Fritz Theisen
Unmäßige Gehälter für Betriebsratsvorsitzende
sind ein Skandal!

Fritz Theisen
Die Wirtschaftschefin des Blattes beklagt deshalb auch: „Den Betriebsräten der Autohersteller werden regelmäßig exorbitant (unmäßig – die Red.) hohe Gehälter unterstellt. Michael Brecht aber, der Gesamtbetriebsratschef von Daimler, verdient so viel wie ein Abteilungsleiter bei dem Autokonzern.“ Abteilungsleiter! Ist der Gesamtbetriebsratschef bei Mercedes Benz also ein Abteilungsleiter? Will das Blatt so die Öffentlichkeit beruhigen?
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Was heißt hier Transparenz?
Auch wenn die Journalistin lobt, dass „Brecht der erste Betriebsratschef“ sei, der „Details zu seinem Gehalt transparent macht“, bleiben die Erkenntnisse bemerkenswert undurchsichtig:
„…der Gesamtbetriebsratschef des Stuttgarter Autobauers … verdient nach Recherchen unserer Zeitung zwischen 150 000 und 200 000 Euro im Jahr…“ Irgendwo zwischen X und Y? Das nennt sie transparent? Gerade mal ein vager Hinweis! Welche Kollegin, welcher Kollege lässt sich von solch einem Herumgerede hinters Licht führen?
Die Autorin aber fährt tapfer fort: „… und damit deutlich weniger als etwa manche Betriebsräte im Volkswagen-Konzern.“ Hier meint sie Porsche, Konzerntochter im VW-Konzern.
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Warum ist dies Thema gerade so aktuell?
Das ganze Problem erlangt aktuell Brisanz durch den Fall des Uwe Hück. Der war als in den Medien gefeierter ehemaliger Gesamtbetriebsratschef bei Porsche direkter Kollege von Michael Brecht.

Ex-Betriebsrat von Üorsch Uwe Hück. Jetzt SPD Pfortsheim. Bild YouTube
Er legte im März 2019 überraschend alle Betriebsratsämter nieder, verließ Porsche Hals über Kopf und „heuerte“ bei der SPD in seiner Heimatstadt Pforzheim an, ließ sich nach einigem Hin und Her nachträglich als Nummer Eins der Pforzheimer SPD-Kommunalwahlliste platzieren, die eigentlich schon fertig war. Für eine deutliche Verbesserung des SPD-Wahlergebnisses sorgte Hück damit freilich nicht. Er selber wurde zwar in Pforzheim Stimmenkönig, die SPD fiel aber von 6 auf 5 Sitze zurück und erreichte nur 13,7 %, minus 2,7 % gegenüber 2014. ER ist damit jetzt SPD-Stadtrat.
Aber kurz nach Hücks Ausstieg bei Porsche begann sich die Staatsanwaltschaft für dessen „Entgelt“ zu interessieren! Offiziell wird zwar nicht gegen ihn, sondern gegen den Porsche-Vorstand ermittelt, wegen Untreue. Weil dieser viel zu viel aus der Kasse genommen haben soll, um den Betriebsratschef angemessen(?) zu bezahlen. Verdacht auf Verstoß gegen das Aktienrecht sowie gegen wichtige Paragraphen des Betriebsverfassungsgesetzes! Es kommt sogar zu Hausdurchsuchungen, auch bei Hück.
Was dieser wirklich bei Porsche verdiente, ist bis heute nicht bekannt. Gemunkelt wird aber über bis zu 500000 Euro, eine Zahl, die auch Frau Guhlig nennt! Natürlich äußern sich weder Hück noch der Porsche-Vorstand dazu – wegen der laufenden Ermittlungen. Ähnliche Zahlen sind immer wieder auch im Zusammenhang mit anderen Betriebsratsvorsitzenden bei VW zu hören.
Natürlich ist das auch und gerade für die IG Metall brisant, denn es handelt sich um Betriebsräte der IG Metall.
Anmerkungen der Redaktion Arbeit-Zukunft:
1) vgl.: http://www.daimler.igm.de/wir/aufsichtsrat.html
2) REFA bedeutet hier: Vom „REFA-Verband für Arbeitsstudien, Betriebsorganisation und Unternehmensentwicklung“ erarbeitete, in zahlreichen Industriebetrieben zur Arbeitsvorbereitung und -optimierung genutzte Grundsätze und Verfahren. Diese berufen sich auf die Arbeitswissenschaft, auf technische und organisatorische, soziologisch-psychologische und betriebswirtschaftliche Arbeitsforschung. Im Betriebsalltag bedeutet das standardisierte Methoden zur Arbeitsplanung, -vorbereitung sowie Betriebsorganisation. Ziele: angeblich sinnvolle Arbeitsplätze und menschengerechte Arbeitsbedingungen, in Wirklichkeit möglichst wirtschaftliche Arbeitsabläufe zum Nutzen der kapitalistischen Unternehmen.
3) https://metall-tarif.info/gehaltsrechner/
4) Durchweg Leitungsaufgaben komplexer Art, die Ingenieurs- oder sonstige Hochschulausbildung voraussetzen,vgl. http://www.bw.igm.de/tarife/tarifvertrag.html?id=2531 , dort kann man sich die sogenannten Niveaubeispiele herunterladen. Dort finden sich typische Beispiele, wie Tätigkeiten nach dem ERA-Verfahren in die verschiedenen Entgeltgruppen von EG 1 bis 17 eingruppiert werden.
5) Im Gehaltsrechner statt EG 13 dann EG 17 einsetzen, sonst alles so lassen!
6) Hier die entsprechende Richtlinie der IG Metall: „Wenn sie (IG-Metall Aufsichtsratsmitglieder – die Red.) für ihr Mandat als normale Aufsichtsratsvertreter über 5000 Euro im Jahr erhalten, bzw. über 7500 Euro als stellvertretende Vorsitzende, dann führen sie 90 Prozent des darüberhinausgehenden Betrags an die gewerkschaftliche Hans-Böckler-Stiftung ab …“ (Vgl.: https://www.igmetall.de/so-funktioniert-die-mitbestimmung-im-aufsichtsrat ) Also: 7500 Euro dürfen behalten werden. Plus 10% vom Rest. 435 200 Minus 7500 Euro = 427700 Euro. Davon 10% sind 42770 Euro. 42770 + 7500 Euro = 50270 Euro.
7) https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.umbau-fuer-e-mobilitaet-daimler-trennt-sich-von-fast-700-zeitarbeitern.c0ba8b8a-6282-4083-a7d1-7c2a8991c7fd.html
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Erstveröffentlichung heute oder vor wenigen Tagen in Arbeit Zukunft. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers.
Bilder und Bildunterschriften wurden komplett oder zum Teil von der Redaktion AmericanRebel hinzu gefügt.
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… wie nicht anders zu erwarten … nochmal zu Betriebsrätegehältern!
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Für den Inhalt dieses Artikels ist der Autor bzw. die Autorin verantwortlich.
Dabei muss es sich nicht grundsätzlich um die Meinung der Redaktion handeln.
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