Rui Filipe Gutschmidt

Ägypten – Ein neuer Kult… April, April mit ernstem Hintergrund

Rui Filipe Gutschmidt

Am 1. April schrieb ich über eine neue Religion, die angeblich in Ägypten die Göttin Bastet verehrt. Ich muss aber diejenigen enttäuschen, die diese Idee zumindest sympathisch fanden oder Bastet, der Katzenköpfigen Göttin aus der Zeit der Pharaonen, auch mal baten auf ihre Katzen zu achten. Die Geschichte ist frei erfunden und reiht sich in die zum 1. April bei Info-Welt üblichen “Zeitungsenten” ein. Doch das Thema Religionen und Kulte, ist ein sehr ernstes und sehr aktuelles Thema.

Es sollte inzwischen klar sein, dass die Wissenschaft die meisten „heiligen Texte“ widerlegt und den Religionen dadurch ihre erklärende Rolle in der Welt abgenommen hat. Wer aber immer noch glaubt, dass die Erde der Mittelpunkt des Universums ist und das die Sonne sich um eine Flache Erde dreht, der hat in der Schule nicht aufgepasst oder glaubt an eine Verschwörung dunkler Mächte…

Das Katzen im alten Ägypten als göttliche Tiere verehrt wurden ist eine seit langem bekannte Tatsache. Doch das es einen neuen Kult gibt, der auf dem altägyptischen Götterglauben basiert, ist frei erfunden. Die Götter des alten Ägypten wurden schon in spätrömischer Zeit abgelöst und seither dominieren die Ableger des abrahamischen Monotheismus.

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In Ägypten, wie in der gesamten Region, ist Religiöse Gewalt an der Tagesordnung. Anschläge auf Kirchen der Kopten, Vergeltungsschläge gegen Moscheen, Synagogen gehen in Flammen auf und alles im Namen ein und desselben Gottes. Das beste ist aber, dass keiner diesen Gott zu Gesicht bekommt und alle Handlungen auf den Interpretationen alter Schriften durch einige „Auserwählte“ beruhen.

Demnach ist es weniger die Frage ob man an (einen oder mehrere) Gott/Götter glaubt oder nicht, sondern ob man den selbsternannten Repräsentanten glaubt und sich von diesen manipulieren lässt. Denn all das Morden, all die Zerstörung, all das Leid geschieht nicht im Namen Gottes, sondern ist einfach nur ein Weg um Macht über die Massen auszuüben.

Da wäre ein Kult, wie der (frei erfundene) aus meinem letzten Artikel keine so schlechte Idee. Als Katzenbesitzer und bekennender Katzenfan, weiß ich aus eigener Erfahrung, dass uns die kleinen Fellnasen viel über Liebe lehren können und ein Zusammenleben mit Katzen ist tatsächlich gut für unsere Gesundheit, Psyche und letztlich auch für unsere Seele (was auch immer man darunter verstehen will).

Aber brauchen wir eine Göttin dazu? Nun, manche mögen sich besser fühlen, wenn eine „höhere Macht“ über sie wacht, aber es ist nur eine Illusion. Diese mag ja eine Art Placeboeffekt haben, das Selbstbewusstsein stärken und manchen „verlorenen Seelen“ sogar einen Sinn in ihrem Leben finden lassen. Aber die Kraft die manche scheinbar aus der Religion beziehen, steckt immer schon in uns selbst.

Auf der anderen Seite sind Religionen eine Waffe, ein Mittel zur Manipulation, millionenfach genutzt, um Menschen mit dem Versprechen auf ein vermeintliches „ewiges Leben im Paradies“ in den Tot zu schicken. Religiöse Führer manipulieren, hetzen und fanatisieren ihre Anhängerschaft indem sie antike Schriften so interpretieren, wie sie es gerade brauchen und indem sie Behaupten den Willen Gottes oder der Götter zu kennen und in dessen Namen zu sprechen.

Nicht nur orthodoxe Priester, wie hier in Russland, segnen Waffen die den „Feind“ vernichten sollen. Dieser Sarkasmus ist in fast alle Religionen und Kirchen üblich. Bild: dfu.com

Wer jetzt aber glaubt, dass religiöse Menschen dumm oder zumindest ungebildet sind, der irrt sich. Viele Menschen vereinen Wissenschaft und Religion und geben dem Glauben ein neues Gesicht. Texte wie die Genesis über die Erschaffung der Welt, über die Sintflut oder die Wiederauferstehung Jesu, die von den Christen jetzt an Ostern gefeiert wird, werden teilweise oder ganz als „geschichtlich nicht korrekt“ betrachtet und nur noch als Versuche unserer Vorfahren die Welt zu erklären gewertet, die inzwischen wissenschaftlich widerlegt wurden.

Es bleibt somit nur der Glaube an ein höheres Wesen, an ein Leben nach dem Tot, eine Seele und an einen Gegensatz von Gut und Böse. Ein Aspekt der frühen Religionen und Kulte ist die Aufstellung von Regeln und „Geboten“, die das Zusammenleben einer Gemeinschaft ermöglicht. Im Gegensatz zu den Gesetzen der Menschen, die mit irdischen Strafen bei Nichteinhaltung drohen, hat „die Sünde“, als das brechen göttlicher Gebote, gleich „ewige Höllenqualen“ als drohende Strafe. Besonders Kinder werden so in Angst und Schrecken versetzt und damit von klein an konditioniert. Denn uns wird gelehrt, „Gott sieht alles“, und somit entkommt keiner seiner „gerechten Strafe“… es sei denn er spendet der Kirche einen Batzen Geld (doch das ist nicht bei jeder Religion so).

Braucht die Menschheit das? Brauchen Sie das? Selbst eine utopische Religion, wie der von mir erfundene Kult der Bastetisten, ist nicht nötig wenn wir uns als Menschheit selbst Regeln des Zusammenlebens geben, die das Allgemeinwohl und die Zukunft in einem gesunden Ökosystem zum Ziel haben.
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Erstveröffentlichung am 4. April 2021 auf Info-Welt. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers.

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