Jürgen Eger

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Jürgen Eger

Mein Beitrag zur Bumstachswahl 2021

…Er trägt Hemden von Joop und riecht nach Dior
er hält viel vom Kanzler und nichts von Humor
er ist ein Profi, ein Macher, er trägt schwer am Mandat
und hat für jeden Anlaß ’ne Rede parat….
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MdR

Liedtext »

MdR

Er trägt Hemden von Joop und riecht nach Dior
er hält viel vom Kanzler und nichts von Humor
er ist ein Profi, ein Macher, er trägt schwer am Mandat
und hat für jeden Anlaß ’ne Rede parat.

Er ist kaum zu Haus, ihn zieht’s immer schnell
zurück ins Politiker-Luxusbordell
dort ist er ein Rädchen im Staatsgetriebe.
Dort ist der Ort, an dem er gern bliebe.
Und er wird nie versteh’n, daß man ihn nicht mag:
Er sitzt im Bundestag.

Er trägt Hemden von Boss und Yves Saint Laurent
er hält nichts vom Kanzler, denn er ist Opposition.
Er ist ein Profi, ein Macher für den guten Zweck.
Sein Gewissen bedankt sich für jeden Scheck.

Er ist smart und wendig, hat ein weiches Genick,
Funktionen, ’nen Wahlkreis, die Karriere im Blick.
Er empfiehlt sich gern den Herrn von der Lobby;
Gutachten sind schon lange sein Hobby.
Und er weiß ganz genau, warum er sich so mag:
Er sitzt im Bundestag.

Sie ist die allergraueste Maus im Haus.
Man sieht sie gern gehn, man lädt sie gern aus
sie hat Gnade empfangen, dafür sagt sie brav
fromme Sprüche auf, die kann sie im Schlaf.

Sie ist die charmante Politholzhammertante
von der lochlosen Maria eine Abgesandte.
Und kommt sie mal nieder, und ihr Herr ist’s gewesen:
macht nichts, der Steuerzahler zahlt ja die Spesen.
Und sie dankt ihrem Herrn für den Exklusivvertrag:
Sie sitzt im Bundestag

Er ist zu allem bereit, nie um ein Statement verlegen.
Er ist fromm, verlogen und verwegen.
Er hat sich verkauft an das süße Lodderleben;
man soll nicht für Nasse an seiner Meinung kleben.

Sagt er sich, denn er war nie ein Dummer.
Schon damals nicht mit seiner Pazifisten-Nummer.
Nun lebt er gesund, seine Diät sind Diäten.
Und manchmal hört man ihn noch zum Herrgott beten:
Oh Herr, höre zu, was ich dir jetzt sag:
Laß mich im Bundestag!

Im Paradies wird’s nie ganz mies – im Bundestag.
Im Himmel auf Erden kann jeder Blödmann was werden – im Bundestag.
Und er schließt mit dem Teufel noch jeden Vertrag…
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„Geschrieben Anfang/Mitte der 1990er für eine berühmte DDR Rockband und deren Sänger, denen das wohl zu frech und/oder zu politisch war, und nun endlich mittels Musiksanftware im Untergrund selbst aufgenommen: https://egerbureau.wixsite.com/egerslieder/neueres-hören-und-runterladen ziemlich weit unten.
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Jürgen Eger, geboren 1954 in Berlin – Hauptstadt der DDR. Von der Einschulung bis zum Abschluss des Diplomstudiengangs Elektronik/Technologie an der TU Dresden durchlief er einen normalen DDR-Lebensbeschreitungsweg. Er nahm Gesangsunterricht, war Nachhilfelehrer, erhielt 1981 einen Sängerpreis bei den DDR-nationalen Chansontagen in Frankfurt/Oder. Berufsausweis als staatlich anerkannter DDR-Chansonsänger, arbeitete als Publizist und Regisseur, „bezeichnete sich selbst gern als einziger (übrigens steuerlich registrierter) freischaffender Agitator der DDR. Eine hübsche Lektion über die Wechselläufe des Lebens und der Politik: Was bis 1989 eine harmlose, auf Wahrheit beruhende Frechheit war, die die eine und den anderen womöglich zum Selberdenken provozierte, wurde ab 1990 zum Fallbeil für Kunst und Künstler: Zwischen Ende 1989 und Anfang 1990 war von den westdeutsch-arischen Okkupanten-Besatzern Schuld umdefiniert worden: Ende 1989 wurde von den DDR-Bürgern die Frage nach der Schuld an der schließlich finalen Krise der DDR gestellt. Anfang 1990 wurden unter dem Diktat der Endsieger über die DDR diejenigen an den Pranger gestellt, die schuld waren, daß die DDR so lange existiert hatte… Und so war aus einer Frechheit und Provokation ein Pranger und Denunziations- und Strafverfolgungsgrund geworden. Eger studierte 7 Jahre lang selbstbestimmt und privat an der Berliner Musikhochschule und an der Humboldt Universität Berlin, textete auch für andere, machte Theater, hatte in DDR-Endzeiten eine Band, mit der er DDR-Rock- und Pop-Lieder präsentierte, die nicht über den Rundfunk gesendet wurden.

Im Herbst 1989 war er an diversen Kollektivunternehmungen zur Verteidigung und Verbesserung der DDR aktiv, bekam als FDJ-Kunstpreisträger auch (noch) den DDR-Kunstpreis. Anfang Dezember 1989 wurde er nach eigenen Worten „von Biermann & Co. abgestraft und in die Volksverhetzungssuppe gehackt… Der Biermann war sozusagen vorgeschickt, die kohlsche Neuauflage des hitlerschen Kommissarbefehls durch- und auszugeben.“ Es folgten mehrere Berufsverbote, Degradierungen, Plattmachen, Strafverfolgungen usw. So verliert sich, nach seinen Angaben, seine künstlerische Spur in der Totalzensur der Anschlussdiktatoren.

Und so nimmt es nicht wunder, daß das Verschwinden des Politischen aus der Alltagskultur, insbesondere des Kritischen, des Aufmümpfigen, des Antipfäffischen seit 31 Jahren fast niemandem mehr auffällt. Dieses Lied ist eines, mit dem man nicht nur kein Geld verdienen kann, das vielmehr das Potential hätte, die Existenz des Autors und Sängers zu vernichten. Denn die Pfaffen verstehen keinen Spaß, wenn es um die Machtfrage geht. Also verstehen sie nur die Späße, die sie selber machen. Und lassen lachen..

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