratet war. Deshalb hatte ich ewige Kämpfe mit dem Regisseur Hal Ashby auszutragen. Ich nannte es 'die große Penetrationsschlacht'. Eines Tages hatten wir viele Veteranen auf dem Set, die mit ihren Rollstühlen als Statisten mitmachten. Einer hatte seine Freundin dabei. Ich sprach ihn auf sein Sexleben an, und er sagte, dass er manchmal Erektionen habe, die vier Stunden dauerten. Hal Ashby hörte das, und ich dachte: 'Scheiße, das war's mit meinem Anti-Penetrations-Plan.'"

Das China-Syndrom

Das China-Syndrom

"Meine liebsten Rollen waren Journalistinnen und Prostituierte. Prostituierte, weil sie zumindest im Kino unabhängig sind. Und Journalistinnen, weil es für eine Frau früher nicht so viele Möglichkeiten gab, auf der Leinwand stark, beweglich und, ja: aktiv aufzutreten. Heute sind Frauen Richterinnen, Kongressabgeordnete, Senatorinnen, Außenministerinnen. Ich wollte aber schon damals aufklärerische Figuren spielen. Und ein Film wie 'Das China-Syndrom' hat wirklich etwas bewirkt. Erst bezichtigte man uns der Panikmache. Aber kurz danach geschah der Unfall im Atomkraftwerk von Harrisburg."

29. November 2007
Andrea Witte, Kontakt: redaktion@DeanReed.de

Eine Amerikanerin in Ostberlin

Lesetipp: Edith Anderson "Liebe im Exil"

Liebe im Exil

Dean Reed war nicht der einzige Amerikaner in der DDR. Edith Anderson (1915-1999), New Yorkerin, Redakteurin des "Daily Worker", heiratete den Antifaschisten Max Schroeder (1900-1958) während dessen Exil in den USA und folgte ihm 1947 in das zerstörte Nachkriegsdeutschland. Er wurde Cheflektor des "Aufbau-Verlages". Die Autorin beschreibt ihre zehn gemeinsamen Jahre im Epizentrum des Kalten Krieges, ihre Erinnerungen an das Leben im geteilten Berlin.


Simone Barck im FREITAG 30/2007:

Zwischen Leben und Schreiben

Aus den USA in die DDR ausgewandert, kultivierte die Journalistin Edith Anderson einen etwas anderen Blick. Zur deutschen Ausgabe ihres Erinnerungsbandes "Liebe im Exil"

Im allgemeinen autobiografischen Boom zur DDR ragt dieses Buch heraus. Nicht nur, weil es bereits seit Mitte der achtziger Jahre in Arbeit war und seine amerikanische Fassung bereits 1999 herauskam. Sondern weil es sich durch eine ganz besondere Perspektive auszeichnet. Es ist die einer amerikanisch-jüdischen, kommunistischen Journalistin, Übersetzerin und Autorin, die 1947 im Alter von 32 Jahren ihrem Mann, dem Cheflektor des Aufbau-Verlages Max Schroeder (1900-1958), nach Ost-Berlin folgte und hier bis 1996 lebte.

Es ist eine von Anfang an komplizierte "Liebe im Exil", die sich in New York zwischen dem kommunistischen Kunstkritiker und deutschen Widerstandskämpfer Max Schroeder, 15 Jahre älter und gebeutelt von KZ, Verfolgung und materieller Misere, und der in den vierziger Jahren als Eisenbahnschaffnerin tätigen (eigentlich gelernten Lehrerin, aber auch Journalistin) Edith Anderson, entwickelt. Und es bleibt auch eine krisengeschüttelte "Liebe im Exil" aus Ediths amerikanischer Sicht, in der SBZ und DDR.

Als sie sich entschließt, ihr geliebtes New York zu verlassen (nicht nur ihre Eltern, sondern auch die deutschen Emigranten wie zum Beispiel Gerhard Eisler halten sie für "verrückt"), geht es nicht nur um den Mann, dem sie folgt. Es geht vielmehr auch darum, an dem gesellschaftlichen Experiment Sozialismus in Nachkriegsdeutschland teilzuhaben. Und auf diese Weise werden Andersons Aufzeichnungen zu einem Rückblick auf die schwierigen Ausgangsbedingungen und die sie in vielem verwirrenden politisch-ideologischen sowie kulturell-künstlerischen Konstellationen in den fünfziger Jahren. Die Erinnerungszeit sind damit die für die DDR-Geschichte wohl repressivsten Jahre, der Kalte Krieg tobt. Das gewählte Erzählverfahren integriert geschickt, aber nicht allzu häufig spätere Erlebnisse.

Im Unterschied zu manchen autobiografischen Schriften, die nach dem Ende des sozialistischen Experiments auf deutschem Boden erschienen, die das Scheitern des Sozialismus als gesetzmäßig und zwangsläufig zu rekonstruieren suchen, macht es sich Anderson so leicht nicht. Ihr Fragen gilt dem "Warum" des "immer wieder verzweifelten Wunsches des Gelingen-Mögens" ebenso wie den Wurzeln der "organisierten Überheblichkeit" in den kommunistischen Parteien. Sie präpariert die feinen Risse im Netz der gesellschaftlichen Umsetzungsbemühungen der sozialistischen Ideale. Sie präpariert die Brüche in der sozialistischen Bewegung, die totalitären Fehlentwicklungen in der SED, aber auch der eigenen amerikanischen kommunistischen Partei genau und detailliert heraus. Fern ab jeder Besserwisserei, aber zunehmend irritiert und empört ist sie dabei alles andere als eine Beobachterin, die nichts sieht.

Es ist gerade ihre natürliche Distanz als Ausländerin, die sie gegenüber der Mentalität der Nachkriegs-Deutschen in "Berlins Mondlandschaft" erst nach und nach Verständnis aufbringen lässt. Anfangs fragte sie sich: "Mitleid mit ihnen? Hatten sie Mitleid gehabt? Jetzt die Harmlosen spielen. Da wollt ihr nur bluffen: was hast Du gemacht unter Hitler, wie viele Juden hast Du in die Gaskammer geschoben". Aber da sind auch noch die "guten Deutschen", wenngleich eine Minderheit, allen voran der Ehemann Max und Gleichgesinnte, vor allem die Emigranten (sehr aufschlussreich zeichnet sie die "feinen Unterschiede" zwischen den West- und den Ost-Emigranten), aber auch in Deutschland gebliebene Antifaschisten, die mit viel Elan ein neues Deutschland aufbauen wollen. Für das Zusammenleben erweist es sich als negativ, dass Edith Anderson, statt ihren Roman zu schreiben, sehr bald in den Niederungen des aufreibenden Alltags zu ersticken droht. Trotz der Unterstützung durch wechselnde Haushaltshilfen, besonders auch als ihre gemeinsame Tochter im November 1948 geboren wird, empört sie sich (und zwar dauerhaft) sehr über die "Ungerechtigkeit, über die eine Frau jeden Tag ihres Lebens stolpert".

Da sie nur wenig integriert ist in die angespannte Berufs- und Arbeitswelt ihres stets überlasteten Mannes, kommt es zu Krisen, als deren entscheidenden Punkt sie resümiert, dass sie wohl letztlich nicht zu verpflanzen sein würde auf deutschen Boden. Einige wichtige weibliche Freundschaften (zum Beispiel Alma Uhse), ein intensiver Briefwechsel mit den Eltern und ihren amerikanischen Freunden, aber vor allem Lektoratsarbeiten sowie die Übersetzungsarbeit für die Internationale Demokratische Frauenföderation (IDFF) helfen ihr, nicht zu resignieren. Aber ein permanentes Heimweh bleibt: "Ich vermisste die jüdischen Gesichter, die mir New York so heimisch machten. Ich vermisste die schwarzen, braunen, die lateinamerikanischen und anderen fremden Gesichter, die mir immer in der U-Bahn begegneten, Gesichter hart arbeitender Menschen, die trotz Erschöpfung niemals achtlos andere Leute anrempelten im Gegensatz zu den gleichgültigen Deutschen".

Der Radius ihrer Erlebnisse in diesen zehn Jahren bis 1958 umfasst vor allem die antifaschistische Kulturszene und ihre Akteure, die sie eindrücklich und männlich dominiert zu schildern weiß. Da erleben wir den legendären Kulturbund-Club in der Jägerstraße in seiner Hochzeit, kulturelles Zentrum und Nachrichtenbörse zugleich. Wir sehen den Dichter-Staatsmann Johannes R. Becher, von vorne bekatzbuckelt und von hinten als "Eierbecher" tituliert, bevorzugt auf einem erhöhten Platz auf einem Podium Platz nehmen. Nie sah sie ihn lächeln. Seine herablassende Art gegenüber Max Schroeder, der immerhin seine Bücher ediert hatte, ließ sie ihn als "aufgeblasenen Ochsenfrosch" wahrnehmen. Jedoch erfährt er von ihr postume Gerechtigkeit, als 1988 in Sinn und Form seine aus dem Tagebuch seinerzeit gestrichenen Passagen zum Stalin-Terror veröffentlicht wurden. Denn er war ja nicht der einzige gewesen, der geschwiegen hatte. Alle hatten es gewusst und waren durch ein "verabredetes Stillschweigen zusammen geschweißt".

Nur wenige hatten sich intern nicht ganz daran gehalten, wie zum Beispiel Erich Wendt, der legendäre Exil-Verleger und nun Leiter des Aufbau-Verlags. Er hatte Edith von seinem Englisch-Lernen in sowjetischer Haft erzählt, aber mehr auch nicht. Ihn und seine Frau Lotteken bewundert sie lange fast uneingeschränkt. Was jedoch hier vorlag, war ihr "ehrenhafte Vertuschung einer unehrenhaften Wahrheit" als "kommunistische Ethik jener Tage". Ihr unterlag als treues Parteimitglied auch Max Schroeder, als zum Beispiel sein bester Freund aus gefährlichsten illegalen Exil-Jahren Lex Ende in die Parteisäuberungen im Zusammenhang der Noel-Field-Affäre geriet. Da über "das Unerklärliche" zu sprechen, bereits gefährlich war, wurde eben geschwiegen.

Immer wieder misst Edith, deren Dauerkonflikt zwischen Leben und Schreiben bestehen bleibt, die Entwicklung an den Idealen und konstatiert statt "klassenloser Gesellschaft" das Walten einer Polit-Kaste, ein selbstherrliches Vorgehen von Partei- und Gewerkschaftsfunktionären, eine "alberne Propaganda" und "herzlose Bürokratie". Mit den deutschen Beamten, "der Spezies eines sturen, moralisch verkümmerten Staatsdieners, den kein politisches System je verändert hat" stand sie zeitlebens auf besonderem Kriegsfuß. Mit dem frühen Tod Max Schroeders, der wie eine ganze Exil-Generation psychisch und physisch angeschlagen war, enden die Erinnerungen, die sich durch Originalität, Chuzpe, eine sensible Beobachtungsgabe sowie eine durchweg feministische Perspektive auszeichnen.

Edith Anderson: Liebe im Exil. Erinnerungen einer amerikanischen Schriftstellerin an das Leben im Berlin der Nachkriegszeit. Herausgegeben von Cornelia Schroeder, übersetzt von Christa und Clemens Tragelehn, Basisdruck, Berlin 2007. 547 S., 22 EUR

24. November 2007
F.-B. Habel, Kontakt: redaktion@DeanReed.de

Günter, der Film-Zauberer

DEFA-Regisseur Günter Reisch wird heute 80 Jahre alt

Günter Reisch

Seinen wohl erfolgreichsten Film mit ersten Preisen in Karlovy Vary und Sydney konnte er nicht allein vollenden. Während der Dreharbeiten zu dem antifaschistischen Film "Die Verlobte" (mit der beeindruckenden Jutta Wachowiak) erkrankte er schwer und musste die Regie zeitweilig seinem Freund und Autor Günther Rücker überlassen. Da lag ihr erster Film schon ein Vierteljahrhundert zurück.

Zwischen zwanzig und dreißig waren Szenograf Alfred Hirschmeier, Regisseur Günter Reisch und Autor Günther Rücker, als sie 1955 gemeinsam ihren ersten langen Spielfilm drehten, aber nicht deshalb hieß er "Junges Gemüse". Rücker hatte sich an Gogols "Revisor" angelehnt und eine respektlose Groteske über die Kollektivierung der Landwirtschaft geschrieben. Jugendfreund Reisch bekam Ärger, denn der fertige Film war zu frech und musste mehrfach geglättet werden. Dass das Publikum trotzdem herzlich lachte und froh über ein Lustspiel aus eigener Produktion war, beflügelte Günter Reisch, auf diesem Gebiet fortzufahren.

Karl Liebknecht

Sein Handwerk hatte er zu lernen begonnen, als er zwanzigjährig zum DEFA-Nachwuchsstudio kam und Meistern wie Gerhard Lamprecht und Kurt Maetzig assistierte. Mit Maetzig zusammen zeichnete Günter Reisch für "Lied der Matrosen" über Matrosenaufstand und Novemberrevolution verantwortlich. Das wurde die zweite Strecke des unermüdlichen Regisseurs: Filme über die deutsche Geschichte und die Kämpfe der Arbeiterklasse. Nach dem Fernsehfilm "Gewissen in Aufruhr" über einen NS-Offizier, der erst spät zum Widerstand gegen die Nazis fand (Erwin Geschonneck), drehte Reisch "Der Dieb von San Marengo", eins der wenigen DEFA-Musicals (mit Horst Drinda und Helga Piur). Doch als er kurz darauf als großen Wurf die antifaschistische Komödie "Karbid und Sauerampfer" auf die Leinwand bringen wollte, musste er sie seinem Kollegen Frank Beyer überlassen. Reisch war zu sehr beschäftigt, den großen Liebknecht-Film "Solange Leben in mir ist" mit dem überzeugenden Horst Schulze in der Titelrolle vorzubereiten. Die Fortsetzung "Trotz alledem" folgte einige Jahre später. Dazwischen ein historisches und ein Gegenwartslustspiel.

Ungewöhnlich und doch konsequent im Werk von Günter Reisch war der Film "Wolz - Leben und Verklärung eines deutschen Anarchisten" (1974), angelehnt an das Schicksal des unter Stalin zu Tode gekommenen Revolutionärs Max Hoelz. Erstmals in der DDR setzte sich ein Film ernsthaft - wenn auch spielerisch - mit der legitimen Möglichkeit unterschiedlicher linker Positionen auseinander. *

Unter den Gegenwartsfilmen von Günter Reisch ragen zwei Produktionen mit Erwin Geschonneck heraus, die im Abstand von einem runden Vierteljahrhundert entstanden: "Ach, du fröhliche ..." (1962) und "Wie die Alten sungen" (1987). Als einziges vergleichbares Projekt bei der DEFA wurde die Handlung eines früheren Films mit der gleichen Figurenkonstellation noch einmal aufgenommen. Der jüngere Film, der viele Sequenzen aus dem älteren enthält, zeigt ein Stück Entwicklung von DDR-Bürgern, wobei einige Illusionen der frühen Jahre verflogen sind. Die Gegenwart erscheint zwischen dem Sich-abgefunden-haben und einer Unbekümmertheit, die aus sozialer Sicherheit, aber auch dem Gefühl, sowieso nichts ändern zu können resultiert.

Anton der Zauberer

Ebenfalls über Jahrzehnte hinweg erzählte Günter Reisch in "Anton der Zauberer" eine Schelmengeschichte aus dem Sozialismus über einen Handwerker, der in der Mangelwirtschaft auch Organisator sein muss, einen Schieber, der in der Haft Aktivist wird, einen Lebemann, der dem Sozialismus dient. Für Ulrich Thein wurde diese kraftvolle Figur zum gefeierten Leinwand-Comeback.

Wenn man heute auf Reischs vielgestaltiges Werk zurückblickt, scheint es, als sei er mit diesem "Zauberer" verwandt. Er hat sich nicht nur der Kunst, sondern auch einer besseren Gesellschaft verschworen. Er ist ein Aufklärer, der lernte, dass Aufklärung, bitterernst vorgebracht, die Wirkung verfehlt, hat spielerische und komödiantische Elemente verwendet, um die Augen seines Publikums zu öffnen. Streitbar ist er bis heute geblieben, in vielen öffentlichen Auftritten, als Mitglied der Akademie der Künste und in der Auseinandersetzung mit seinen Studenten an der Bauhaus-Universität in Dessau. Doch die Anrede "Herr Professor" hört er nicht gern, Günter, der Film-Zauberer.

Veranstaltungen in Berlin und Potsdam


* Hierzu erhielten wir nachfolgenden Leserbrief:

Vielen Dank an F.-B. Habel für die hervorragende Würdigung des Schaffens von Günter Reisch. Nur die Aussage "angelehnt an das Schicksal des unter Stalin zu Tode gekommenen Revolutionärs Max Hoelz" halte ich für nicht passend. Die Formulierung legt nahe, dass Stalin etwas mit dem Tode von Max Hoelz zu tun habe.

Die Auffassung, dass Max Hoelz eines unnatürlichen Todes gestorben ist und dass Stalin dabei seine Hand im Spiel gehabt hat, stammt ursächlich aus dem Buch eines Karl I. Albrecht: "Der verratene Sozialismus. Zehn Jahre als hoher Staatsbeamter in der Sowjetunion", Berlin 1938.

In diesem Buch behauptet besagter Albrecht, dass er von bekannten Moskauer Bolschewisten erfahren habe, die von zwei Fischern erfahren hätten, dass sie zwei Personen gesehen hätten, die Max Hoelz unter Wasser gehalten hätten. Man erfährt keine Namen. Selbst in bürgerlichen Gerichtsverfahren wären solche "Beweise" nichts wert. Wenn es um Stalin geht, soll man jedoch alles glauben, auch wenn es vom Hörensagen über drei Ecken stammt.

Offiziell ist Max Hoelz beim Baden ertrunken. Er musste nach mehreren Konflikten und einer tätlichen Auseinandersetzung mit einem österreichischen Journalisten auf Anraten der sowjetischen Polizei Moskau verlassen, um einem Strafverfahren zu entgehen. Man wollte ihn als Repräsentanten der deutschen Kommunisten vor einem solchen Verfahren schützen.

Bezeichnend ist, dass das Buch von diesem Albrecht 1943 in Berlin erschien! Es ist ein Produkt der antikommunistischen Propaganda der deutschen Faschisten. Veröffentlicht wird der Bericht von Albrecht z.B. auf den Internetseiten www.etika.com, die von einer Gruppierung "ETIKA Apostel der letzten Zeiten" herausgegeben wird, die sich unter anderem zum Ziel setzt, das Recht auf freie Meinungsäußerung abzuschaffen. Aufgegriffen werden diese Thesen in zahlreichen anarchistischen und trotzkistischen Publikationen und auf deren Internetseiten, ohne dass je die Quelle genannt wird. Das "Deutsche Historische Museum" ist da vorsichtiger: "15. September 1933: Max Hoelz ertrinkt in der Nähe von Gorki. Ein gewaltsamer Tod wird nicht ausgeschlossen." (www.dhm.de)

Ich bin der Meinung, dass mit historischen Fakten sorgsam umgegangen werden muss und nicht einfach nicht nachprüfbare Behauptungen wiederholt und dadurch zu "Fakten" gemacht werden können. Selbstverständlich bedeutet das auch, alle nachprüfbaren Fakten über Fehler, Mängel, Abweichungen, Ungerechtigkeiten in dieser Zeit ebenso sorgsam zur Kenntnis zu nehmen und sich damit auseinanderzusetzen.

5. Dez. 2007, Diethard Möller, Redaktion Arbeit Zukunft

20. November 2007
Norbert Diener, Kontakt: Norbert@DeanReed.de

"Sag NEIN!"

Wolfgang Borchert

Zum 60. Todestag von Wolfgang Borchert

Wolfgang Borchert, geboren am 20. Mai 1921 in Hamburg und verstorben am 20. November 1947 in Basel, war ein deutscher Schriftsteller. Er ist einer der bekanntesten Autoren der so genannten Trümmerliteratur, also jener kurzlebigen Literaturepoche nach dem Zweiten Weltkrieg.

Borchert wurde als Sohn des Volksschullehrers Fritz Borchert und dessen Ehefrau, der Heimatschriftstellerin Hertha Borchert, in Hamburg-Eppendorf geboren. Er ging auf die Volksschule Kirchwerder und schon im Alter von 15 Jahren begann er, Gedichte zu schreiben, von denen auch einige später veröffentlicht wurden. Nach der Schule machte er eine Buchhändlerlehre und nahm aber nebenbei Schauspielunterricht. Nachdem er die Schauspiel-Abschlussprüfung bestanden hatte, brach er seine Lehre ab. Gerade als er sein erstes Engagement bekommen hatte, wurde er zum Kriegsdienst eingezogen.

Von Juli bis November 1941 durchlief Borchert eine Ausbildung zum Panzergrenadier und kam danach sofort an die Front in der Gegend von Kallin. Er wurde der Wehrkraftzersetzung angeklagt, weil ihm vorgeworfen wurde sich die Schussverletzung an der linken Hand selbst beigebracht zu haben. Der Anklagevertreter forderte die Todesstrafe, aber das Gericht sprach ihn im Juli frei. Erneut an der Front zog er sich schwere Erfrierungen zu und erkrankte an Gelbsucht und Fleckfieber. Im Januar 1943 kam Borchert auf Urlaub in das von Bombenangriffen stark in Mitleidenschaft gezogene Hamburg zurück. Im so genannten "Bronzekeller" trat er trotz fortschreitender Lebererkrankung mit kabarettistischen Einlagen auf. Seine kabarettistischen Betätigungen brachten ihm im Dezember 1943 die erneute Verhaftung ein. Im Januar 1944 wurde er von Jena aus in das Untersuchungsgefängnis Berlin-Moabit überführt, wo ihm im September vor dem Zentralgericht des Heeres der Prozess wegen Wehrkraftzersetzung gemacht wurde. Borchert wurde zu einer Gefängnishaft von neun Monaten verurteilt und wenig später zur so genannten "Feindbewährung an der Front" entlassen. Die Einheit, der er zugewiesen wurde, ergab sich 1945 in der Nähe von Frankfurt am Main französischen Truppen. Während des Abtransports in die Gefangenschaft gelang ihm die Flucht. Am 10. Mai 1945 traf er bei seinen Eltern in Hamburg ein.

Borchert, zwischenzeitlich zu einem entschiedenen Kriegsgegner geworden, versuchte nach der Befreiung vom Hitlerfaschismus in der Theater- und Kabarettszene Fuß zu fassen. Er übernahm die Regieassistenz bei einer Inszenierung von "Nathan dem Weisen" im Hamburger Schauspielhaus.

Er wurde Texter für das Hamburger Kabarett Janmaaten und trat selbst dort auf. Danach führte ihn seine Karriere durch die bekanntesten Schauspielhäuser Deutschlands und seine Geschichten, Kurzgeschichten und Gedichte, die sich oft mit den Themen Krieg und Frieden befassten, wurden in der ganzen deutschsprachigen Welt bekannt. Bei einem Kuraufenthalt in Basel erlag er seiner Leberkrankheit im dortigen Clara-Spital. Einen Tag nach seinem Tod wurde sein Stück "Draußen vor der Tür" als Hörspiel gesendet und am 21. November 1947 in den Hamburger Kammerspielen uraufgeführt. Beigesetzt wurde Wolfgang Borchert auf dem Hauptfriedhof Ohlsdorf in Hamburg.

Zu guter Grammatik fehlt uns die Geduld, sagte Borchert. Wir brauchen die, die zu Baum Baum und zu Weib Weib sagen und JA sagen und NEIN sagen. Laut und deutlich und ohne Konjunktiv. Kurze, abgehackte, "verstümmelte" Sätze waren sein Stil. Des Weiteren benutzt er (beinahe in jeder seiner Geschichten) Farbsymboliken, die Gegensätze (Kontraste) und Emotionen, aber auch Handlungen ersetzen bzw. widerspiegeln sollen, und ebenso gehören Wiederholungen zu seinen Standardmitteln.

Wolfgang Borchert ist einer der bedeutendsten antifaschistischen und antimilitaristischen Schriftsteller der deutschen Nachkriegsgeschichte. Eines seiner bekanntesten Werke mahnt nun schon drei Generationen und ist heute aktueller denn je. "Sag NEIN!"

Zwei Texte von Wolfgang Borchert

DANN GIBT ES NUR EINS!

Du. Mann an der Maschine und Mann in der Werkstatt.
Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst keine Wasserrohre und keine Kochtöpfe mehr machen - sondern Stahlhelme und Maschinengewehre,
dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!

Du. Mädchen hinterm Ladentisch und Mädchen im Büro.
Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst Granaten füllen und Zielfernrohre für Scharfschützengewehre montieren,
dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!

Du. Besitzer der Fabrik.
Wenn sie dir morgen befehlen,
du sollst statt Puder und Kakao Schießpulver verkaufen,
dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!

Du. Forscher im Laboratorium.
Wenn sie dir morgen befehlen,
du sollst einen neuen Tod erfinden gegen das alte Leben,
dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!

Du. Dichter in deiner Stube.
Wenn sie dir morgen befehlen,
du sollst keine Liebeslieder, du sollst Haßlieder singen,
dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!

Du. Arzt am Krankenbett.
Wenn sie dir morgen befehlen,
du sollst die Männer kriegstauglich schreiben,
dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!

Du. Pfarrer auf der Kanzel.
Wenn sie dir morgen befehlen,
du sollst den Mord segnen und den Krieg heilig sprechen,
dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!

Du. Kapitän auf dem Dampfer.
Wenn sie dir morgen befehlen,
du sollst keinen Weizen mehr fahren - sondern
Kanonen und Panzer,
dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!

Du. Pilot auf dem Flugfeld.
Wenn sie dir morgen befehlen,
du sollst Bomben und Phosphor über die Städte tragen,
dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!

Du. Schneider auf deinem Brett.
Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst Uniformen zuschneiden,
dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!

Du. Richter im Talar.
Wenn sie dir morgen befehlen,
du sollst zum Kriegsgericht gehen, dann gibt es nur eins:
Sag Nein!

Du. Mann auf dem Bahnhof.
Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst das Signal zur Abfahrt geben für den Munitionszug und für den Truppentransporter,
dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!

Du. Mann auf dem Dorf und Mann in der Stadt.
Wenn sie morgen kommen und dir den Gestellungsbefehl bringen,
dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!

Du. Mutter in der Normandie und Mutter in der Ukraine,
du, Mutter in Frisko und London,
du, am Hoangho und am Mississippi,
du, Mutter in Neapel und Hamburg und Kairo und Oslo -
Mütter in allen Erdteilen, Mütter in der Welt,
wenn sie morgen befehlen, ihr sollt Kinder gebären,
Krankenschwestern für Kriegslazarette und neue Soldaten für neue Schlachten,
Mütter in der Welt,
dann gibt es nur eins:
Sagt NEIN!

Mütter, sagt NEIN!

Denn wenn ihr nicht NEIN sagt, wenn IHR nicht nein sagt, Mütter, dann:
dann:
In den lärmenden dampfdunstigen Hafenstädten werden die großen Schiffe stöhnend verstummen und wie titanische Mammutkadaver wasserleichig träge gegen die toten vereinsamten Kaimauern schwanken,
algen-, tang- und muschelüberwest,
den früher so schimmernden dröhnenden Leib, friedhöflich fischfaulig duftend, mürbe, siech, gestorben - die
Straßenbahnen werden wie sinnlose, glanzlose, glasäugige Käfige blöde verbeult und abgeblättert neben den verwirrten
Stahlskeletten der Drähte und Gleise liegen,
hinter morschen dachdurchlöcherten Schuppen, in verlorenen kraterzerrissenen Straßen - eine schlammgraue
dickbreiige bleierne Stille wird sich heranwälzen, gefräßig, wachsend,
wird anwachsen in den Schulen und Universitäten und Schauspielhäusern,
auf Sport- und Kinderspielplätzen, grausig und gierig, unaufhaltsam -
der sonnige saftige Wein wird an den verfallenen Hängen verfaulen,
der Reis wird in der verdorrten Erde vertrocknen,
die Kartoffel wird auf den brachliegenden Äckern erfrieren und
die Kühe werden ihre totsteifen Beine wie umgekippte Melkschemel in den Himmel strecken -
in den Instituten werden die genialen Erfindungen der großen Ärzte sauer werden, verrotten, pilzig verschimmeln - in den Küchen, Kammern und Kellern, in den Kühlhäusern und Speichern werden die letzten Säcke Mehl,
die letzten Gläser Erdbeeren, Kürbis und Kirschsaft verkommen -
das Brot unter den umgestürzten Tischen und auf zersplitterten Tellern wird grün werden und die ausgelaufene Butter wird stinken wie Schmierseife,
das Korn auf den Feldern wird neben verrosteten Pflügen hingesunken sein wie ein erschlagenes Heer und die
qualmenden Ziegelschornsteine, die Essen und die Schlote der stampfenden Fabriken werden, vom ewigen Gras zugedeckt, zerbröckeln - zerbröckeln - zerbröckeln -
dann wird der letzte Mensch, mit zerfetzten Gedärmen und verpesteter Lunge, antwortlos und einsam unter der giftig glühenden Sonne und unter wankenden Gestirnen umherirren,
einsam zwischen den unübersehbaren Massengräbern und den kalten Götzen der gigantischen betonklotzigen verödeten Städte,
der letzte Mensch, dürr, wahnsinnig, lästernd, klagend - und
seine furchtbare Klage:
WARUM?
wird ungehört in der Steppe verrinnen,
durch die geborstenen Ruinen wehen,
versickern im Schutt der Kirchen,
gegen Hochbunker klatschen,
in Blutlachen fallen,
ungehört,
antwortlos,
Tierschrei des letzten Tieres Mensch -
all dieses wird eintreffen,
morgen,
morgen vielleicht,
vielleicht heute nacht schon,
vielleicht heute nacht, wenn - - wenn - - wenn ihr
nicht
NEIN
sagt.

Jesus macht nicht mehr mit

Er lag unbequem in dem flachen Grab. Es war wie immer reichlich kurz geworden, so dass er die Knie krumm machen musste. Er fühlte die eisige Kälte im Rücken. Er fühlte sie wie einen kleinen Tod. Er fand, dass der Himmel sehr weit weg war. So grauenhaft weit weg, dass man gar nicht mehr sagen mochte, er ist gut oder er ist schön. Sein Abstand von der Erde war grauenhaft. All das Blau, das er aufwandte, machte den Abstand nicht geringer. Und die Erde war so unirdisch kalt und störrisch in ihrer eisigen Erstarrung, dass man sehr unbequem in dem viel zu flachen Grab lag. Sollte man das ganze Leben so unbequem liegen? Ach nein, den ganzen Tod hindurch sogar! Das war ja noch viel länger.

Zwei Köpfe erschienen am Himmel über dem Grabrand. Na, passt es, Jesus? fragte der eine Kopf, wobei er einen weißen Nebelballen wie einen Wattebausch aus dem Mund fahren ließ. Jesus stieß aus seinen beiden Nasenlöchern zwei dünne ebenso weiße Nebelsäulen und antwortete: Jawohl. Passt.

Die Köpfe am Himmel verschwanden. Wie Kleckse waren sie plötzlich weggewischt. Spurlos. Nur der Himmel war noch da mit seinem grauenhaften Abstand.

Jesus setzte sich auf und sein Oberkörper ragte etwas aus dem Grab heraus. Von weitem sah es aus, als sei er bis an den Bauch eingegraben. Dann stützte er seinen linken Arm auf die Grabkante und stand auf. Er stand in dem Grab und sah traurig auf seine linke Hand. Beim Aufstehen war der frisch gestopfte Handschuh am Mittelfinger wieder aufgerissen. Die rot gefrorene Fingerspitze kam daraus hervor. Jesus sah auf seinen Handschuh und wurde sehr traurig. Er stand in dem viel zu flachen Grab, hauchte einen warmen Nebel gegen seinen entblößten frierenden Finger und sagte leise: Ich mach nicht mehr mit. Was ist los, glotzte der eine von den beiden, die in das Grab sahen, ihn an. Ich mach nicht mehr mit, sagte Jesus noch einmal ebenso leise und steckte den kalten nackten Mittelfinger in den Mund. Haben Sie gehört, Unteroffizier, Jesus macht nicht mehr mit.

Der andere, der Unteroffizier, zählte die Sprengkörper in eine Munitionskiste und knurrte: Wieso? Er blies den nassen Nebel aus seinem Mund auf Jesus zu: Hä, wieso? Nein, sagte Jesus noch immer ebenso leise, ich kann das nicht mehr. Er stand in dem Grab und hatte die Augen zu. Die Sonne machte den Schnee so unerträglich weiß. Er hatte die Augen zu und sagte: Jeden Tag die Gräber aussprengen. Jeden Tag sieben oder acht Gräber. Gestern sogar elf. Und jeden Tag die Leute da reingeklemmt in die Gräber, die ihnen immer nicht passen. Weil die Gräber zu klein sind. Und die Leute sind manchmal so steif und krumm gefroren. Das knirscht dann so, wenn sie in die engen Gräber geklemmt werden. Und die Erde ist so hart und eisig und unbequem. Das sollen sie den ganzen Tod lang aushalten. Und ich, ich kann das Knirschen nicht mehr hören. Das ist ja, als wenn Glas zermahlen wird. Wie Glas.

Halt das Maul, Jesus. Los, raus aus dem Loch. Wir müssen noch fünf Gräber machen. Wütend flatterte der Nebel vom Mund des Unteroffiziers weg auf Jesus zu. Nein, sagte der und stieß zwei feine Nebelstriche aus der Nase, nein. Er sprach sehr leise und hatte die Augen zu: Die Gräber sind doch auch viel zu flach. Im Frühling kommen nachher überall die Knochen aus der Erde. Wenn es taut. Überall die Knochen. Nein, ich will das nicht mehr. Nein, nein. Und immer ich. Immer soll ich mich in das Grab legen, ob es passt. Immer ich. Allmählich träume ich davon. Das ist mir grässlich, wisst ihr, dass ich das immer bin, der die Gräber ausprobieren soll. Immer ich. Immer ich. Nachher träumt man noch davon. Mir ist das grässlich, dass ich immer in die Gräber steigen soll. Immer ich.

Jesus sah noch einmal auf seinen zerrissenen Handschuh. Er kletterte aus dem flachen Grab heraus und ging vier Schritte auf einen dunklen Haufen los. Der Haufen bestand aus toten Menschen. Die waren so verrenkt, als wären sie in einem wüsten Tanz überrascht worden. Jesus legte seine Spitzhacke leise und vorsichtig neben den Haufen von toten Menschen. Er hätte die Spitzhacke auch hinwerfen können, der Spitzhacke hätte das nicht geschadet. Aber er legte sie leise und vorsichtig hin, als wollte er keinen stören oder aufwecken. Um Gottes willen keinen wecken. Nicht nur aus Rücksicht, aus Angst auch. Aus Angst. Um Gottes willen keinen wecken. Dann ging er, ohne auf die beiden anderen zu achten, an ihnen vorbei durch den knirschenden Schnee auf das Dorf zu.

Widerlich, der Schnee knirscht genau so, so ganz genau so. Er hob die Füße und stelzte wie ein Vogel durch den Schnee, nur um das Knirschen zu vermeiden.

Hinter ihm schrie der Unteroffizier: Jesus! Sie kehren sofort um! Ich gebe Ihnen den Befehl! Sie haben sofort weiterzuarbeiten! Der Unteroffizier schrie, aber Jesus sah sich nicht um. Er stelzte wie ein Vogel durch den Schnee, wie ein Vogel, nur um das Knirschen zu vermeiden. Der Unteroffizier schrie - aber Jesus sah sich nicht um. Nur seine Hände machten eine Bewegung, als sagte er: Leise, leise! Um Gottes willen keinen wecken! Ich will das nicht mehr. Nein. Nein. Immer ich. Immer ich. Er wurde immer kleiner, kleiner, bis er hinter einer Schneewehe verschwand.

Ich muss ihn melden. Der Unteroffizier machte einen feuchten wattigen Nebelballen in die eisige Luft. Melden muss ich ihn, das ist klar. Das ist Dienstverweigerung. Wir wissen ja, dass er einen weg hat, aber melden muss ich ihn.

Und was machen sie dann mit ihm? grinste der andere.

Nichts weiter. Gar nichts weiter. Der Unteroffizier schrieb sich einen Namen in sein Notizbuch. Nichts. Der Alte lässt ihn vorführen. Der Alte hat immer seinen Spaß an Jesus. Dann brüllt er ihn zusammen, dass er zwei Tage nichts isst und redet, und lässt ihn laufen. Dann ist er wieder ganz normal für eine Zeitlang. Aber melden muss ich ihn erstmal. Schon weil der Alte seinen Spaß dran hat. Und die Gräber müssen doch gemacht werden. Einer muss doch rein, ob es passt. Das hilft doch nichts.

Warum heißt er eigentlich Jesus, grinste der andere.

Oh, das hat weiter keinen Grund. Der Alte nennt ihn immer so, weil er so sanft aussieht. Der Alte findet, er sieht so sanft aus. Seitdem heißt er Jesus. Ja, sagte der Unteroffizier und machte eine neue Sprengladung fertig für das nächste Grab, melden muss ich ihn, das muss ich, denn die Gräber müssen ja sein.

Beide Texte aus: Wolfgang Borchert: Das Gesamtwerk. Hamburg (Rowohlt) 1949. S. 178 - 181

14. November 2007
Norbert Diener, Kontakt: Norbert@DeanReed.de

Vor 40 Jahren wurde Che Guevara ermordet

Che Guevara

Am 8. Oktober 1967 wurde Ernesto "Che" Guevara de la Serna nach einem elfmonatigen Guerrillakampf im Urwald Boliviens von der bolivianischen Armee gefangengenommen und am Tag darauf auf Befehl der Militärregierung und der CIA ermordet. Sein 40. Todestag gibt Anlass, an den Antiimperialisten, Internationalisten und Revolutionär Che Guevara zu erinnern.

Geboren wurde er 1928 im argentinischen Rosario. Mit 24 Jahren reist der Medizinstudent durch zahlreiche Länder Lateinamerikas und knüpft Kontakte zu revolutionären Bewegungen in Panama, Costa Rica und Guatemala, wo 1954 die fortschrittliche Regierung von Jacobo Arbenz auf Befehl der US-Regierung und der United Fruit Company weggeputscht wird. 1955 lernt er in Mexiko Raúl und Fidel Castro kennen. Er schließt sich der Guerrillagruppe der Castro-Brüder an, die ab 1956 in den Wäldern Kubas den Kampf gegen die Regierung des Batista aufnimmt, eine Marionettendiktatur im Dienst des US-Imperialismus, unter der Kuba das "Bordell der USA" ist: Glücksspiel, Prostitution und die Mafia prägen das Bild aus der Insel.

Die Guerrilleros finden die Unterstützung der Kleinbauern und wachsen schnell zu einer schlagkräftigen Armee an. Am 1. Januar 1959 musste Batista von Kuba fliehen, die Guerrilleros übernahmen die Macht auf der Insel und enteignen den Besitz der ausländischen Konzerne. Che Guevara wird Industrieminister und Chef der Nationalbank. In diese Zeit fiel der Beginn des US-Handelsembargos gegen Kuba und der gescheiterte konterrevolutionäre Angriff von Exilkubanern im Sold der CIA in der Schweinebucht.

1965 führte Che eine Gruppe von Kubanern an, die im Kongo den Aufbau einer Guerrillaarmee unterstützen, was aber nicht so erfolgreich verlief. Im November 1966 beginnt die Mission in Bolivien.

Che Guevara

Wenn wir uns an Che Guevara erinnern, sollten wir das das ohne Illusionen über seine Fehler und Schwächen tun, die sich auf der Grundlage des kleinbürgerlichen Charakters der damaligen revolutionären Bewegungen in Lateinamerika und unter einem gewissen Einfluss des Maoismus entwickelt haben. Vor allem in seiner Schrift "Guerrillakrieg - eine Methode" zieht er falsche Verallgemeinerungen aus den Erfahrungen des sehr speziellen bewaffneten Aufstands auf Kuba: Man müsse nicht immer warten, bis alle Bedingungen für eine Revolution gegeben seien. Revolutionäre Bedingungen könnten auch durch die bewaffnete aufständische Gruppe, den sog. "Fokus", selbst geschaffen werden. Schauplatz des bewaffneten Kampfes im unterentwickelten Amerika müsse grundsätzlich das Land sein.

Gerade das Scheitern seines Kampfes in Bolivien hat diese Theorien widerlegt. Dort war es eben nicht, wie in Kuba, gelungen, durch den bewaffneten "Fokus" die Initialzündung für eine revolutionäre Massenbewegung zu geben. Den Besonderheiten des Landes wurde zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Kontakte zu den kämpfenden politischen Bewegungen in anderen Teilen, z.B. zu den Minenarbeitern in den Bergregionen, wurden von der Guerrilla entweder kaum aufgebaut oder von der entarteten kommunistischen Partei sabotiert. Ches Truppen blieben im Urwald isoliert und rieben sich auf.

Eine ganz andere Frage ist, dass das revolutionäre Kuba sich unter der Regierung Fidel Castros ab Anfang der sechziger Jahre immer mehr zu einem Anhängsel der revisionistisch entarteten Sowjetunion entwickelte. Es ist nicht abschließend geklärt, ob Castro und Che Guevara sich vor seiner Mission in Bolivien politisch überworfen haben.

Die Reise des jungen Che

Was jedoch zu diesem Jahrestag viel wichtiger ist: Che Guevara war ein Mensch, der für die Befreiung der unterdrückten Völker von der Herrschaft des Imperialismus gekämpft hat. Er war wie Dean Reed ein Internationalist und Revolutionär, der in verschiedenen Ländern aktiv tätig war und für diesen Kampf sein Leben gegeben hat. Seine konsequente kämpferische Haltung macht ihn damals wie heute weltweit zu einem Vorbild, insbesondere für die revolutionäre Jugend. Gerade deshalb haben ihn die Imperialisten und ihre Schergen ermorden lassen und gerade deshalb wird seine Person von den Herrschenden heute entpolitisiert und als Popfigur vermarktet. Umso wichtiger ist es, all dem den echten Che Guevara entgegenzusetzen!

13. November 2007
Norbert Diener, Kontakt: Norbert@DeanReed.de

Das Schweigen der Quandts

Durch eine kurzfristige Programmänderung "verirrte" sich am 30. September ein 60-minütiger Film in das späte Abendprogramm der ARD: "Das Schweigen der Quandts". Der Film basiert auf einer fünf Jahre dauernden Recherche der Autoren Eric Friedler und Barbara Siebert und erzählt die Geschichte einer der reichsten und mächtigsten deutschen Industriellendynastien und ihrer Verbrechen in der Nazizeit. Es wird vermutet, dass der NDR bewusst auf eine Vorankündigung der Ausstrahlung verzichtet hat, um zu vermeiden, dass die Anwälte der Familie Quandt die Ausstrahlung durch eine einstweilige Verfügung verhindern.

Am Donnerstag, den 22. November, wird ab 21.00 Uhr die 90-minütige Langfassung der Dokumentation auf NDR 3 zu sehen sein.

Die Autoren durchbrechen mit dieser Dokumentation eine Mauer des Schweigens. Seit mehreren Generationen verbirgt eine Industriellen-Dynastie sorgsam ihre Geschichte und die Herkunft von Teilen ihres Vermögens. Die Familie äußert sich niemals öffentlich und die Archive ihrer Firmen sind für Journalisten aber auch Historikern nicht offen. Für diese Dokumentation recherchierten die Autoren vier Jahre lang in Archiven im In- und Ausland. Mit Hilfe der exklusiven Dokumente, die sie im Laufe ihrer Spurensuche zusammentrugen, gelingt es ihnen die wahre Herkunft des Familienvermögens offen zu legen. Der fehlende Wille, sich der eigenen Schuld zu stellen, die "Selbstumwandlung" der Täter zu Opfern und die Versuche, sich einer Aufarbeitung zu entziehen - all dies ist typisch für "Die Familie" aber auch für andere Unternehmerfamilien. Allerdings gibt es einen maßgeblichen Unterschied: Anders als anderen Industriellen-Dynastien gelang es den Quandts bis heute, die Quellen ihres Reichtums zu verschleiern und sich dem kritischen Blick der Öffentlichkeit zu entziehen.

Ein Sprecher der Familie Quandt erklärte nach der Sendung, der Film werde nun nach und nach von den Familienmitgliedern gesehen und geprüft. Vorher sei noch kein abschließendes Urteil möglich. Im Film selbst kommt nur Sven Quandt - Enkel von Firmengründer Günther Quandt und 1956 geboren - zu Wort und bestreitet, mit dem Erbe auch Schuld übernommen zu haben.

"Quandt" - dieser Name steht für VARTA und BMW, für Ausbeutung, Zwangsarbeit und unermesslichen Reichtum. Die VARTA-Akkumulatorenfabrik hatte ihr eigenes KZ. Nach der Befreiung vom Hitlerfaschismus haben die Briten alle Unterlagen über die Verbrechen der Quandts unter Verschluss genommen und somit verhindert, dass dieses Faschistenpack in Nürnberg vor Gericht gestellt wurde. Grund: Die Royal Navy brauchte gute Batterien für ihre U-Boote - die gab es nur bei VARTA.

kb

Veranstaltungshinweis:

Kommunistischer Klönschnack Kiel
"Ende des Schweigens" - Der Quandt-Clan geriet in die Defensive -
Donnerstag, 6. Dezember 2007, 19.00 Uhr
Gaststätte Storchnest (Clubraum im 1. Stock), Kiel, Gutenbergstraße 66 im Stinkviertel (Parkplätze gegenüber)

12. November 2007
Redaktion, Kontakt: redaktion@DeanReed.de

Er rührte an den Schlaf der Welt...

Zugegeben, diese Worte stammen aus einem Brecht-Gedicht über Lenin. Denn wenn man eine Annäherung an die Oktober-Revolution versucht, kommt man an Lenin nicht vorbei. Bereits 1924 heißt es in einem Poem von Majakowski:

"Sollten wir
an Tränenpfützen trüb erschlaffen
Lenin
ist heut lebendiger
als die am Leben sind.
Er verleiht uns
Wissen, Kraft
und Waffen."

Dean Reed in Moskau Nov. 1966

Aber was ist Lenin ohne all jene, die diese Waffen ergriffen und zu nutzen wussten - im siebzehner Jahr - der Bauer, der Rote Soldat, der rote Matrose - jene Protagonisten sorgten dafür, dass der Rote Oktober zu dem wurde, was er für uns alle ist. "Sie rührte an den Schlaf der Welt" - weil man nämlich eben jene Charakterisierung gleichsam auf die Oktober-Revolution übertragen kann.

Ebenso stimmig erweist sich in diesem Zusammenhang die Feststellung von Ernst Thälmann "Gedenktage sind ohne Sinn, wenn sie nicht in Gegenwart und Zukunft hineinreichen". Dies gilt insbesondere für diesen 90. Jahrestag, den wir noch immer und gerade jetzt und hier begangen haben. Ihre Impulswirkung ist unstrittig und ihre Aktualität hat sie ebenfalls nicht verloren. Ganz im Gegenteil. Diese "Tage im Oktober" die "die Welt erschütterten" haben eine Dimension, über die man sich schon frühzeitig klar war und die bis in die heutigen Tage hineinreicht und gleichfalls die Zukunft erhellt. Und so kann man der Einschätzung die am 6./7. November 1927 in der Prawda veröffentlicht wurde nur zustimmen: "... Die Oktober-Revolution darf nicht nur als eine Revolution 'im nationalen Rahmen' betrachtet werden. Sie ist vor allem eine Revolution von internationaler, von Weltbedeutung, denn sie bedeutet eine grundlegende Wendung von der alten, der kapitalistischen Welt zu der neuen, der sozialistischen Welt..."

Sie zeigte auf, dass eine gesamtgesellschaftliche Alternative machbar war, zunächst im größten Land der Erde. Sie war und ist Hoffnung und Beispiel für fortschrittliche Menschen aller Generationen auf der ganzen Welt.

Das haben die Regierenden bis heute nicht vergessen, denn heute wie damals wollen sie uns immer wieder neu beweisen, dass das Momentane der Weisheit letzter Schluss ist. Aber wie heißt es ebenfalls bei Brecht: "Wer seine Lage erkannt hat, wie soll der aufzuhalten sein, ..., denn so wie es ist, so bleibt es nicht".

10 Tage, die die Welt erschütterten

Das ist die größte Ermutigung der Oktober-Revolution,
auch heute, 90 Jahre später.

Literaturempfehlung:

10 Tage, die die Welt erschütterten
(Ten Days that Shook the World)
Autor: John Reed
Verlag: Dietz Berlin

10. November 2007
Redaktion, Kontakt: redaktion@DeanReed.de

Filmhochschule "Konrad Wolf"

Konrad Wolf

Die Hochschule für Film und Fernsehen "Konrad Wolf" will Deutschlands erste Filmuniversität werden. Ein Antrag soll noch in diesem Jahr dem Land Brandenburg vorgelegt werden. Dazu werde auch eine Umbenennung in "Babelsberg Filmuniversität" erwogen. HFF-Präsident Dieter Wiedemann betonte, der Antrag richte sich nicht gegen die Person Konrad Wolfs.


Rainer Simon im FREITAG 45/2007:

Der Osten entsorgt sich selbst - Babelsberger Hochschule will ohne den Namen "Konrad Wolf" weitermachen

"Sonnensucher", "Sterne", "Der geteilte Himmel", "Ich war 19" oder "Solo Sunny". Viele, die in der DDR aufwuchsen, kennen diese Filme. Und manch anderer, der kein Ignorant ist, kennt sie auch - Filme über deutsche Schuld und die Verantwortung des Einzelnen, ob sie nun in der Zeit des Faschismus oder in der DDR handeln.

Sterne

Konrad Wolf, der Regisseur dieser Filme, kam mit der Roten Armee aus dem Exil nach Deutschland, jener Armee, die den größten Anteil daran hatte und die größten Opfer brachte, den deutschen Faschismus zu zerschlagen. Das machte ihn mir sympathischer als so manchen Deutschen, der den Nazis zugejubelt hatte. Als ich 16 war, fragte ich bei der Zeitung "Filmspiegel" an, warum Wolfs Film "Sonnensucher", der im Erzgebirge bei der Wismut spielte, nicht in die Kinos kam. Ich bekam keine Antwort. Damals hatte ich gerade beschlossen, mich für ein Regiestudium an der Babelsberger Hochschule zu bewerben, sie hieß damals noch "Deutsche Hochschule für Filmkunst". Streifen wie "Die Kraniche ziehen" oder "Lissy", auch ein Film von Konrad Wolf, waren ausschlaggebend für meinen Berufswunsch. Als ich 19 war, wurde ich zur Aufnahmeprüfung geladen und schrieb eine Analyse über den Film "Sterne". Lange bevor das Wort "Holocaust" geläufig wurde, hatten sich DDR-Künstler mit der Verfolgung und Ermordung der Juden befasst. Konrad Wolf drehte außer "Sterne" auch "Professor Mamlock" nach dem Stück seines Vaters Friedrich Wolf.

Ich war 19

Vom Studium in Babelsberg war ich anfangs enttäuscht. Wir forderten, dass Konrad Wolf und Frank Beyer als Professoren kämen. Doch die hatten Besseres zu tun: Sie drehten Filme.

Aber dann, als ich 26 war, geriet ich durch Zufall an Konrad Wolf. Er suchte für seinen Film "Ich war 19" einen Regieassistenten, der die Filmhochschule absolviert hatte. Mir gefiel seine Ernsthaftigkeit, er war kein Schaumschläger. Er war ein Zweifler. Richtig aus sich heraus ging er nur, wenn er mit den sowjetischen Schauspielern zusammen war, dann wurde russisch gesprochen, Wodka getrunken, sogar gesungen. Ich verstand ihn gut, wie konnte er mit seiner Biografie in seinem tiefsten Inneren den Deutschen trauen.

Doch Wolf war auch der erste Augenzeuge, den ich fragen konnte, was zu Stalins Zeiten in der Sowjetunion geschah. Er war der erste, der mir von der Angst der deutschen Emigranten erzählte, von der absurden Situation, dass Leute, die sich als Kommunisten fühlten, von solchen, die sich Kommunisten nannten, verfolgt wurden. Und dass die Verfolgten trotzdem ihrer Idee treu blieben. Das war schwer zu verstehen.

Sonnensucher

Künstler in der DDR lebten nicht so abgehoben, dass sie die Realität ihres Landes nicht wahrnahmen. Auch die SED-Führung konnte diese Realität nicht völlig ignorieren, ließ sie von der Stasi auskundschaften oder ernsthaft erforschen, etwa vom Leipziger Zentralinstitut für Jugendforschung. "Ziel der Einrichtung war es, der DDR-Jugendpolitik wissenschaftliche Erkenntnisse über die verschiedenen Lebensbereiche, vorherrschende Einstellungen, Ansprüche und Probleme der DDR-Jugend zu liefern", heißt es bei Wikipedia.

Zuweilen war es der DEFA erlaubt, jene Forscher vor uns Unbefugten über ihre Erkenntnisse referieren zu lassen. Zu jenen, die uns aufklärten, gehörte damals Dieter Wiedemann - heute Präsident der Babelsberger Filmhochschule "Konrad Wolf". Gerade hat er mitgeteilt, die Hochschule in "Filmuniversität" umbenennen und auf den Namen Konrad Wolf verzichten zu wollen.

Solo Sunny

Da den meisten Absolventen, ob Hochschule oder Universität, ohnehin nichts anderes übrig bleiben wird, als ihr Geld mit Fernsehschwachsinn zu verdienen, nehme ich an, Konrad Wolf wird, wie es seine Art war, ein bisschen vor sich hinschnuffeln, sich in seinem Grab auf die andere Seite legen und denken: Der Mann auf dem Sportplatz bleibt nackt, auch wenn man ihm noch so viele neue Kleider überstülpt.


MAZ 06.11.2007:

Kritik an geplanter Streichung des Namens von Konrad Wolf aus dem Titel der Filmhochschule/Offener Brief

In einem offenen Brief haben sich Regisseure, Publizisten, Schauspieler und weitere Vertreter der Film- und Medienbranche an die HFF gewandt, in dem sie Wiedemann und die gesamte Leitung bitten, "unbedingt am Namen Konrad Wolf festzuhalten und Sorge dafür zu tragen, dass dieser in Zukunft niemandem in ihrem Hause - egal, ob Hochschule oder Universität - mehr fremd sein kann". Zu den Unterzeichnern gehören zum Beispiel die Regisseure Rolf Losansky ("Moritz in der Litfaßsäule", "Nights of the shorts: Die Ausreißer"), Hans Kratzert ("Tecumseh", "Ein Kolumbus auf der Havel", "Der Drache Daniel") und Hannelore Unterberg ("Konzert für Bratpfanne und Orchester", "Der letzte Winter", "Ein Bernhardiner namens Möpschen"). Auch der frühere Chefgeräuschemacher der DEFA, Hugo Gries, die Schauspielerin Angelika Brunner, die Dramaturgin Renate Epperlein und Uwe Fleischer, Producer im Studio Babelsberg und selber Dozent an der HFF, sowie die Potsdamer Fotografin Madga Greßmann, die an der HFF studiert hat, und die Publizistin Ingeborg Stiehler, die über viele Jahre das Dokumentar- und Kurzfilmfestival in Leipzig begleitete, stehen hinter der Forderung.


Claus-Dieter Stille in readers-edition.de 09.11.2007:

Protest, Sorge und Unverständnis werden laut

Inzwischen formiert sich gegen das Vorhaben vermehrt Protest. Die Absolventen der Filmhochschule Hans Sparschuh und Rainer Burmeister sprechen von "Ignoranz und arrogantem Gehabe der dafür Verantwortlichen". Sie befürchten die Beschädigung des Rufs einer der bekanntesten Filmhochschulen der Welt und der Tradition und Geschichte des ostdeutschen Films als Teil des nationalen Kulturerbes. Wolfs Filme stünden für die Brüche in der DDR-Kulturpolitik. Wolf sei geradlinig gewesen, habe Widersprüche sichtbar gemacht und andere ermutigt, die eigne kritische Sicht auf die Realität der Filme einzubringen. Deshalb sei es sicher kein Zufall gewesen, dass es Studenten und Absolventen der Filmhochschule "Konrad Wolf" waren, die als Erste die Proteste des Herbstes 1989 dokumentierten. Auch der Regisseur Egon Günther ("Lotte in Weimar") ist ungehalten und bezeichnete die geplante Namensauslöschung als ein "absolut absurdes, geschichtsvergessenes Verhalten." Lothar Bisky sagte der Berliner Zeitung: "Jeder versteckt seine Geschichte so gut er kann." Der Präsident der Akademie der Künste, Klaus Staeck, hält eine mögliche Namensänderung der HFF "Konrad Wolf" laut dpa für "abenteuerlich". Die Akademie vergibt alljährlich den Konrad-Wolf-Preis zur Erinnerung an den Regisseur. Vergangenen Sonntag ging der Preis an Edgar Reitz ("Heimat"). Die Äußerung der HFF-Leitung, die Studenten könnten mit dem Namen Konrad Wolf nichts mehr anfangen, bezeichnete Staeck als unfassbar. Wenn dies tatsächlich so sei, "(...) wäre es doch Aufgabe der Hochschule, den Studenten die Bedeutung des Filmemachers Konrad Wolf zu vermitteln". Auf eine solche Idee wie die Namensänderung zu verfallen, das findet der Akademie-Präsident "schon erstaunlich" und bat, sich gleiches einmal "im Falle der vielen Heinrich-Böll-Schulen" vorzustellen.


pr-inside.com 10.11.2007:

Am Tag der offenen Tür der HFF wurde die Namensdebatte als "Sturm im Wasserglas" heruntergespielt.

23. Oktober 2007
Redaktion, Kontakt: redaktion@DeanReed.de

Folgender Hilferuf erreichte die Redaktion:

Jugendbibliothek Gera e.V. vor dem finanziellen Aus!

Wir waren am Anfang drei antifaschistische und antikapitalistische Jugendliche aus Gera, die vor ca. zwei Jahren in einem kleinen Raum angefangen haben Bücher zu sammeln. Den Raum haben wir angemietet und auch ausgestattet mit Spenden und unserem eigenen Geld. Es kamen die ersten Bücher und der Buchbestand wuchs schneller als wir erwartet hatten. Nach und nach wurde die Jugendbibliothek immer weiter verbessert. Regelmäßige Veranstaltungen, Internetzugang, Lesekaffee, Vortragsraum, die Arbeit an der Info CD/DVD und ein Grundlagenseminar des Marxismus-Leninismus wurden ermöglicht.

Nun steht unsere Anlaufstelle für antifaschistische und antikapitalistische Jugendliche in Gera vor dem Aus. Die finanziellen Mittel reichen nun nur noch für knapp drei Monatsmieten. Um die Jugendbibliothek Gera als einen gemeinnützigen Verein zu erhalten, weiterhin Jugendlichen unentgeltlich Bücher, Zeitungen, Filme, Freizeit- und Bildungsmöglichkeiten anbieten zu können, bitten wir jeden Genossen und Sympathisanten eindringlich um Spenden und finanzielle Unterstützung.

Bankdaten:
Jugendbibliothek-Gera e.V.
Konto: 57118
BLZ: 830 500 00
Jugendbibliothek-Gera e.V.
Keplerstraße 34-36
07549 Gera
0365/5523735

Verbreitet diese Nachricht weiter!!!
Spendenquittungen stellen wir auf Anfrage aus.
HP: www.jugendbibliothek-gera.7to.de

27. September 2007
Redaktion, Kontakt: redaktion@DeanReed.de

Ein GI packt aus

Joshua Key, US-amerikanischer Soldat im Irak, kehrte aus seinem ersten Heimaturlaub nicht mehr zu seiner Einheit zurück, sondern floh, noch bevor die Feldjäger auf ihn gehetzt werden konnten, mit Frau und Kindern nach Kanada, wo er politisches Asyl bekam.

BuchcoverEr war zur Army gegangen, weil er weit und breit keine Beschäftigung gefunden hatte, mit der er den Lebensunterhalt seiner Familie hätte finanzieren können. Er hatte Vertrauen in die Armee, in der seine Vorfahren gedient hatten, glaubte an die Heldenmythen, die um sie gestrickt wurden, und an die Rolle der USA als Friedensmacht in der Welt. Ihm war zugesichert worden, dass er nicht im Ausland eingesetzt werde, sondern seinem Land beim Bau von durch Unwetter zerstörten Brücken in den USA selbst dienen könne. Das erwies sich als Illusion. Ehe er noch recht begriff, was mit ihm geschah, fand er sich im Irak wieder.

Trotz dieser herben Enttäuschung glaubte er zunächst noch an die öffentlich propagierte "Mission" der US-Armee im Irak: Massenvernichtungswaffen aufzuspüren und zu vernichten, das irakische Volk von der Diktatur zu befreien und ihm den Weg zur Demokratie zu ebnen.

Joshua KeyJe mehr er jedoch in Handlungen seiner Einheit verstrickt wurde, desto mehr kamen ihm Zweifel. Gewaltsame Übergriffe auf die Zivilbevölkerung wie Wohnungsverwüstungen, Diebstahl und Misshandlungen waren an der Tagesordnung, Fraternisierung der "Befreier" mit den "Befreiten" dagegen unerwünscht. Zunächst hatte er - mit zunehmend schlechterem Gewissen - mitgemacht. Als von einem seiner Kameraden ein 9-jähriges Mädchen, dem er täglich kleine Essensrationen zugesteckt hatte, vor seinen Augen erschossen worden war, ohne dass danach auch nur eine Untersuchung des Vorfalls stattgefunden hätte, stand sein Entschluss, zu desertieren, fest. Die Gründe dafür hat er wie folgt zusammengefasst: "Ich glaube nicht, dass die Kommandeure, die uns Soldaten mehrere tausend zivile Häuser durchsuchen ließen, wirklich daran glaubten, dass wir dort Terroristen aufgreifen oder Massenvernichtungswaffen finden würden. Meiner Ansicht nach wollten sie das irakische Volk bestrafen und einschüchtern. In den Augen unserer Armee waren die Iraker keine Menschen, sondern Terroristen, Selbstmordattentäter, Sandnigger und Lumpenköpfe. Wir mussten sie geringer achten als Menschen, um überhaupt zu unseren Taten fähig zu sein. In der Militärausbildung brachte man uns bei, die Iraker als minderwertig zu betrachten, und diese Haltung überquerte mit uns die Meere, als wir in den Kampfeinsatz flogen. Die Genfer Konventionen und internationale Vereinbarungen, die die USA und fast alle anderen Länder der Erde unterzeichnet haben und die darauf abzielen, die Grausamkeit des Krieges durch den Schutz von Zivilisten und Kriegsgefangenen einzudämmen, ... legen fest, was im Krieg erlaubt ist und was nicht. Die wichtigsten Verbote sind leicht einsehbar: Soldaten sollen Zivilisten und Kriegsgefangene nicht bestehlen, nicht schlagen, nicht foltern, nicht vergewaltigen und nicht töten. Ich will nicht weiter auf die Verstöße gegen die Genfer Konventionen im Irak eingehen, möchte aber eine Vorgabe zitieren: ‘Um Schonung und Schutz der Zivilbevölkerung und ziviler Objekte zu gewährleisten, unterscheiden die am Konflikt beteiligten Parteien jederzeit zwischen der Zivilbevölkerung und Kombattanten sowie zwischen zivilen Objekten und militärischen Zielen; sie dürfen daher ihre Kriegshandlungen nur gegen militärische Ziele richten.

Ich wäre nicht aus der US Army desertiert, hätte nicht mein Land verlassen und mich gegen den Irakkrieg ausgesprochen, wenn die Soldaten meiner Kompanie sich darauf beschränkt hätten, gegen feindliche Kombattanten zu kämpfen. Ich bin deshalb nicht in den Irakkrieg zurückgegangen, weil die US Army gerade nicht zwischen beiden unterschied. In der Ausbildung brachte man uns bei, alle Iraker als Feinde zu betrachten, und vom ersten Tag (an)*, den ich mit der 43rd Combat Engineer Company in Ramadi verbrachte, wurden wir dazu angehalten, weiter so zu denken und entsprechend zu handeln.

Bevor ich in den Irak kam, kannte ich die Genfer Konventionen nicht. Doch ich brauchte ja nur die Worte meines Großvaters zu beherzigen, um zu wissen, dass unser Handeln Unrecht war. Ich mache meine Armee verantwortlich für die wiederholten Misshandlungen irakischer Zivilisten, doch ich nehme auch mich selbst in die Verantwortung.

Als den Nazi-Kriegsverbrechern 1945 und 1946 in Nürnberg der Prozess gemacht wurde, kam erstmals ein neues wichtiges Prinzip zum Tragen: Die Behauptung, lediglich Befehle eines Vorgesetzten ausgeführt zu haben, enthebt den Einzelnen nicht seiner Verantwortung gegenüber dem internationalen Recht, vorausgesetzt, er hat eine moralische Wahl gehabt.

Ich bin verantwortlich für das, was ich getan habe. Und unsere Kommandeure sind verantwortlich dafür, dass sie uns in den Krieg schickten und ihre Befehle erteilten. Es ist schon schlimm genug, dass niemand unser Verhalten im Irak kontrollierte oder uns dafür zur Verantwortung zog. Noch schlimmer war jedoch, dass wir von unseren Kommandeuren die stillschweigende Erlaubnis hatten, erst zu schießen und dann zu fragen. Wenn ein Soldat jemanden zusammenschlug oder erschoss, brauchte er einfach nur geltend zu machen - wenn er sich überhaupt dazu äußern musste -, dass er sich bedroht gefühlt habe. Folgerichtig war unser Verhalten im Krieg völlig unkontrolliert; amerikanische Soldaten konnten ungehindert Iraker mit dem Maschinengewehr enthaupten und dann mit ihren Köpfen Fußball spielen. ...

Ich habe eine ständige Abfolge von Misshandlungen und einzelnen Morden gesehen - ein verprügelter Zivilist hier, ein erschossener da. Diese Einzeltaten summierten sich. Wenn in den sechseinhalb Monaten, die ich im Irak war, amerikanische Soldaten irakische Zivilisten zusammenschlugen, bestahlen und umbrachten, blieben sie - zumindest in den Fällen, die ich selbst erlebt habe - völlig straffrei. Wir waren mehr als nur Soldaten, die gegen feindliche Aufrührer kämpften. Für die Zivilisten im Irak wurden wir zu Polizisten, Anklägern, Gefängniswärtern und Henkern. Wir behaupteten, wir brächten dem irakischen Volk Demokratie und Ordnung, doch in Wahrheit brachten wir ihm nur Hass und Zerstörung. Wir gaben dem irakischen Volk nur eines: einen Grund, uns auf Generationen zu verabscheuen oder uns gar umbringen zu wollen."

Der Bericht von Key ist jedem, der sich mit der Rolle der US-Armee im Irak (und anderswo) beschäftigt, unbedingt zu empfehlen.


Joshua mit seiner FamilieWeiterführende Links:

24. September 2007
Redaktion, Kontakt: redaktion@DeanReed.de

Special birthday party

Can we celebrate a birthday party of a man, who is already not among us? Of course we can! Anyway, 17 men and women have proved it by meeting with each other in one of the clubs in Potsdam to share their common reverence and respect for a man, who has sufficiently changed their life in a positive way. In this respect, our peculiar birthday party was much more honest and sincere than many other celebrations are, that take place year after year from only a force of a habit.

Geburtstagsgäste

"I am really glad, that I have decided to take part in this meeting," is writing one of the guests in the Dean Reed forum. "It was pleasant to meet with completely different people who are at the same time united with each other by only one person - Dean Reed. With the very first minute I had a great feeling of belonging to these people, though I hadn't known them before. It was very interesting to hear everyone's story, to find out what connected them with Dean Reed. In addition, I found it really wonderful to have discussions about God and the world, not always having one point of view we still remained friendly and respectful to each other, sitting together around one table. I think, that Dean would have liked the situation he achieved - he has tied us, has built a bridge between us. I also liked the way we acted as a collective. Everyone has found his own place and assisted in making this day much more successful. When I decided to analyze the day and to find something what I didn't like or something that went wrong, nothing came to my mind. Everything was perfect!"

Geburtstagsgäste

The other participant writes: "I have immediately felt myself very well and I am still touched by your numerous stories. Since 2002 I have been visiting different fan meetings, but yesterday's celebration has deeply impressed me. If only I had an opportunity, I would like to know Dean personally with great pleasure. The image, that I have made of him, didn't get any scratches. Your stories have only strengthened it. You are worthy of respect. (...)"

Geburtstagsgäste

Organizers had to do a lot of work to make this evening an interesting event for every guest. At 13:00 day had began with watching the movie "The Red Elvis" in a famous by its traditions Potsdam cinema Thalia. Some of the guests have seen this film for the first time, so there was already a lot of topics to talk about in the coming discussion. Sitting around the table with a cup of coffee everybody has first introduced himself to others. Everyone has told his little story of meeting Dean. Photos were being passed to each other, everybody was joking and the scenes from the past have become alive.

Geburtstagsgäste

Everyone had an opportunity to buy an absent copy from his record collection just on the spot from the big variety of goods in the Online-Shop. Rare records were laid out on the table, as well as old magazines, articles from the newspapers, photos - everything to improve one's knowledge with missing details. Only late at night the guests have begun to go home, the last ones left the building only at a dawn.

The guests agreed, that this meeting was the beginning of a friendship between all of us.
...Dean would have been very glad because of us.

Norbert and Gunnar

more photos

Особый день рождения

Можно ли праздновать день рождения человека, которого уже нет среди нас? Конечно можно! Во всяком случае это смогли доказать 17 женщин и мужчин, которые собрались в прошедшую субботу в одном из клубов города Потсдам, чтобы поделиться чем-то общим, а именно - своим глубоким уважением и почтением к человеку, который в той или иной степени положительно повлиял на жизнь всех гостей дня рождения. В этом отношении был этот особый день рождения намного икренней и откровенней тех торжеств, которые празднуются из года в год "по привычке".

Geburtstagsgäste

"Я очень рада, что решила принять участие в этой встрече", пишет одна гостья мероприятия в Форум Дина Рида. "Было очень приятно познакомится с настолько разными людьми, которых в то же время объединяет что-то одно: Дин Рид. С самой первой минуты я почувтсвовала принадлежность к этим людям, несмотря на то, что я до этого никого ещё знала. Было очень интересно услышать историю каждого участника, то что связывает его с Дином. Кроме того, я нашла это замечательным, что мы могли рассуждать о Боге и о мире, не сходиться во мнениях, но тем не менее оставаться дружелюбными и почтительными друг к другу, сидя вместе за одним столом. Я думаю, Дину бы понравилось то, чего он добился – связать нас, постоить мостик между нами. Мне также понравилось, в целом мы действовали как коллектив. Каким-то образом каждый нашёл своё место и посодействовал удачному исходу этого дня. (...) Когда же я решила взвесить всё и найти то, что мне не понравилось, или то, что просто не удалось, то мне совсем ничего не пришло на ум. Всё было дейсвительно прекрасно!"

Geburtstagsgäste

Другая же участница пишет: "Я тотчас почувствовала себя чертовски хорошо и до сих пор тронута вашими многочисленными воспоминаниями. Уже с 2002 года я посещаю различные встречи фанатов, но вчерашнее мероприятие меня особенно глубоко впечатлило. Я бы с удовольствием лично познакомилась с Дином. Образ, который я себе и представляла, не получил никаких царапин. Ваши истории только укрепили его. За это вы достойны уважения.(...)"

Geburtstagsgäste

Организаторам пришлось много потрудиться, чтобы этот день стал интересным событием в жизни каждого участника. В 13:00 день начался с общего просмотра фильма "Красный Элвис" в полном традиций Потсдамском театре Талия. Некоторые гости видели этот фильм в первый раз, так что для предстоящей дискуссии было уже достотачно материала. За уютным, уже накрытым для кофе столиком все участники представились друг другу. Каждый рассказал свою маленьку историю о встрече с Дином. Фотографии передавались по кругу, рассказывались анекдоты, и картинки прошлого снова ожили.

Geburtstagsgäste

Каждый мог по желанию приобрести тот или иной отсуствующий экзэмпляр в собственной коллекции пластинок прямо на месте из обширного ассортимента Онлайн-магазина. Редкие пластинки были разложены на столе для просмотра, а также старые журналы, статьи из газет, фото - всё для пополнения своей осведомлённости новыми деталями. Только лишь поздно ночью стали гости собираться домой и празднование дня рождения закончилось только тогда, когда на улице уже появились первые лучи солнца.

Гости дня рождения были согласны что эта встреча была началом дружбы между всеми нами
... Дин был бы очень рад за нас.

Норберт и Гуннар

фото

Eine ganz besondere Geburtstagsfeier

Kann man den Geburtstag eines Menschen feiern der nicht mehr unter uns weilt? Man kann! Das haben jedenfalls 17 Frauen und Männer bewiesen, die sich am vergangenen Samstag in einem Potsdamer Club getroffen haben und die eines gemeinsam haben: Die Hochachtung und Ehrfurcht einem Menschen gegenüber, der das Leben aller Geburtstagsgäste in irgendeiner Form positiv beeinflusst hat. Insofern war diese besondere Geburtstagsfeier bestimmt viel ehrlicher und aufrichtiger, als viele Feiern die Jahr für Jahr, schon aus Gewohnheit zelebriert werden.

Geburtstagsgäste

"Ich bin sehr froh, dass ich mich entschlossen habe, am Treffen teilzunehmen", schrieb eine Teilnehmerin ins Dean-Reed-Forum. Und weiter: "Es war toll, so viele grundverschiedene Menschen kennenzulernen, die alle eines verbindet: Dean Reed. Von der ersten Minute an hatte ich das Gefühl, dazuzugehören, obwohl ich bisher niemanden von Euch kannte. Es hat mich sehr interessiert, die Geschichte jedes Einzelnen zu hören, was er mit Dean verbindet. Außerdem fand ich es toll, dass wir über Gott und die Welt diskutieren konnten, nicht immer einer Meinung waren und uns aber trotzdem freundlich und respektvoll gegenüber standen und gemeinsam an einem Tisch saßen. Ich denke, es würde Dean gefallen, dass er es geschafft hat, uns zu verbinden - eine Brücke zwischen uns zu bauen. Es hat mir auch gefallen, wie wir als Gruppe funktioniert haben. Irgendwie hat jeder seinen Platz gefunden und ein wenig zum Gelingen des Tages beigetragen. (...) Ich habe auch überlegt, ob mir etwas nicht so gut gefallen hat, ob etwas nicht geklappt hat oder anderweitig in die Hose gegangen ist. Mir ist aber nichts eingefallen. Es war einfach nur schön!"

Geburtstagsgäste

Eine andere Teilnehmerin schrieb: "Ich habe mich sofort pudelwohl gefühlt und bin noch immer gerührt von den vielen Erlebnisberichten Eurerseits. Seit 2002 bin ich auf Fantreffen unterwegs, aber unser Treffen gestern hat mich tief beeindruckt. Gern hätte ich Dean persönlich kennen gelernt. Das Bild, welches ich mir von ihm gemacht hatte, hat glücklicherweise keinen Kratzer abbekommen. Eure Berichte haben dies eher gefestigt. Respekt. (...)"

Geburtstagsgäste

Die Organisatoren haben sich viel einfallen lassen damit der Tag zu einem interessanten Erlebnis aller Teilnehmer/innen wird. Um 13:00 Uhr fing es an mit dem gemeinsamen Besuch der Vorstellung des Filmes "Der Rote Elvis" im traditionsreichen Potsdamer Thalia Theater. Einige Gäste sahen den Film zum ersten Mal, so war dann auch schon genügend Gesprächsstoff für die anschließende Diskussion vorhanden. Zuvor stellten sich aber alle Teilnehmer/innen an der gemütlichen Kaffeetafel vor. Jede/r erzählte seine "kleine Geschichte" über Begegnungen mit Dean. Fotos wurden herumgereicht, Anekdoten wurden erzählt, die Bilder von damals wurden wieder lebendig.

Geburtstagsgäste

Jeder der wollte konnte sich aus dem umfangreichen Sortiment des Online-Shops, direkt vor Ort, das eine oder andere fehlende Exemplar für die eigene Plattensammlung erstehen. Plattenraritäten lagen zur Ansicht aus, alte Zeitschriften, Zeitungsartikel und Fotos luden ein, das eigene Wissen um das eine oder andere Detail zu ergänzen. Erst spät in der Nacht machten sich die Gäste auf den Nachhauseweg, die Geburtstagsfeier endete bei den letzten Gästen erst, als draußen bereits das Morgenrot den neuen Tag ankündigte.

Die Teilnehmer an der Geburtstagsfeier waren sich einig, dass dieses Treffen ein Anfang war, der Beginn einer Freundschaft zwischen uns allen.
...Dean hätte seine wahre Freude an uns gehabt.

Norbert und Gunnar

mehr Fotos und Berichte

24. September 2007
Redaktion, Kontakt: redaktion@DeanReed.de

Buchbesprechung: Heeresbericht

Wenig bekannt ist der "Heeresbericht" von Edlef Köppen. Es ist in der Form eines Romans eine autobiografische Schilderung der Erlebnisse des Autors als Kriegsfreiwilliger und Unteroffizier im 1. Weltkrieg. Die Romanfigur, der Student Adolf Reisinger, zieht begeistert in den Krieg. Er erliegt der Kriegspropaganda: "...Ist nicht alles zugegangen, wie es in der Fibel steht? Der gute, noble, treue, deutsche Michel; der schwarze, niederträchtige Russe, der zu Unrecht den Ehrentitel Europäer führt; der Engländer, verdächtig zuwartend, und unten im Südosten der Balkane, der Bomben wirft, mordet und verrät: alles wie in der Fibel!"

Heeresbericht

Es ist frappierend, wie diese Propaganda bis heute - nur etwas moderner - fortgeführt wird. Da gibt es die immer edle Bundeswehr, die in aller Welt humanitäre Einsätze macht, den Unterdrückten Freiheit bringt und das Böse bekämpft. Da gibt es das unzuverlässige England, das düstere Russland und den chaotischen Balkan. Uralte Vorurteile und Hetze wird immer wieder aufgekocht, um erneut dem deutschen Militarismus den Heiligenschein zu verpassen.

Reisinger, zunächst in der Etappe eingesetzt, brennt darauf als "Krieger" an die Front zu kommen. Er ist ein guter Soldat, der jeden Befehl ausführt. Er kämpft in Frankreich im Stellungskrieg, wo Fronten verbissen gehalten, um ein paar Meter vor und zurück zigtausende geopfert werden. Dann kommt der Gaskrieg. Schutzmasken werden ausgeteilt. Die Soldaten wissen noch nicht, was da auf sie zukommt. Reisinger watet durch Leichen. Er wird zweimal verwundet, kommt zweimal ins Lazarett und wieder an die Front.

Je länger der Krieg geht, um so mehr kommen Reisinger Zweifel. Er sieht tote Gegner und erkennt in ihnen Menschen wie er selbst. Er sieht Kriegsgefangene - und sieht wieder Menschen.

Er wird nach Russland abkommandiert. Dort erlebt er die Oktoberrevolution. Auf einmal herrscht Waffenstillstand. Russische und deutsche Soldaten verbrüdern sich. Auch Reisinger sieht, dass hier das Richtige geschieht, das hier etwas Neues, Großartiges gemacht wird. Das Oberkommando verbietet jeden Kontakt zu den russischen Soldaten, damit die deutschen Soldaten nicht von der "revolutionären Krankheit" angesteckt werden.

Dann kommt der Befehl, zum Einsatz an die Westfront. Reisinger gehorcht wieder blind. Das Oberkommando will in einer letzten großen Schlacht den "Endsieg" gegen den haushoch überlegenden Feind erringen, das verzweifelte Aufbäumen des deutschen Militarismus. In der Schlacht werden zigtausende geopfert. Reisinger muss mit ansehen, wie seine gesamte Kompanie bis auf ihn ausgelöscht wird. Im Buch heißt es:

"Da Reisinger, wie man ihn findet und zum Generalkommando führt, erklärt, dass er den Krieg für das größte aller Verbrechen hält, verhaftet man ihn und sperrt ihn ins Irrenhaus." (S.388)

Der Roman schildert den Krieg aus der Sicht eines Insiders, brutal, genau im Detail, offen und schonungslos. Immer wieder sind in die Erzählung Dokumente wie Zeitungsartikel, Befehle des Wehrmachtkommandos usw. eingestreut, die den imperialistischen Krieg entlarven.

Nicht umsonst wurde das Buch von den Nazis kurz nachdem sie vom deutschen Kapital an die Macht gebracht wurden, um einen neuen Weltkrieg vorzubereiten, verboten. Köppen starb 1939 mit 46 Jahren an den Folgen seiner Kriegsverletzungen. Angesichts der Bundeswehreinsätze in aller Welt ist es wieder brandaktuell.

Edlef Köppen, Heeresbericht, List-Verlag, ISBN 3-548-60577-X, 8,95 Euro

(Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung des Verfassers Diethard Möller)

Quelle: www.arbeit-zukunft.de

22. September 2007
Redaktion, Kontakt: redaktion@DeanReed.de

Dean Reed, zum 69. Geburtstag

... Krieg, Arbeitslosigkeit, Ausbeutung, Jugendliche ohne Ausbildungsplatz und Perspektive, Sozial- und Bildungsabbau, Rentenbetrug, Polizeigewalt, rassistische Übergriffe ...

Nichts hat sich geändert seit Dean Reed weltweit für eine bessere, gerechtere Weltordnung gekämpft hat. Für Frieden und soziale Gerechtigkeit, gegen Unterdrückung, Ausbeutung und Kriege. Im Gegenteil, die Klassenwidersprüche haben sich verschärft, die Reichen werden immer reicher und die Armen immer ärmer. Seit dem Zweiten Weltkrieg hat es keinen Tag gegeben an dem nicht irgendwo in der Welt Krieg war. Kriege gegen die Selbstbestimmung der Völker, zur Eroberung neuer Rohstoffquellen, Einflusssphären und Absatzmärkte.

"Unsere" Regierung bemüht sich mit aller Kraft den letzten Cent aus den arbeitenden Menschen herauszuholen, die Erhöhung der Mehrwertsteuer ist ein gutes Beispiel dafür. Diejenigen die keine Arbeit haben, werden so gehalten, dass sie gerade einmal dahinvegetieren können. ALG 2, auch Hartz IV genannt, bedeutet, dass man zum Leben zu wenig hat und zum Sterben zu viel.

Was hätte Dean getan wenn er noch unter uns wäre, wie hätte er sich gegen diese schreiende Ungerechtigkeit empört? Die Antwort ist einfach, er hätte es so gemacht wie er es immer getan hat. Er hätte seine Popularität genutzt um alles Erdenkliche zu tun um die Bewegung gegen die Regierung der Reichen zu unterstützen.

Wenn wir also heute an seinen 69. Geburtstag denken, wäre es symbolisch gesehen für ihn das schönste Geschenk wenn wir in seinem Sinne weitermachen, wenn wir wie er unermüdlich gegen all die Ungerechtigkeiten kämpfen mit denen die Weltbevölkerung zu tun hat.

Deshalb lasst Euch nicht entmutigen! Mischt Euch ein, schließt Euch zusammen in den Gewerkschaften, Bürgerinitiativen und Parteien. Demonstriert in Deans Sinne gegen die Regierung der Reichen, gegen Ungerechtigkeit und Unterdrückung. Wer kämpft kann verlieren, wer nicht kämpft, hat schon verloren!

Gunnar und Norbert

07. April 2007
Redaktion, Kontakt: redaktion@DeanReed.de

Filmbesprechung: Nackt unter Wölfen

Nackt unter Wölfen

Den 1966 entstandenen Film gibt es seit einiger Zeit auch auf DVD - ein guter Anlass für eine Besprechung.

Inhalt: 1945 kommt wenige Wochen vor der Befreiung des KZ Buchenwald ein Transport an. Darunter befindet sich der Pole Jankowski, der in seinem Koffer einen kleinen Jungen versteckt hat. Mithäftlinge und Mitglieder der illegalen kommunistischen Widerstandsgruppe kümmern sich um das Kind. Dabei geraten sie immer wieder in heftige Gewissenskonflikte, weil sie ihre eigene Sicherheit und die Sicherheit der Widerstandsgruppe aufs Spiel setzen.

Als die SS-Bewacher Wind davon bekommen, dass ein Kind versteckt wird, geht der Terror gegen Verdächtige los. Doch die Häftlinge sind nicht klein zu kriegen. Das Kind wird gerettet. Als der NS-Staat sich im Zusammenbruch befindet und die Truppen der Alliierten sich dem Lager nähern, organisiert die kommunistische Widerstandsgruppe einen bewaffneten Aufstand. Das Lager wird befreit und das Kind hat überlebt.

Hintergrund: Der spannende und dramatische Film wurde nach dem Buch von Bruno Apitz "Nackt unter Wölfen" gedreht. Bruno Apitz, Kommunist, war selbst Häftling in Buchenwald. Die Geschichte beruht auf Tatsachen. Das Kind gab es tatsächlich. Sein Name: Stefan Jerzy Zweig. Nach seiner Wiederentdeckung wurde er in den 60er Jahren in Babelsberg zum Kameramann ausgebildet.

Auch wenn das Buch mittlerweile fast 50 Jahre und der Film über 40 Jahre alt sind, sind beide ausgesprochen spannend, dramatisch und sehenswert. Wer sich mit dem NS-Regime und dem kämpferischen Widerstand dagegen beschäftigen will, sollte sich den Film anschauen.

Die DVD gibt es z.B. bei www.jump-up.de für 15,30 Euro. Als Edition zum 60. Jahrestag der DEFA gibt es eine Sammlung von vier Filmen des Regisseurs Frank Beyer mit den Filmen "Der Aufenthalt", "Fünf Patronenhülsen", "Nackt unter Wölfen" und "Spur der Steine" für ca. 27 Euro bei verschiedenen Anbietern.

ernst

Quelle: www.arbeit-zukunft.de

26. März 2007
Redaktion, Kontakt: redaktion@DeanReed.de

Filmbesprechung: Kick it like Frankreich - Der Aufstand der Studenten

reiches Kind studier, armes Kind Hartz IV

Der Dokumentarfilm von Martin Kessler "Kick it like Frankreich - Der Aufstand der Studenten" bringt eindrucksvolle Szenen vom Kampf der Studentinnen und Studenten gegen Studiengebühren im Jahr 2006. Der Schwerpunkt liegt auf den teilweise militanten Kämpfen in Hessen mit Besetzung der Autobahn oder des Kultusministeriums. Sehr gut kommen die Konfrontation mit der Polizei und die zunehmende Brutalität der Polizeieinsätze zum Ausdruck. Verhaftete und auf dem Boden liegende Studentinnen und Stundenten werden getreten und geschlagen. Studentinnen und Studenten, die eine Autobahn blockiert haben, werden aufgefordert, die Blockade zu beenden, aber so eingekesselt, dass sie nicht mehr weg können. Dann werden sie wegen Landfriedensbruch verhaftet und angezeigt. Eine Studentenkneipe wird nachts von Polizei gestürmt. Fensterscheiben und Einrichtung gehen zu Bruch. Ein Student berichtet mit blauem Auge von dem Angriff. Der offizielle Grund für diese polizeiliche Gewalttat: In Frankfurt waren Scheiben zu Bruch gegangen und die Täter sollten sich angeblich in der Studentenkneipe aufhalten.

Der hessische Ministerpräsident, Roland Koch, sein Kultusminister, der Rektor der Uni Frankfurt kommen zu Wort. Mit ziemlich gleich klingenden Phrasen verteidigen sie die Einführung von Studiengebühren. Ihre Kinder haben damit auch kein Problem.

Wichtig ist, dass ausführlich die Bemühungen und Ansätze zu einer Vernetzung und zum Zusammenschluss mit anderen Bevölkerungsteilen, Gewerkschaften, Schulen, Auszubildenden dargestellt werden. Hier werden immer wieder Verbindungen zu den Kämpfen in Frankreich gezogen.

Kurz vor Ende kommt ein Demonstrationsteilnehmer zu Wort, der meint: "Bisher hat Deutschland noch keine Revolution geschafft... Wir Deutschen üben dafür." Der Film zeigt eigentlich klar, dass wir ein anderes Gesellschaftssystem brauchen, in dem nicht der Profit der Maßstab ist. Doch leider propagiert der Film sehr stark, dass man bei der nächsten Wahl die CDU abwählen müsse. SPD und Grüne werden als Opposition gezeigt. In Hessen ist es unter einer Regierung Koch leicht, etwas Vernünftiges dagegen zu sagen. In der Bundesregierung haben SPD und Grüne unter Schröder jedoch radikalen Sozialabbau betrieben und zum ersten Mal deutsche Soldaten offen zu Kriegseinsätzen entsandt.

Trotz dieser Differenzen zum Inhalt des Filmes ist die Dokumentation ausgesprochen sehenswert und kann als Grundlage für eine Diskussion über die angesprochenen Themen verwendet werden. Insbesondere in Schulen und Hochschulen kann der Videofilm gut eingesetzt werden. Weitere Infos zum Film unter www.neuewut.de/kickit/. Dort kann der Film auch Film als DVD oder VHS zum Preis incl. Mwst. von 14,90 Euro für Schüler, Studenten und Erwerbslose bzw. 24,90 Euro für Arbeitnehmer; Versandkosten: 3,60 Euro (1 bis 3 Stück) bestellt werden. Ebenso findet sich auf den Seiten ein Terminkalender, wo der Film aktuell zu sehen ist.

ernst

Quelle: www.arbeit-zukunft.de

21. März 2007
Redaktion, Kontakt: redaktion@DeanReed.de

Dr. Seltsams Wochenschau

Programmvorschau bis Mai 2007

SO, 25.3.- 8.4.07 Osterferien: Das ZK überbrückt die Abwesenheit von Dr. Seltsam mit einem satirisch-literarisch-musikalischen Programm aus seinem umfangreichen Kabarett-Repertoire, u.a. mit Liedern von Tucholsky, Kästner.

SO, 1. April 07: Osterferien-Programm mit dem ZK (Zimmertheater Karshorst)

SO, 8. April 07: Osterferien-Programm mit dem ZK (Zimmertheater Karshorst)

SO, 15. April 07: WIE MAN SICH RICHTIG SCHLÄGT... Mit dem Bauarbeiter-Ballett Fourschlag, Dr. Seltsam, Wolfgang Helfritsch Gesang und Tommi Taste am Piano.

SO, 22. April 07: RAFft EUCH AUF! Kommt in BEWEGUNG: 2. JUNI alle an die Ostsee! Was man und Frau jetzt gegen den Kapitalismus tun muss. Mobilisierung gegen den G8-Gipfel mit dem Gegeninformationsbüro.

SO, 29. April 07: MUSS DER ABGEORDNETE MACHEN, WAS SEIN REFERENT SAGT, ODER UMGEKEHRT?! Mit Thorsten Hild, Bundestags-Referent von Oskar Lafontaine, Ökonom, Wissenschaftler, Musiker, Säger, Allroundgenie und Vertrauter.

SO, 6. Mai 07: 5.5.1818 Geburtstag von KARL MARX: Nach fast 190 Jahren immer noch ganz schön lebendig! Marxismus für die Jugend, mit der Philosophin Erika Baum aus Wien. Schöne Schauspielerinnen lesen schöne Stellen aus Marx-Werken! Rap-Gruppe.

SO, 13. Mai 07: MUTTERTAG oder: Wie CDU-Familienministerin Albrecht-von der Leyen Mütter und Kinder verarscht.

SO, 20. Mai 07: LETZTE LOCKERUNG. In 10 Tagen gehts los: G8-Protest an der Ostsee.

SO, 27. Mai 07: PFINGSTEN. Wie üblich sind an Pfingsten die Geschenke am geringsten. Kirchengeschichten mit linkem Pfarrer NN.

DR. SELTSAMS WOCHENSCHAU jeden Sonntag 13-15 Uhr im Wirtshaus Max & Moritz, Oranienstraße 162, 10969 Berlin-Kreuzberg. Bus M 29, U 8 Moritzplatz. Im Anschluss Tafeln mit den Gästen.
Vorbestellung M&M: 695 15 911.
Programm-Infos unter 691 99 22 oder wochenschau@drseltsam.net.

EINTRITT FREI - SPENDEN ERWÜNSCHT!

Garantie: Die einzige Show in Berlin garantiert ohne Udo Walz!

PS: Unser größter Erfolg bisher war die Show mit Elsässer und Lafontaine am 30. Januar im Babylon. Falls Sie zu den 350 Zuschauern gehörten, senden Sie mir doch bitte ein kleines feedback, ob wir sowas wieder machen sollen. Für alle anderen hier eine kleine Personalie aus DER SPIEGEL Nr.6, 5.2.2007: Oskar Lafontaine, 63, Vorsitzender der Linksfraktion im Bundestag, nimmt Rücksicht auf die Bedürfnisse von Geheimdienstmitarbeitern. Während sich seine Fraktion mit allen juristischen Mitteln gegen ihre Überwachung durch den Verfassungsschutz wehren will, versprach der Saarländer vergangene Woche bei einem Auftritt mit dem Berliner Kabarettisten "Dr. Seltsam": "Ich werde betont langsam sprechen, damit die Damen und Herren vom Verfassungsschutz im Publikum beim Mitschreiben keine Probleme haben." So diktierte der Ex-SPD-Chef und einstige Kanzlerkandidat der Sozialdemokraten den vermeintlich anwesenden Staatsschützern: "Bitte notieren Sie: Ich will nicht mehr Kanzler werden." Die Bundesregierung hatte bestätigt, dass der Verfassungsschutz über die Linksfraktion im Bundestag eine "Sachakte" angelegt habe wegen Hinweisen auf "linksextremistische Bestrebungen".

18. Januar 2007
Günter Ackermann, Kontakt: redaktion@kommunisten-online.de

Diavortrag: Revolution in Venezuela

Dezember 2006: Bei den Präsidentschaftswahlen in Venezuela wird der amtierende Hugo Rafael Chávez Frias mit überwältigender Mehrheit von 63% erneut in seinem Amt bestätigt. Damit kann er legal weitere 6 Jahre das Landesoberhaupt bekleiden.

Obwohl Chávez und seine Regierung damit zum 11. Mal demokratisch legitimiert wurden, schreit die einheimische Opposition und Teile des imperialistischen Auslands nach Wahlbetrug und dem Ende der "populistischen Herrschaft".

Was passiert in diesem Land, dass den CDU-Bundestagsabgeordneten Klaus-Jürgen Hedrich zu der Aussage hinreißen ließ: "Früher oder später können Sie mit Chávez so nicht weitermachen, so wie er sich benommen hat. Wenn die Frage sein sollte, es früher oder später zu tun, dann tun Sie es früher. Später wird die Überraschung geringer sein." (Washington Times, Mai 2004).

In einem Diavortrag wollen wir die aktuelle politische Situation, die sozialen Projekte im medizinischen und Bildungsbereich, die politischen Organisationen und ihre Bewegungsmotoren, sowie die Perspektiven der "bolivarischen Revolution" vorstellen und mit Euch diskutieren.

Datum: Mittwoch, 24. Januar 2007
Ort: Berlin, Lauschangriff, U5 Frankfurter Tor/Tram 20, Rigaer Str. 103, 100 m vom Bersarinplatz
Zeit: 19.00 Uhr

Quelle: kommunisten-online.de 18. Januar 2007



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Letzte Änderung: 2008-01-23