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Biografie

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Dean Cyril Reed, der von seiner Ausbildung her in erster Linie Schauspieler war, begann seine Karriere als Rock-'n'-Roll-Star und Countrysänger. Später spielte er perfekte Cowboys in harten Western, was ihm die Abneigung der einen und die Zuneigung der anderen einbrachte. Aber eines Tages begann er, mit eindeutigen Liedern Partei zu ergreifen in der Auseinandersetzung zwischen Ausbeutern und Ausgebeuteten. Die Aufzählung der verschiedenen Etappen seines Ruhmes entspricht der chronologischen Entwicklung eines jungen Mannes aus "geordneten Verhältnissen", die ziemlich rasch und kontinuierlich von rechts nach links führte.

Geboren wurde Dean am 22. September 1938 auf einer Hühnerfarm in dem kleinen Ort Wheat Ridge in Colorado, der heute ein Vorort von Denver ist. Sein Vater Cyril Reed war Mathematik- und Geschichtslehrer an der örtlichen High School. Die Mutter Ruth Anna war Hausfrau. Dean hatte zwei Brüder Vern und Dale. Er verbrachte eine glückliche Jugend und lernte schon mit 12 Jahren das Gitarrespielen. Mit achtzehn Jahren ging er für zwei Jahre zur Colorado Universität, um Meteorologie zu studieren. In der Zeit erspielte sich Dean seine Unterhalts- und Studiengelder mit kleinen Auftritten in Bars und Clubs. Dann im Jahre 1958 zog es ihn nach Kalifornien. Nicht um ein Star in Hollywood zu werden, sondern vielmehr aus Neugier. Der heruntergekommene Anhalter, den Dean aus Freundlichkeit an einer Landstraße aufpickte, fragte nach der Gitarre auf dem Rücksitz des Wagens und ließ sich dann ein Lied vorspielen. Er schlug Dean vor, ihn einem Produzenten vorzustellen. Am Sonntag danach kam Dean Reed in Hollywood an. Am Montag spielte er vor und am Freitag hatte er seinen Vertrag mit der Capitol Schallplatten-Gesellschaft in der Tasche. Das war im Jahr 1959. Schon 1961 wurde seine Platte mit dem Titel "Unsere Sommerromanze" ein Hit in den USA und in Lateinamerika. Dann schickte ihn die Capitol auf Tournee nach Südamerika.

Wenn er auch jung und geschmeichelt war von der Anbetung seiner Fans, erschütterte ihn bald das Entsetzen über die Armut, die tiefe soziale Kluft zwischen "oben" und "unten" und zwischen Arm und Reich. In seiner Heimat hatte ihn bereits sein Schauspiellehrer Paton Price, ein Kriegsdienstverweigerer, soziale Zusammenhänge sehen und darüber nachdenken gelehrt. Aus dem spontanen Wunsch nach Veränderung der Zustände und der Ahnung von ihrer Veränderbarkeit wuchs nun der Wille, selbst dazu beizutragen. Nach einem kurzen Spanischstudium kehrte er nach Lateinamerika zurück. Die Freundschaft mit Paton Price, sein Aufenthalt in Argentinien und Chile sind zwei der bedeutsamsten Ereignisse in seinem Leben. Das dritte war seine erste Reise in die Sowjetunion, die er 1965 im Anschluss an die Tagung des Weltfriedensrates in Helsinki, zu der ihn der argentinische Friedensrat delegiert hatte und dessen Mitglied er inzwischen geworden war, antrat. Er stellte seine große Popularität in die Dienste seiner Weltanschauung. Seine Reisen, die er aus eigener Tasche finanzierte, führten ihn immer wieder dorthin, wo die Linken ihn brauchten. Er sang auf Meetings in Uruguay während der Wahlkampagne für den fortschrittlichen Präsidentschaftskandidaten, demonstrierte seine Haltung zum schmutzigen Krieg in Vietnam und trug zum Sieg der Unidad Popular und ihres Kandidaten Dr. Salvador Allende bei. Durch Konzerte vor Arbeitern, Bauern und Studenten half er dem chilenischen Volk zum Sieg. Er zog zur US-Botschaft in Santiago und wusch dort die US-amerikanische Flagge. Er wollte damit symbolisch auf das vergossene Blut des vietnamesischen Volkes, der farbigen Bevölkerung seines Landes und all der Völker, die unter von den US-Imperialisten unterstützten reaktionären Diktaturen zu leiden haben, aufmerksam machen.

Bedenkt man, dass Dean Reed auch viele seiner Lieder selber textete und komponierte, wurde klar, welches Maß an Disziplin und harter Arbeit er brauchte, um dieses Pensum zu bewältigen. Unduldsam gegen alles Reaktionäre, ließ er jederzeit seine Liebe zum Leben spürbar werden. Dieser Begriff umfasste für ihn, was immer nötig war, Leben lebenswert zu machen. "Ich bin wie alle Menschen. Zu meinem Leben gehören natürlich auch die Liebe und die Romantik und ich bin sicher, dass unter den Bedingungen der heutigen Zeit auch die Politik ein Teil des Daseins ist. Wer jedoch aus dem Leben unerlässliche Dinge, wie zum Beispiel die Liebe, ausklammert, wird auch in seiner politischen Aussage unglaubwürdig."

Dean Reeds erster Film Guadalajara (Sommerzeit) ist die Liebesgeschichte eines Studenten. Indem er die Hauptrolle spielte, errang er 1964 in Acapulco gleich zwei erste Preise. 1970 war er der Partner von Yul Brunner in der Westernkomödie Adiós Sabata, einer amerikanisch-italienischen Koproduktion unter der Regie Frank Kramers. Zwei Jahre spääter schrieb Frank Kramer, beeindruckt von Deans politisch aktiver Südamerikatournee, das Buch zu dem italienischen Film Rags. Rags ist die Geschichte eines jungen Mannes, der um 1400 zum Kampf gegen das Unrecht in die Welt zieht. Hauptrolle ebenfalls Dean Reed und Regie Frank Kramer. Danach übernahm Dean Reed die Rolle des Taugenichts in dem gleichnamigen DEFA-Film von 1972. Der Film nach der Eichendorffschen Novelle wurde von Celino Bleiweiß in Szene gesetzt. 1973 kehrte Dean kurz zum Genre der Westernkomödie zurück und spielte den Titelhelden in dem spanisch-italienischen Streifen The friendly one, inszeniert von Tonino Ricci. 1974 sahen wir ihn als Hauptdarsteller in der Jack London-Verfilmung Kit & Co der DEFA. Es folgte 1975 der Indianerfilm Blutsbrüder, in dem Dean die Hauptrolle an der Seite von Gojko Mitic spielte. Auch das Drehbuch zu diesem eindrucksvollen Werk schrieb Dean Reed, der zusätzlich auch die Regie führte. Danach folgte 1977 der Film El Cantor, in dem Dean überzeugend den chilenischen Sänger und Volkshelden Victor Jara verkörperte. Die deutsch-rumänische Koproduktion Sing, Cowboy sing beendet die Aufzählung der wichtigsten filmischen Werke Dean Reeds. An der Seite von Václav Neckář spielt Dean einen windigen Cowboy, der immer wieder Partei für das Gute ergreift. Dean Reed schrieb nicht nur das Drehbuch, sondern führte auch selber Regie.

Trotz all dieser Erfolge galt Deans Liebe nach wie vor dem politischen Lied. Das bewiesen unter anderem die vielen Solidaritätskonzerte für Chile, in den USA, Argentinien, Großbritannien, Nikaragua, Panama, Venezuela, Österreich, Schweden, Finnland, Bulgarien, Palästina, im Libanon, und vielen anderen Ländern der Erde. Dean Reed war nicht nur ein markanter vielseitiger Sänger, Komponist, Liedtexter, Schauspieler, Buchautor und Regisseur, sondern auch ein Vorbild für die Jugend. Sein Protest gegen Unrecht, Kriege und Ausbeutung war Ansporn und Verpflichtung für die friedliebende Jugend der Welt.

In der Nacht auf Freitag, den 13. Juni 1986, kam Dean Cyril Reed im Zeuthener See bei Berlin durch Ertrinken ums Leben. Unfall, Mord oder Selbstmord, darüber gibt es bis heute nicht enden wollende Spekulationen. Wenige Tage nach seinem Tod sollte die Produktion für seinen neuen Film Bloody Heart beginnen. Um diesen Film hatte Dean viele Jahre lang gekämpft. Jetzt war er froh darüber, zusammen mit seiner Frau Renate endlich mit den Dreharbeiten beginnen zu können. Für Sonnabend, den 14. Juni war Dean mit einem amerikanischen Journalisten verabredet. Ist das ein Zeitpunkt um sich umzubringen?

Quelle: "Filmschauspieler international" überarbeitet und vervollständigt von Diana Bohn und Norbert Diener.

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Letzte Änderung: 2005-04-12