Rui Filipe Gutschmidt

Explosion im Hafen von Beirut tötet Dutzende und verletzt Tausende Menschen – Was steckt dahinter?

Rui Filipe Gutschmidt

Nach Angaben der libanesischen Behörden wurden bei einer massiven Explosion im Hafen der Hauptstadt Beirut mindestens 73 Menschen getötet und rund 3.700 verletzt. Die Zahl der Todesopfer wird aber mit Sicherheit noch steigen. Nach wilden Spekulationen scheint klar zu sein, dass es ein Unfall war, bei dem Ammoniumnitrat nach einem Brand explodierte.

Die Explosion sandte Schockwellen durch die Stadt und verursachte selbst am Rande der Hauptstadt extrem große Schäden. Die Ursache der Explosion war nicht sofort klar und man sprach anfangs von einem Raketeneinschlag oder einem Bombenangriff. Mohammed Fahmi, der libanesische Innenminister, stellte inzwischen klar, dass es „offenbar durch Ammoniumnitrat verursacht wurden, das sich in einem Lagerhaus im Hafen befand.

Kurz nach der Explosion. Bild: YouTube

Angaben des TV-Senders Euronews zufolge wurde vor etwa einem Jahr eine große Menge des Sprengstoffbestandteils Ammoniumnitrat vom libanesischen Zoll beschlagnahmt und in einer Halle im Hafen von Beirut eingelagert. Das eine derart große Menge der hochexplosiven Chemiekalie an einem Ort gelagert wurde kann man nur als fahrlässig bezeichnen.

Doch der libanesische Präsident Michel Aoun versammelte nach der Explosion den Hohen Verteidigungsrat des Landes. Also wenn es – wie auf einigen Videos zu sehen – die Folge eines Feuers ist, dann macht dieses Treffen nur Sinn, wenn es Hinweise auf einen Sabotageakt gibt. Ein absichtlich gelegtes Feuer kann zumindest nicht ausgeschlossen werden, solange die Untersuchung noch läuft.
Der Untersuchungsausschuss trat zusammen, um zu ergründen wer für die Katastrophe verantwortlich ist.

Nach der Sitzung des Hohen Verteidigungsrates im Baabda-Präsidentenpalast, an der der Präsident und alle wichtigen Sicherheitsbehörden teilnahmen und an der auch Premierminister Hassan Diab teilnahm, wurde Folgendes angekündigt:

– Ein Untersuchungsausschuss wurde beauftragt, innerhalb von fünf Tagen zu ermitteln, wer für die Explosion verantwortlich war.
– Die Familien der Opfer erhalten eine Entschädigung.
– Der Importverkehr wird zum Hafen von Tripolis im Nordlibanon umgeleitet.

Die Glasscheiben der Gebäude in einem großen Radius gingen zu Bruch und die Scherben verursachten tiefe Schnitte und schwere Verletzungen bei Tausenden, die das Pech hatten zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein.

Auch scheint es, als wären Tonnen von Mehl in der Explosion vernichtet worden, mit denen libanons Bäcker in den nächsten Monaten das Brot für das ganze Land backen sollten. Jetzt gilt es eine Hungersnot zu vermeiden.

Die Menschen im Libanon brauchen jetzt in erster Linie unsere Solidarität.


Erstveröffentlichung heute oder vor ein paar Tagen in unserer Partnerzeitung INFO-WELT.

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