Volkskorrespondenz

Maritta Brückner

Vier Jahre Massaker in Odessa – warum uns das etwas angeht

Der Stachel Leipzig erinnerte an die faschistische Morde in Odessa am 2. Mai 2014
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Maritta Brückner

Der Informand war gut platziert, so dass er nicht übersehen werden konnte, Foto: Maritta Brückner

Vor vier Jahren, am 2. Mai 2014, ereignete sich in der lebendsfrohen Schwarzmeerstadt Odessa ein Verbrechen, das im Europa des 21. Jahrhunderts nicht mehr für möglich schien. Eine Auseinandersetzung zwischen unkrainisch-nazionalistischen- und den antifaschistischen Kräften in der, bei der von beiden Seiten Gewalt ausgeübt wurde und unter bis heute nicht geklärten Umständen vier Menschen, darunter ein Maidan-Anhänger und drei unbeteiligte starben. Es marschierten die aufgebrachten und gewaltbereiten Maidan-Anhänger zwei Kilometer durch die Stadt zu einem friedlichem Camp von Maidan-Gegnern. Sie überfielen das Protestcamp und zündeten die Zelte der friedlich protestierenden an. Nachdem diese abgebrannt waren, stürmten sie das Gewerkschaftshaus, in das die Maidan-Gegner, darunter Hunderte von Frauen, Kinder, Jugendliche und Menschen im Rentenalter, vor den gewalttätigen Maidan-Anhängern geflüchtet waren und entfachten darin mit Brandsätzen einen gewaltigen Feuersturm. Selbst die, die die sich aus dem brennenden Haus durch Sprung aus dem Fenster zu retten versuchten und verwundet auf dem Asphalt lagen, wurden von dem nationalistischen Mob mit Stahlstangen und Baseballschläger angegriffen und gequält. Nach offiziellen Zahlen sind mindestens 48 Menschen, die tatsächlichen Opferzaheln sind bis heute umstritten, so ermordet worden.

Immer wieder kam es zu längeren Diskussionen und es viel auf wie wenig die Leipziger Bevölkerung über das Massaker weiß, Foto: Marita Brückner

Der Stachel Leipzig hat heute, mit einem Infostand, den Opfern, die am 2. Mai 2014 im Gewerkschaftshaus in Odessa getötet wurden, gedacht. Ich war dabei und bemerkte das viele Leipziger gar nicht wusste, das es dieses Massaker gegeben hat. Kommt daher die Gleichgültigkeit? Doch es gab dann auch sehr interessierte Menschen, die sich lange mit uns unterhalten haben. So haben wir einen Odessaer kennengelernt, der, als vierjähriger im Zweiten Weltkrieg miterlebte, wie seine Mutter vor seinen Augen erschossen wurde. Er findet die Vorgänge in der Ukraine als sehr furchtbar und konnte seine Tränen nicht mehr zurück halten.

Der Stachel Leipzig appellierte: Seid nicht gleichgültig, Sprecht eure Freunde, Kollegen und Nachbarn an, informiert euch und andere und gedenkt der Opfer.

Die PdL und die Gewerkschaften waren, obwohl sie eingeladen wurden, nicht gekommen. Für die Gewerkschaften wäre es sehr wichtig gewesen, den genau vor 85 Jahren, am 2. Mai 1933, wurde das Gewerkschaftshaus in Leipzig von Nationalsozialisten überfallen, besetzt und übernommen. Auch da wurden Menschen zu Tode zu Tode geprügelt und erschossen.
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