Ina Möller

Ein Leben in ständiger Angst

Buchvorstellung: »Was bleibt, ist qualvolle Angst« von Eva-Luisa Menders
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Ina Möller

»Die kleine Eva, das bin ich. Ich bin Anfang der 50er Jahre geboren worden und hatte, Dank meiner Mama, eigentlich eine gute Kindheit. Wir besaßen einen Bauernhof mit Scheune und meine Mama machte alles im Haus, im Garten und auf dem Feld. Wenn mein Vater auf Arbeit war, blieb alles an ihr hängen. Sie beschwerte sich nie und war trotz alledem eine sehr fröhliche Frau….«.

So beginnt das Buch »Was bleibt, ist qualvolle Angst«. – So könnte jedes x-beliebige Buch beginnen, wenn nicht Angst, Gewalt, Brutalität, Vergewaltigungen und Nahtod-Erfahrungen im späteren Leben der Frau, die unter dem Pseudonym Eva-Luisa Menders ihre Erlebnisse zu Papier brachte, ihr täglicher Begleiter sein würde.
Mit 17 Jahren lernte sie in einer Kölner Kneipe, in der sie zu der Zeit jobte, ihren damals 24-jährigen Freund, der später ihr Ehemann wurde, kennen. Sie findet bei Rafael, wie er im Buch heißt, Zuflucht vor den Problemen in ihrem Elternhaus und zieht zu ihm. Mit Zeitpunkt beginnt das Martyrium. Lassen wir sie selbst sprechen:
„(…) Hol mich heute von der Kneipe ab.“ Das machte ich auch. Kaum, dass wir draußen waren, beleidigst du mich aufs Schlimmste und schlugst mir mit einem Stein meine Zähne ein. Seit meinem vierundzwanzig Lebensjahr, habe ich nun keine eigenen Zähne mehr und die Narben an meinem Mund und an den Händen, sind auch noch heute alle da. Im Februar 1977 haben wir geheiratet, weil du mich mit sehr bösen Worten gezwungen hast. Zum Standesamt ging ich im Rollkragenpullover, den ich hochgezogen hatte, weil man meinen kaputten Mund nicht sehen sollte. Als Blumen bekam ich von dir Nelken… drei Stück…ich war so traurig.
(…) Die Kinder spielten und ich spülte Geschirr in der Küche, als du nach Hause kamst. Du machtest ohne Kommentare die Türe zu, holtest ein großes Messer aus der Schublade raus und stachst es in meinem Bauch. Ich hatte die linke Hand vor den Bauch gehalten, damit ich nicht verblutete, Diese große Narbe sieht man heute noch. Seitdem kann ich nicht mehr mit Messer und Gabel essen. Mit links kann ich kaum noch etwas tun, selbst das schreiben an dich fällt mir schwer. Die Wunde wurde dann genäht und ich sagte zum Arzt, dass ich einen Unfall hatte. Aber unser vierjähriger Sohn, sagte: ,,Papa hat Mama mit dem Messer gestochen.
(…) Jeder Tag war für mich ein Kampf  ums Überleben, du hast mich gedemütigt, mich behandelt wie eine Sklavin und vergewaltigt, wann immer du wolltest. Nur wen du acht Stunden arbeiten warst, konnte auch ich etwas lachen. Als ich dir richtig Deutsch beibringen wollte, sagtest du: ,Nein, lerne du doch Türkisch.“ Also konnte ich später besser türkisch reden und schreiben, als du deutsch. Ich durfte nicht deutsch kochen, nur türkisch, aber das war kein Problem, ich lernte es schnell. Du warst Moslem hast aber Alkohol getrunken. (…)
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Mit ihrem Buch hat Eva-Luisa Menders das erlebte ein letztes Mal verarbeitet. Aber bis heute leidet sie unter ständiger Angst, verschließt Fenster und Türen gut und wacht nachts, regelmäßig auf. „Wenn du etwas sagst, bringe ich dich um!“. Dieser Satz sitzt Eva-Luisa Menders noch heute in den Knochen. Warum sie so lange bei ihrem Mann geblieben ist, kann sie sich heute nicht erklären. Aber was sie ihrem „Ex“ schon immer mal sagen wollte, hat sie in ihrer 83-seitigen Autobiographie niedergeschrieben.

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Eva-Luisa Menders, »Was bleibt, ist qualvolle Angst«
ISBN-10: 3-74507-457-2, Paperback, 12,0 x 19,0 cm, 83 Seiten, 2017, 9,90 €uro

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