Klaus Meier

Deutschland im Krieg

Ein Krieg ohne Helden
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Klaus Meier

Dieser Krieg tobt seit über 10 Jahren schon und die Opfer sind zahlreich verscharrt auf den Feldern der Unmenschlichkeit und Asozialität. Denn dieser Krieg kennt keine Helden denen man gedenken könnte oder ein Denkmal setzen kann. Alle Medien des Landes berichten immer wieder davon, aber staatliche Propaganda ist schon lange nicht mehr von wahrer Berichterstattung zu unterscheiden. Nur über vereinzelte, noch nicht zensierte Kanäle oder durch weitersagen von Menschen die durch diesen Krieg zum Opfer wurden, kommt man noch an wahre Informationen über den Verlauf der Fronten. Es wird gewaltig am Feindbild modelliert durch Medien und Politik, so dass auch kein Kind einschlafen könnte ohne Angst zu haben vor dem bösen Feind. In den Geschichtsbüchern war schon mal was von ihm zu lesen doch Papa und Mama haben es als Märchen abgetan und selber es auch nur für ein Gerücht gehalten. Dieser Feind ist aber schon bis ins Innere des Landes vorgestoßen. Noch im Verborgenen, aber lauernd und über jeden Menschen schwebend wie das Damokles Schwert, dieser Feind ist allgegenwärtig.

Die ersten Kriegsvorbereitungen begannen im Jahr 2003 unter dem Codewort Agenda 2010. Noch unter Schröder gab es durch die SPD und Bündnis 90/Die Grünen die ersten Strategien und Szenarien zur Bekämpfung des Feindes. Das erste und einzige Anliegen war alles zu sichern vor dem Feind. Die Wirtschaft musste unter allen Umständen, koste es was es wolle, vor dem Verlust des Wachstums geschützt werden. Die Kämpfer für den weiteren unhaltbaren Wachstum der Wirtschaft waren schnell ausgemacht. Es waren die Menschen die durch das Menschenrecht und das Grundgesetz dieses Landes eigentlich vor solchen Übergriffen des Staates geschützt sein sollten. Es waren die Familien, die Kinder, die Auszubildenden, die Erwerbslose und die Rentner dieses Landes. Sie sollten die Schlacht schlagen und auf dem Schlachtfeld der Gewinnmaximierung geopfert werden.

Wenn am 20. Monatsende ist
Photo: Public Domain from Pixabay

Am 1. Januar 2005 war es dann soweit, Deutschland erklärte ihrer Bewohner den Sozialkrieg. In jeder Sozialleistung wurden Kürzungen vorgenommen und Veränderungen zum Wohle des Wachstums und der Gewinnmaximierung des Kapitals. Das was noch von sozialer Marktwirtschaft bis dato vorhanden war, wurde der freien kapitalistischen Marktwirtschaft zur Ausbeutung preisgegeben. Frühere Erwerbslosenhilfe und die Sozialhilfe wurden abgeschafft und ersetzt durch ein übermächtiges omnipotentes Sozialgesetzbuch. Was sich aufmachte um sich selbst über das Grundgesetz und die Menschenrechte zu erheben und zu herrschen. Alles zum Wohle für das Wachstums und der Gewinnmaximierung. An statt einer Sozialleistung stand jetzt das „Fordern und Fördern“ eines Menschen. Einem Menschen in Not sollte nicht einfach mehr nur geholfen werden, sondern der Staat sollte fordern das dieser Mensch sich selber hilft und das „selber helfen“ konnte man dann Fördern. Die Bevölkerung versuchte den Krieg durch eine Abwahl der Kriegstreiber zu beenden. Doch CDU, FPD und die Grünen machten es noch schlimmer.

An Stelle des Helfens rückte jetzt das „Hilf dir selber“ und dann kann ich dir helfen. Das machte jeden Menschen der in eine Notlage geriet mehr als erpressbar, man konnte so einen Menschen zu fast allem nötigen. Denn wenn der Mensch in Not nicht das machte was man als Staatsmacht von ihm verlangt, konnte man jetzt auf legale Weise ihm die Hilfe die im durch das Grundgesetz zustand mit Hilfe von Sanktionen minimieren oder ganz entziehen. Also der Entzug aller Hilfeleistungen und somit die Gefährdung von Leib und Leben. Dieses war ein Verstoß gegen das Grundgesetz Artikel 2 Absatz 2 „Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit“. So wie das Menschenrecht Artikel 3 „Jeder hat das Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit der Person“. Aus einer einstmaligen Sozialgemeinschaft wurde ein Kriegsgebiet an allen Sozialfronten kam es zu erbitterten Kämpfen um Rechte die von Generationen in jahrelangen, erbitterten Schlachten gegen die Ausbeutung von Menschen geführt wurden.

Aus einer erkämpften 35 Stunden Woche wurde über Nacht wieder eine 40 Stunden Woche und mehr. Erkämpfte Arbeitsrechte wurden der stetig steigenden Erwerbslosenquote geopfert. Das Leben musste der Mehrarbeit weichen, damit man die immer steigenden Lebenskosten noch tragen konnte. Tariflöhne waren nicht mehr das Papier wert auf den sie geschrieben wurden. Verdrängt von Zeitarbeitsfirmen, Betriebsverträgen und der Angst vor Erwerbslosigkeit, verlor jeder Versuch etwas zu ändern an Sinnhaftigkeit. Leistungen der Krankenkassen wurden Minimiert oder Gestrichen. Auch Menschen die Geglaubt haben alles im Leben richtig gemacht zu hatten und jetzt ihr Alter in der Rente genießen wollten blieben davon nicht verschont. Immer wieder mussten sie auf eine Anpassung ihrer Rente an die steigenden Lebenskosten verzichten, so das es zum rapiden Anstieg der Altersarmut kam. Schon heute ist es einen Erwerbstätigen mit Mindestlohn nicht mehr möglich sich vor Altersarmut zu schützen.

Aber zur einer guten Kriegsführung für die Gewinnmaximierung gehört nun mal auch die Lohnminimierung, auch bekannt unter ihren Namen Lohndumping. Hierfür hat man sich die perfide Strategie Arbeitslosengeld II ausgedacht. Diese kürzt das Arbeitslosengeld 1 was nach einen Jahr ausläuft wenn man erwerbslos geworden ist, auf ein Existenzminimum und macht jeden Facharbeiter oder Akademiker zu einer ungelernten Hilfskraft. Auf Arbeitslosengeld II hat man aber auch nur dann einen Anspruch wenn man selber keine materiellen Werte mehr besitzt. Dazu gehört die über Jahre liebevoll gesammelten Briefmarkensammlung genauso wie das Eigenheim für die Familie, bis hin zur Lebensversicherung. Selbst eine Altersvorsorge muss zu aktiven Kapital gemacht werden und zuerst verbraucht werden bevor man ein Anrecht auf ALGII hat. Wenn man dann gesetzeskonform alle seine Werte vernichtet hat, was man sich vielleicht in Jahren der Erwerbstätigkeit erwirtschaftet und gespart hat, kommt die eigentliche Kriegshölle ALGII. Man wird von einen Menschen mit Grundrechten zu einen Bittsteller und Versager degradiert. Man reiht sich ein in die Reihen der Kriegsopfer und man darf sich nur noch an dem Busen der asozialen Perversion des Staates nähren, wenn man ihm zu Willen und Nutzen ist.

Leiharbeiter: Arbeiter 3. Klasse
Foto: Joerg Sarbach/dpa

Anfangs glaubt man noch wieder an die Erwerbsfront zu kommen solange man das tut was der Sachbearbeiter in dem Job Center von einem fordert. Man schreibt eine Bewerbung nach der anderen und jede ist ein Teil des Vergessens der eigenen Qualifikationen. Am Ende sind es dann nur noch Bewerbungen bei Zeitarbeitsfirmen als Aushilfskraft um aus dieser Hölle ALGII raus zukommen. Ab und zu kommt Hoffnung auf, wenn es heißt man kommt wieder an die Erwerbsfront. Es sind zwar meistens nur zeitlich begrenzte Einsätze, aber sie lassen einen diese soziale Hölle und die kulturelle Einsamkeit vergessen. Aber auch diese Einsätze bleiben irgendwann aus und man bekommt vom Sachbearbeiter nur noch kleine Scharmützel Angeboten für 1 €uro bei denen die Gewinner schon fest stehen. Nach ein paar Jahren in dieser Kriegshölle stellen sich dann die ersten Anzeichen posttraumatischer Belastungsstörungen ein. Einige geben einfach auf und lassen alles über sich ergehen was der Sacharbeiter noch so alles als Reanimierung des alten Kriegers empfiehlt. Am Ende dienen diese Maßnahmen dann doch nur noch um die Kriegsopferzahlen zu minimieren, solange wer hinsieht. Andere retten sich vor dieser Hölle in den Suizid und wieder andere muss man vor sich selber und der Gesellschaft der Unwissen schützen, da sie ihre Hilflosigkeit und Hoffnungslosigkeit nur noch mit Gewalt kanalisieren können. Der größte Teil dieser Opfer trifft sich heute im Internet oder in Kriegsopfervereinen. Sie fordern die sofortige Beendigung des Sozialkrieges durch den Staat an den Bewohnern dieses Landes. Nie wieder Sanktionen oder andere Repressalien in und durch ALGII, Sozialleistungen sind nicht Sanktionierbar  und müssen ein menschenwürdiges Leben garantieren. Ein Existenzminimum ist als solches unantastbar, es zu schützen und zu gewährleisten ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt und Macht.

Wohnzimmer Parkbank
Photo: Public Domain from Pixabay

Du kannst diese Opfer nicht sehen oder hören, das alles scheint dir nur ein Märchen zu sein was man Kindern am Lagerfeuer erzählt, damit sie was zum Gruseln für die Nacht haben ? Dann Suche im Internet nach Ihnen oder ihren Kriegsopfervereinen, noch verstecken sie sich, schämen sich, dass sie den Krieg nicht entrinnen konnten. Das sie Gefangene dieses unsozialen und gesetzwidrigen Systems geworden sind, ohne Hoffnung auf Befreiung oder Gerechtigkeit. Doch die Zahl derer die sich erheben werden jeden Tag mehr. Oder bist Du eines der Opfer dieses Krieges, dann erhebe dich mit uns. Noch ist unser gemeinsames Lied von Sozialfrieden und Sozialgerechtigkeit leise. Aber es werden jeden Tag mehr die in dieses Lied mit einstimmen und eines Tages wird es wie Donner durch die Tore des Oligarchen brechen, so dass selbst der taubste und ignoranteste Politiker sich nicht mehr davor verstecken kann.

Stoppt ALGII, für eine bedingungslose Grundsicherung die die Existenz und eine Kulturelle Teilhabe garantiert.
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Über den Autor: Klaus Meier,1965 in Berlin geboren ist aufgewachsen in einer politisch desinteressierten Arbeiterfamilie. Lange glaubte er an die Leistungsgesellschaft und das jeder die gleichen Möglichkeiten hätte. Das Leben lehrte ihn, daß es nicht so war. Dadurch politisch aktiviert schreibt er humanistische linke Texte und wurde ein Verfechter des bedingungslosen Grundeinkommens sowie kommunalpolitisch aktiv. Klaus Meier schreibt auf Facebook unter #Dissident

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