Diethard Möller
Hambacher Forst: Zehntausendfacher Bergarbeiterprotest
»Wir sind laut für unsere Jobs – dafür gehen wir auf die Straße«

Diethard Möller
„Ohne gute Arbeit kein gutes Klima!“ So die Hauptparole von rund 30.000 im Bergbau beschäftigter Menschen auf ihrer Demonstration am 24. Oktober 2018 bei Elsdorf am Hambacher Forst. Anlass war die in der Nähe stattfindende Sitzung der Kohlekommission.
Die Angst vor der Zukunft sitzt bei den Beschäftigten tief – nicht nur bei denen von RWE. „Wir wollen eine sichere Zukunft haben – deswegen sind wir hier“ – so ein junger Demonstrant. Und nicht nur er will einen guten Arbeitsplatz für gutes Klima – und als solche kann man die Arbeitsplätze im Bergbau nun wahrlich nicht bezeichnen – will. Wir verstehen die Kollegen/innen und sind solidarisch mit dem Kampf der RWE-Belegschaft um ihre Arbeitsplätze. Und ebenso mit dem Kampf für den Umweltschutz. Die Aussage des Kollegen zeigt auch, dass sich sehr viele Arbeiter/innen nicht gegen die Umweltbewegung ausspielen lassen wollen.

Die Kollegen/-innen haben Angst um ihre Arbeitsplätze. Dabei brauchen sie auch von Umweltaktivisten Unterstützung und Lösungen, Foto: YouTube screenshot
Es ist klar: Arbeitsplätze werden von der Wirtschaft und der Politik beseitigt, nicht von den Umweltschützern!
Kein Kollege, keine Kollegin, sondern RWE, die anderen Energiekonzerne, aber auch die Regierenden tragen die volle Verantwortung für die Lage. Sie haben es bewusst so weit getrieben, dass jetzt die Arbeitenden die Dummen sein sollen! In Kenntnis der Umweltzerstörung, die von der „Verstromung“ der Braunkohle ausgehen, haben die RWE-Bosse und ihre Helfer im Stil der früheren Atomwirtschaft Konfrontationskurs gegen Umwelt und Umweltschutzbewegung gefahren, zum Wohle der Profite. Jetzt, wo diese Politik nicht mehr weitergeht, werden die Belegschaften faktisch zu Geiseln gemacht. Immer wenn Profite in Gefahr geraten, entdecken die Bosse „die Arbeitsplätze“!
Solange der Cash sprudelt, lassen sie nichts unversucht, immer mehr Kolleginnen und Kollegen einzusparen, raus zu rationalisieren, erwerbslos zu machen, um die eigenen Profite zu sichern oder möglichst zu steigern. Seit Jahren – nicht erst nach dem Rodungsstopp – greift der RWE-Konzern im Kampf um die beherrschende Rolle im europäischen Energiemarkt Arbeitsplätze, Arbeitsbedingungen und Löhne der Beschäftigten an. Schon seit 2016 will RWE rund 1.600 Arbeitsplätze im Braunkohlerevier streichen. Bereits 2015 und 2016 wurden 580 Stellen vernichtet. RWE forderte von IG BCE und ver.di sogar einen „Notlagentarifvertrag“- Er hätte die Entgelte um 25 Prozent gesenkt, konnte aber auf Grund von Protesten der Kolleginnen und Kollegen bisher verhindert werden.
.
Weitere Artikel von Diethard Möller
Erstveröffentlichung heute oder vor wenigen Tagen in Arbeit Zukunft. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers.
Bilder und Bildunterschriften wurden komplett oder zum Teil von der Redaktion Arbeiterkampf hinzu gefügt.
.
Für den Inhalt dieses Artikels ist der Autor bzw. die Autorin verantwortlich.
Dabei muss es sich nicht grundsätzlich um die Meinung der Redaktion handeln.
Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung –
Nicht kommerziell – Keine Bearbeitungen 4.0 International Lizenz.Auch linker Journalismus ist nicht kostenlos
und auch kleine Spenden können helfen Großes zu veröffentlichen!
Diskussion ¬