Bernardo Fuster*

Manifest für die Freiheit von Pablo Hasél

Bernado Fuster

Anfang Februar war ich einer der 200 spanischen Künstler, die das Manifest für die Freiheit von Pablo Hasel unterzeichnet haben. Dieses Manifest begann mit den Worten: „Wir sind uns bewusst, dass es morgen jeden von uns treffen kann, wenn wir zulassen, dass Pablo inhaftiert wird. Denn mit dieser unbewussten Angst würden sie ansonsten jeden andersdenkenen Hauch zum Schweigen bringen.“

Wir haben kürzlich ein aktuelles Ereignis angeprangert. Aber das Problem, das uns wieder zusammengebracht hat, ist kein Neues; es besteht seit Langem: Es ist das Problem, wie Gesetze angewendet werden und wer sie macht.

Es ist das Problem des Übergangs von einer Diktatur zu einer Demokratie, was viele ungelöste Altlasten hinterlassen hat. Es ist das Problem der Macht der reaktionären Kirche und wie sie sich weigert, den Thron zu verlieren.

Es ist das Problem einiger „Ordnungskräfte“, die von der Ideologie durchdrungen sind, die sie während des Franco-Regimes nährte. Seit dem Tod des Diktators verewigte sich eine politisch-religiöse, reaktionäre, ranzige und rechtsgerichtete Klasse in der Justiz und der Armee der Wirtschaftsmacht; einem Erbe der Diktatur, die das Leben der Spanier/innen weiterhin in großen Teilen bestimmt.

Die Gesetzgeber1 haben sich dem öffentlichen Druck gebeugt und sich angepasst. Das ist geschehen, in dem sie manchen Gesetzen eine progressive Färbung gegeben haben. In vielen Fällen sind diese von Richtern angewendet worden, die als Erben des Franquismus2 anzusehen sind. Die Polizei, die eigentlich damit betraut ist, die spanische Bevölkerung zu schützen, geht gewaltsam gegen Arbeiter vor und verbrüdert sich mit den herrschenden Nazis und grüßt sie im Vorbeigehen mit erhobenem rechten Arm (zum Hitlergruß).

Die Richter, die einige Künstler zu mehreren Jahren Gefängnis verurteilen, weil sie einen Witz über die Polizei gemacht haben, wie es bei den „Puppenspielern“ der Fall war, entlasten und schützen jedoch Demonstranten, die der „Blauen Division“ (einer Gruppe spanischer Freiwilliger, die Hitler im Zweiten Weltkrieg unterstützt haben) Tribut zollen oder schauen weg beim Ruf „Der Jude ist der Schuldige“.

In der Armee gibt es Soldaten, die über die Sozialen Netzwerke innerhalb der Truppe ungestraft äußern können, dass 26 Millionen „Rote“ erschossen werden müssen, um die Ehre des Vaterlandes wiederherzustellen – und nichts passiert.

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Im Parlament würdigt die neonazistische politische Kraft „VOX“ einen General der Guardia Civil namens Galindo, der wegen Verbrechen und Terrorismus angeklagt ist (und nur vier von 70 Jahren seiner Haftstrafe abgesessen hat) – und es passiert nichts. Vom Innenministerium werden Orden an professionelle Folterknechte wie Bili el Niño (Billy the Kid) und andere verteilt – und nichts passiert …

… Aber wenn jemand etwas so Wahrhaftiges sagt, singt oder veröffentlicht wie „die Bourbonen sind Diebe„, dann fällt die Justiz mit ihrem ganzen Gewicht über ihn oder sie her, obwohl jeder weiß, dass »die Bourbonen« schon immer gestohlen haben und dass Juan Carlos I, Francos Erbe, die Familientradition des Diebstahls an seinem Volk fortsetzte.

Organisiert die Solidaritat! Freiheit für Pablo Hasél!

Wegen alldem und wegen vieler ähnlicher Fälle, habe ich das Manifest für die Freiheit von Pablo Hasel unterzeichnet. Dazu möchte ich klarstellen, dass es nicht der Musikstil ist, den ich mag, dass ich nicht von der Art und Weise einiger seiner Kommentare überzeugt bin, und dass ich sogar der Position, die er zu bestimmten Zeiten eingenommen hat, nicht zustimmen kann.

Dennoch werde ich jetzt und immer zusammen mit denen gehen, die dieses Manifest unterzeichnet haben und damit verteidigen, dass Pablo Hasel, Valtonic, Defcon Dos, Willy Toledo und andere weiterhin frei sprechen können, ohne Gefängnisstrafe, Exil oder eine andere Verurteilung befürchten zu müssen. Ihre Freiheit ist heute die einzige Garantie dafür, dass wir alle morgen frei sein können!

Bernardo Fuster
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1 = Damit sind die unterschiedlichen Gesetzgeber der jeweiligen Regierungen in Spanien gemeint (Anmerkung des Übersetzers)
2 = In Spanien wird er Franquismus mit dem Nationalsozialismus gleichgestellt, was er aber nicht ist. Der klassische Franquismus ist eher als ein Personenkult rund um den Diktator anzusehen und nicht durch so einem ausuferndem und ausgeprägtem Rassenwahn wie es beim Nationalsozialismus der Fall war. Der Feind Nr.1 war zu Francos Zeiten der Kommunismus und der Sozialismus.

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*.= Bernado Fuster ist ein spanischer Liedermacher, Folk-Rock-Sänger, Buchautor, der vielen aus der Gruppe Suburbano bekannt ist. In Berlin nahm Bernardo, zur Zeit der Fachistischen Diktatur, zwei LPs unter dem Pseudonym »Pedro Faura« bei der Plattenfirma Neue Welt auf: „Manifiesto“ (1975) und „Volver, es no Regresando“ (1975). Zwei radikal engagierte Aufzeichnungen, die klar symbolisieren, was in jenen Jahren als „Lieder des Kampfes und des Widerstands“ bekannt war.
Der obige Arikel erschien erstmals am 5. März 2021 in »ElCantor“ und darf nur im Rahmen der Gruppe »Rote Publisher« veröffentlicht werden.
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Anmerkungen der Redaktion:
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Über Pablo Hasél

– Spanien: Majestätsbeleidigung? Lasst sofort den Rapper Pablo Hasél frei!

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Über Pedro Faura

– Pedro Faura – Musik als Waffe gegen den Faschismus

 

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