Volkskorrespondent

Andreas Jordan
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Abschied vom Bergbau:
Am Schwarzen Gold klebt auch Blut 

Andreas Jordan

Die letzte Zeche im Ruhrgebiet schließt 2018, so wird vielen Medien derzeit von der Geschichte des Steinkohlebergbaus im Ruhrgebiet erzählt. Eines haben die Publikationen und Berichte gemeinsam, ein für manche unangenehmes, aber bedeutsames Kapitel wird zumeist komplett ausgelassen: die Zwangsarbeit im Ruhrbergbau in den Jahren 1940-1945.

Im Jahr 1944 haben in der Spitze allein rund 120.000 sowjetische Kriegsgefangene und so genannte „Ostarbeiter“ im Ruhrbergbau teils unter schlimmsten Bedingungen für das Nazi-Regime schuften müssen. Das blieb bis Kriegsende nahezu unverändert. Ohne das Heer der Zwangsarbeitenden wäre der Steinkohle-Bergbau an der Ruhr zwischen 1940-1945 wohl fast zum Erliegen gekommen.

NS-Personalakte eines sowjetischen Kriegsgefangenen

Die Arbeits- und Lebensbedingungen der im Bergbau eingesetzten „Arbeitssklaven“ waren von Beginn an besonders schlecht. Die ideologische Verachtung der Faschisten gegenüber den in ihren Augen „slawischen Untermenschen“ zeigte sich auch in einer völlig unzureichenden Verpflegung, Unterbringung und oftmals fehlender medizinischen Versorgung der zwangsrekrutierten Menschen.

Diese barbarische Vorgehensweise brachte naturgemäß auch eine hohe Sterblichkeitsrate unter den Zwangsarbeitern mit sich, ein großer Teil der Menschen kam in den Unterkünften, Lagern und Schächten ums Leben. Wachmannschaften und Gestapo taten Ihr übriges, willkürliche Erschießungen sind überliefert. Auch Berichte über Misshandlungen mit Todesfolge an den sowjetischen Arbeitskräften finden sich im Ruhrbergbau für die Zeit zwischen 1940-1945 häufig. Vielfach nutzten deutsche Belegschaftsmitglieder ihre große Machtfülle zu willkürlichem Prügeln der Zwangsarbeitenden aus. Darüber hinaus gab es vielfältige Formen von Schikanierungen und Diskriminierungen im Zechenbetrieb, von denen das Nackt-Anfahren-Lassen der „Russen“ bei Minusgraden eine besonders erniedrigende Form darstellte.

Allein für den ehemaligen Zechenstandort Gelsenkirchen lassen sich mindestens 3.500 Tote Zwangsarbeitende und Kriegsgefangene im Steinkohlebergbau, in den Unterkünften und Lagern für die Zwangsarbeiter an den jeweiligen Schachtstandorten feststellen. Die wenigsten dieser entrechtenden Menschen haben dabei durch alliierte Bombenangriffe – denen sie schutzlos ausgesetzt waren – ihr Leben verloren, sondern durch Hunger, Gewalt, Krankheit und Entkräftung.

Auch das dunkle Kapitel der Zwangsarbeit gehört zur Geschichte des Bergbaus im Ruhrgebiet und hätte grade im Jahr des Abschieds vom Bergbau einen angemessenen Platz in den Veranstaltungen und Publikationen verdient.

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