F.-B. Habel

Meister der Bildleiste

Zum 100. Geburtstag des Autors und Comiczeichners Richard Hambach

F.-B. Habel

Wenn man bedenkt, wie bedeutsam Richard Hambach für einen beachtlichen Teil der deutschen Kultur des 20. Jahrhunderts war, erstaunt es schon, dass sein heutiger 100. Geburtstag weder mit Ausstellungen noch mit Filmabenden gewürdigt wird. Er war nicht nur ein prägender Autor von Bildergeschichten in Prosa und Reimen, Rätselerfinder und Bastelbögengestalter – er entwarf auch Spielzeug (z. B. Handpuppen) und schrieb Liedtexte (die Kantate »Besuch im Zoo« wurde von Hans Sandig vertont) sowie populärwissenschaftliche Artikel. Seine Geschichten um Mäxchen Pfiffig und Tüte wurden zur Inspiration für mancherlei Filme und Hörspiele. Immerhin wird an Hambach auf einer Doppelseite im gerade erschienenen und liebevoll aufgemachten Katalog der Ausstellung »Die Kinderzeitschrift Bummi« im Rochow-Museum erinnert. Doch was er alles für Kinder schuf, kann auch hier nur ansatzweise aufgezeigt werden.

Portrait Richard Hambach

Der Berliner lernte den Beruf des Schaufenstergestalters und musste bald darauf zur Wehrmacht. Seine Kriegserlebnisse und das Bewusstsein, auf der falschen Seite gestanden zu haben, waren der Antrieb für seinen vehementen Einsatz für den Frieden und vor allem für Kinder, die ihre Umwelt wach und fröhlich sehen sollten. Da es erst mal nicht viele Schaufenster zu gestalten gab, ging er auf eine Schule für Pressezeichner. Schon 1948 bekam er den Auftrag, für die Pionierzeitschrift Unsere Zeitung (die dann erst in Der junge Pionier und 1958 in Die Trommel umbenannt wurde), »Bildleisten mit Texten und Versen« zu schaffen. So wurden damals die verpönten Comicstrips umschrieben. Hambach blieb bis zuletzt einer der wichtigsten Zeichner von lustig-belehrenden Geschichten.

Populär wurden jedoch vor allem seine für die Zeitschrift Frösi geschaffenen Figuren, Mäxchen Pfiffig (der »Edelpionier«, wie Hambach ihn ironisch nannte) und der etwas unordentliche Tüte sowie das Bienchen Kati. Besonders beliebt war Kundi, der im Auftrag des Dresdner Hygienemuseums über richtige Lebensweisen aufklärte und eine eigene Comicserie in der Für Dich bekam. Auch einige Kurzfilme wurden mit der Figur gedreht. Sechs Ausgaben der populären »Brandschutzfibel« erschienen im Laufe der Jahre. Durch Nachdrucke wurden Hambachs fröhliche Werke auch in der Sowjetunion, Finnland, der Tschechoslowakei und Ägypten bekannt.

Bis er 84 war, zeichnete er noch für Berliner, sächsische und Thüringer Tageszeitungen. Er verstarb kurz vor seinem 94. Geburtstag. Zum Glück kann man im Netz seine Frösi-Titelbilder, einige Comicgeschichten mit Versen und vor allem die herrlichen »Wimmelbilder« immer wieder genießen.
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Erstveröffentlichung Junge Welt vom 2. Oktober 2017, Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Autors.
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